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Karl-und-Faber-Kunst- und -Literaturantiquariat <München> [Hrsg.]; Karl und Faber Kunst- und Literaturantiquariat [Hrsg.]
Auktion / Karl & Faber, München: Handschriften und Drucke — München, Nr. 16.1938

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https://doi.org/10.11588/diglit.5763#0012
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I. MANUSKRIPTE

(Megenberg)

104 hinzugekommenen finden sich 16 bei Megenberg an anderen Stellen seines Buches, alle übrigen
fehlen dort ganz. Andererseits enthalten die Drucke 3 Kapitel, die hier nicht erscheinen: Cannamellis,
Coriandrum u. Oculus porci. Unter die Pflanzen sind (wie üblich) auch einige andere Substanzen ein-
gereiht, wie Ambra, Bibergeil, Weinstein u. dgl.

Megenberg hat sein Buch unillustriert veröffentlicht, und so erscheint es auch in den weitaus meisten
der 54 nachweisbaren Hss. Irgendwie illustriert sind nur acht davon: drei (Dresden, Wien, Wolfenbuttel)
haben je ein Bild, die Würzburger Hs hat 29, die Frankfurter 40, eine Heidelberger 61 Bilder. Nur
zwei Hss sind nachzuweisen, in denen Megenbergs Botanik durchgehend
illustriert erscheint; es sind das der Cod. pal. germ. 311 der Heidelberger UB und die
ehemals Gräfl. Erbachische Hs., die beide aufs engste verwandt sind. In ihnen liegt der botanische Teil
des Buches in derselben starken Erweiterung vor wie hier (nur fehlt dort das Kapitel Dragonthea —
drackenwurcz), doch ist die Illustration hier ikonographisch u. stilistisch durchaus selbständig und von
den genannten beiden Hss ganz unabhängig. Außerdem sind die Bilder hier wesentlich größer als dort:
durchschnittlich ca. 18 : 14 cm gegenüber ca. 13 : 8 cm in Heidelberg.

Diese sachlich auf das Dreiiache vermehrte und durchgehend illustrierte Redaktion der Megenbergschen
Botanik ist bisher völlig unbeachtet geblieben, obwohl sie höchst beachtenswert wäre
für die Klärung der Vorgeschichte der großen gedruckten illustrierten Kräuterbücher (Herbarius, Gart,
Hortus), über deren Entstehung neuerdings manche voreiligen Behauptungen aufgestellt worden sind. —
Die Tierkapitel u. -bilder sind weniger wichtig, ebenso die am Schluß (Bl. 178—83) beigegebenen
medizinischen Partien (Gesundheitsregiment für die einzelnen Monate u. Aderlaßvorschriften), die sich
z. B. auch in der Heidelberger Hs pal. Iat. 577 finden, jedoch dort ohne den Aderlaßmann, der hier
Bl. 181v in blattgroßer Darstellung sich findet.

Die Pflanzenbilder sind Deckfarbenmalereien in hellen Farben, ohne Vorzeichnung hergestellt: Konturen
u. Binnenzeichnung sind vielfach in dunkleren Farben nachgezogen, z. T. mit der Feder. Die Pflanzen
wachsen stets aus einem grünen Bodenstück heraus, das manchmal hügelartig gewölbt ist und in dem
die Wurzeln wiedergegeben werden, wenn sie charakteristisch oder offizinell sind. Jede Darstellung
befindet sich in einem zwei- oder mehrfarbig aufgeteilten Doppelrahmen. Der Maler hat bei einheimi-
schen Pflanzen meist Naturtreue angestrebt, aber gleichzeitig stark stilisiert, mit dem deutlichen Be-
streben, die offizinellen Pflanzenteiie durch unverhältnismäßig große u. besonders deutliche Wiedergabe
zu betonen; ein charakteristisches Beispiel sind die Mohnköpfe Bl. 131v. — Die Tierbilder sind kolo-
rierte Federzeichnungen, die Tiere selbst größtenteils ohne jedes Streben nach Naturwahrhcit gezeichnet.
Die Hs ist ganz ungewöhnlich gut erhalten, während sonst gerade botanische vulgärsprachliche MSS
durch langen Gebrauch sehr mitgenommen zu *sein pflegen, und der wichtige botanische Teil ist voll-
ständig unversehrt. Dagegen fehlt das Bl. 6 mit dem Text über den Maulwurf (Megenberg III 65) und
dem Bilde des Fuchses (III 69); ferner fehlt am Ende der Schluß des (belanglosen) Aderlaßtextes. Die
Doppelseite 125v/l26r ist leer, weil vom Schreiber übersprungen. Die äußeren Ränder sind unbedeutend
fleckig, alle Bilder sind frisch und tadellos erhalten.

