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Karo, Georg
Die Schachtgräber von Mykenai (Band 1): Text — München, 1930/​1933

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https://doi.org/10.11588/diglit.14445#0187
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1. Tracht und Schmuck der Männer

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zierten Fassung'). Endlich hat er auch gewiß, wie seine Genossen in dem langen
Festzuge des Prozessionsfreskos, wellenförmig geschwungene, blaue Knöchelringe
getragen. Von solchen ist in den Schachtgräbern keine Spur, dagegen enthielt
Grab IV zwei offenbar für die Oberarme bestimmte Paare von Goldbändern mit
Sternblüten2). Auch IV 286 7 können Armbänder sein, wenn wirklich das erste
auf einem Armknochen gefunden worden ist. Sie bilden aber kein richtiges Paar,
da Maße und Verzierung trotz großer Ähnlichkeit voneinander abweichen.

Alle diese Goldbänder sind ziemlich geringe Arbeiten, die nur für den Grab-
gebrauch hergestellt sein mögen. Dagegen ist Nr. 263 (Taf. XLII) eines der kost-
barsten Schmuckstücke aus unseren Grüften. Dieser große und starke Reif, der
nach seinem Durchmesser von 9,3 cm für einen männlichen Oberarm gut passen
würde, trägt in kunstvoller Technik aus Gold und Silber (s. die Beschreibung oben
S. 76) eine große Sternblüte. Entsprechende Verzierung von Armbändern ist mir
sonst aus dem minoisch-mykenischeu Bereiche nicht bekannt3). Indessen lassen
wenigstens die rot und blau bemalten Bänder am rechten Handgelenk des eben
erwähnten Fürsten mit der Federkrone auf eine ähnliche Verbindung verschie-
dener Metalle schließen, nicht minder sein Gürtel und der des Trichterträgers.
Daß solche kostbaren Gürtel bisher auf dem Festlande fehlen, wurde schon gesagt.

Der Fürst trägt um den Halsansatz, am Rande des erhaltenen Stuckfragments
gerade noch sichtbar, eine schmale, blaue Schnur, wohl aus kleinen Fayenceper-
len, auf der Brust eine lange Kette aus roten (goldenen) Lilien, die genau unseren
Ordensketten entspricht1). Ebenso waren die goldenen Adlerpaare aus dem
V. Schachtgrabe (Nr. 689, Taf.LXVI und Abb. 48) gewiß ein Abzeichen fürst-
licher Würde, oder vielmehr dessen Nachbildung für die Gruft. Denn gerade ein
solches repräsentatives Schmuckstück wäre im Original gewiß weit sorgsamer
ausgeführt5). Die geriefte Leiste über jedem Adlerpaar ahmt die Perlen eines
Halsbandes mit solchen Anhängern nach. Sowohl einzelne kleine Perlen wie ge-
riefte Stäbe aus Stein, Kristall, Fayence, Gold sind auf Kreta seit frühminoischer
Zeit beliebt (R. Seager, Explor. in Mochlos Abb. 20, 25 Taf. 10; Evans I 490 f.
Abb. 351 f.). Wir finden sie in reicher wie auch in einfacher Form an den Hals-
ketten des Fürsten und „Offiziers" auf dem Steatitbecher von Hagia Triada. Auch
in Mykenai trugen sie nicht bloß die Fürstinnen (unten S. 183. 188): das beweisen

') Evans II 705 Abb. 441. Vgl. die merkwürdigen, aus einzelnen Gliedern bestehenden Armbänder des Fürsten
auf dem Steatitbecher von Hagia Triada, Evans II 791 Abb. 516. Die übrigen Gestalten des Prozessionsfreskos Evans II
723 ff. Abb. 450, 454, Taf. 26 f.

-) Nr. 255—258, Taf. XLIII; nach Technik und Verzierung von den Schildbändern Nr. 260/61 nicht zu trennen.
In Grab V lag ein ähnliches, nur geringeres Paar, Nr. 649/50, Taf. LVI; zu dem komplizierten Ornament unten Kap. 10.

:l) Mein Hinweis (Ath. Mitt. XL 1915, 174 Anm. 1) auf böotische Bronzearmbänder mit ähnlichen Sternblüten
('Eid. dp/. 1892 Taf. 10, 12) und deren assyrische Vorbilder (Layard, Mon. of Niniveh II 5, 6 u. a.) wäre irreführend,
wenn etwa an ein Weiterwirken mykenischer Motive auf die vorderasiatische Kunst des VIII/VII. Jahrhunderts ge-
dacht würde. Davon ist bisher nichts nachweisbar.

Vgl. die Kette mit Fliegen aus dem Schatze der Königin Ah-Hotep, F. W. v. Bissing, Theb. Grabfund Taf. 6.

") Die Adlerpaare haben glatte Rückseiten; irrig Ath. Mitt. XL 1915, 175: „zwei gleiche Goldbleche".
 
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