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Karo, Georg
Die Schachtgräber von Mykenai (Band 1): Text — München, 1930/​1933

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https://doi.org/10.11588/diglit.14445#0249
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6. Gefäße aus Edelmetall und anderen kostbaren Stoffen

241

Abb. 99. Gußgefäß aus Syra.

und V (600. 854, CXXXVIII f.) stellen eine ebensolche Verbindung einheimischer
und kretischer Formelemente dar, wie wir sie bei den hochfüßigen Goldbechern
beobachtet haben (oben S. 236). Der Kelch entspricht einem überaus häufigen mit-
telminoischen Bechertypus, der auch bisweilen gestreiften Stein in Ton nachahmt
(Evans I 257 Abb. 191. II 371 Abb. 206c. 435 Abb. 252), niemals aber m. W. auf
Kreta einen Fuß besitzt1)- 600, das in zwei Stücken gearbeitet ist, zeigt besonders
klar, wie der Kelch auch ohne den Fuß bestehen kann, dessen Form durchaus fest-
ländisch ist. Diesem Befunde entspricht es, daß solche Kelche mit Fuß auf kreti-
schen Darstellungen fehlen, während die Göttin auf dem großen Goldring von
Tiryns einen in der Rechten hält2)-

Endlich zeigt uns das Prunkstück mykenischer Alabastergefäße eine ganz
ähnliche Verschmelzung verschiedenartiger Elemente. Das große dreihenklige
Gußgefäß 389, CXXXVIII f. ähnelt darin etwas dem Rosettenbecher 351. Minoisch
sind Henkel und Ausguß, minoisch auch die Gestaltung des Mündungsrandes, die
vollkommen einem silbernen Vorbildern nachgeahmten Faltenbecher von Knossos
entspricht (Evans I 193 Abb. 139b; vgl. zur Profilierung auch den steinernen
„Leuchter" aus Nauplia II 127 Abb. 62). Dagegen gemahnt der Fuß eher an fest-

1) Der im Vorstehenden mehrfach erwähnte Steatitbecher aus Hagia Triada hat eine verwandte, aber im Ver-
hältnis des Kelches zum Fuße doch wesentlich abweichende Form. Vgl. die guten Photographien bei Bossert Abb, 87 f.
") Arch. Anz. 1916, 146 Abb. 5, nach Zeichnung E. Gillierons; Ath. Mitt. 55, 1930, 122 Taf. 2f,
 
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