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man über den Geschmack nicht streiten
muß,» den Geschmack in seiner weitlauf-
tigsten Bedeutung genommen, ist ein Satz, der
so allgemein angenommen wird, daß er zu einem
Sprüchworte geworden ist. So Mel ist in der
That offenbar, daß wenn das Sprüchwort bey
irgend einem äußerlichen Sinne richtig ist, es
auch bey den andern richtig seyn muß. Wenn die
ergehenden Gefühle des Gaumens keine verglei-
chende Prüfung gestatten, so müssen die Er-
getzungen des Geruchs, des Schalles, des Füh-
lens, sa selbst des Sehens dasselbe Vorrecht ha-
ben. Nach dieser Art zu denken verdient ein
Mensch keinen Tadel, der so gar, gegen Schön-
heit, Größe, oder Zierlichkeit unempfindlich, den
Türkenkopf auf dem Schilde des Wirlhshauses
dem besten Gemählde des Raphael, oder einen Go-
thischen Thurm dem schönsten griechischen Ge b aue
borzieht; oder der den Geruch eines faulen Aases
dem Gerüche der wohlriechendsten Blume, oder
ein Gemisch mishalltger Tone der ausgesuchtesten
Harmonie vorzieht.