— s. larb. Talel vor Titel! —

13 Konrad von Megenberg. Deutsche Sphaera. Nebst anderen deutschen astronom.
Texten. Pergamenthandschrift süddeutscher Provenienz von ca. 1400, in kräftiger
Minuskel zweispaltig geschrieben, rubriziert. Mit 9 roten oder rot-schwarzen Figuren.
103 Bll. Kl.-4°. Holzdeckel-Schweinslederband mit 2 übergreifenden Schließen (Orig.-
Einbd. Rücken etwas beschädigt). (800.—)

Als wichtigsten Text enthält der Codex Bl. 68v—103v die deutsche Sphaera des Konrad v. Megenberg,
eine ziemlich freie Ubersetzung der Sphaera des Joh. de Sacrobosco mit eigenen Zusätzen Megenbergs;
hrsg. von Matthaei, Berlin 1912 (Deutsche Texte d. MA, Bd. 23). Der Text (hier anonym und mit
8 Figuren) gehört zu den ältesten astronom. Schriften in deutscher Sprache und ist für die Entwicklung
der deutschen astronom. Terminologie von gr. Interesse. Das Werk ist selten; bisher waren nur
8 Handschriften bekannt (Zinner nr. 4829 ff.), zu denen die vorliegende hinzukommt.
Außerdem enthält der Band Bl. lr—14r ein doppeltes Kalendarium (Iat. u. deutsch) nebst komputisti-
schen Tabellen; danach Bl. 14v—65v ein anonymes astronom. Werk (mit einer Figur) mit dem Anfang:
,Anima sapiens dominabitur astris etc. Dies wort, daz in der latein ist fürgclegt, daz spricht. . . Ptolo-
meus in dem puech von hundert Worten..."; es besteht aus Vorrede u. zwei Büchern; ein Teil der
Subskription ist radiert. Der Autor oder andere Hss sind nicht nachweisbar; es scheint sich nicht um
eine Ubersetzung, sondern um eine deutsche Originalarbeit zu handeln. Es folgt Bl. 65v
—68v ein kurzer Text über die ,,schädlichen Tage" des Jahres.

Der Codex ist von sehr guter Erhaltung. Auf den Innendeckeln u. auf der letzten Seite f a m i 1 i e n -
geschichtliche Notata eines Vorbesitzers Hans Hochenstat (verheiratet mit Else
F i s c h e r i n) aus den Jahren 1454—1482.

14 Miscellanea alchymica. Papierhandschrift deutscher Herkunft v. J. 1451 (mit spä-
teren Einträgen bis 1529), in gotischer Bücherkursive sehr deutlich u. lesbar ge-
schrieben (die Nachträge flüchtiger), rubriziert u. mit einigen kleinen Zeich-
nungen erläutert. 135 Bll. Fol. (Schmalhochformat). 290:105 mm. (180.—)

Äußerst reichhaltige Sammelhandschrift, besonders wertvoll durch die große Zahl alehymisti
scher Texte in deutscher Sprache (Bl. 3—35 und 120—127), die im 15. Jahrh. noch
keineswegs häufig sind. Auch die lateinischen Partien des Bandes bieten manches Seltene und kultur-
geschichtlich Interessante. Es im einzelnen herauszuarbeiten, muß einer genauen wissenschaftlichen
Analyse der Handschrift vorbehalten bleiben, die sie durchaus verdient; im Folgenden werden nur In
Auswahl einige Stücke mit Uberschriften u. Verfasserangaben aufgeführt.
2r Tota preparacio lapidis benedicti (in latein. rhythmischen Versen).

3r Johannes de Rupescissa, Tract. de quinta essentia, deutsch (nicht vollständig; hierzu gehören

wohl die Bll. 120—127).
8v Practica super Iapidem philosoficum in vulgari que valdc pulchra est.
lOrDisputaciones de argento vivo et suo sulphure, deutsch.

Auktion XVI
 
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