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Kayser, Julius
Delphi: Vorträge im Geographischen Verein zu Darmstadt gehalten ; mit erläuternden Noten — Darmstadt, 1855

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https://doi.org/10.11588/diglit.11363#0050
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— 42 —

dert; was kunstvoll, war auch schon zum grossen T heile
nach Rom gewandert.

Um nun nicht unterbrochen zu werden, will ich, bevor
wir zum Tempel Apollos treten, noch etliche andere 0 ert-
lich k e i t c n des alten D e 1 p h i' s , welche von Interesse
sind, anführen. Wendete man sich vom Tempel rechts auf-
wärts, so traf man im ewig grünenden Myrten- und Lorbeer-
haine, der den heiligen Bezirk vielfach beschattete, auf einen
von Mauerwerk eingefassten, frischen, lebendigen Quell, Kas-
sötis geheissen, er ist ungefähr der Mittelpunkt des ganzen
heiligen Bezirkes. Thiersch zählte von der Kastalia bis hier-
her 800 Schritte. Er versinkt alsbald und wir werden ihn im
Adyton des Tempels wieder finden, wo seinem Einflüsse die
Verzückungen der Pythia zugeschrieben werden53). Die wei-
tere Rinne sucht er sich in den Felsenritzen nach dem Fliiss-
chen Pleistos zu. Jetzt ist es der Brunnen des heil. Ni-
kolaos, dessen Kirche gerade unter demselben steht; merk-
würdig, dass ihn noch bis auf diesen Tag ein Lorbeer beschattet,
und dieser Lorbeer ist den Delphiern bis heute ein heiliger
Baum, dessen Zweige an hohen KirchemVsten ihre Kapellen
zieren und durchduften wie im grauen Alterthume, nach dem
Ion des Euripides (Curtius A. D. p. 54.). Das kühle und
klare Wasser aber fliesst Winters und Sommers mit gleicher
Fülle, — Hoch oben, an der Grenze des heiligen Bezirks, lag
ein nicht grosser cylinderförmig abgerundeter Stein: den sollte
der alte Gott Krön os statt seines ncugebornen Sohnes verschluckt
und hier wieder ausgespieen haben (Hes. Theog. 498 ff.). Man
salbte ihn alltäglich mit Oel und schmückte ihn an Festtagen
gleich dem nachher zu erwähnenden Nabeisteine mit Binden
und Bändern. — Man nannte solche Steine, Ueberrcste aus
dem ältesten Natur- und Fetischdienste, Bätylien (ßuirvliu,
ßtrfvvXoi, Creuzer Symb. IV, G39.).

Nördlich von der Kassotis stand die sogenannte Lesche
der Knidier.W) „Leschen waren öffentliche Gebäude bestimmt
 
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