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Wagner, Heinrich
Kunstdenkmäler im Grossherzogthum Hessen: Inventarisirung und beschreibende Darstellung der Werke der Architektur, Plastik, Malerei und des Kunstgewerbes bis zum Schluss des XVIII. Jahrhunderts: Kreis Büdingen — Darmstadt: Bergstraesser, 1890

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https://doi.org/10.11588/diglit.18791#0188
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KREIS BÜDINGEN

i

1

darf die mangelhafte Bauart des Turmes bleiben.
Die Ostwand desselben steht eigentlich im Hohlen,
d. h. sie ruht auf einem im Dachraum das Stern-
gewölbe überspannenden Bogen, der also aus jüngerer
Zeit stammt als dieses. Die übrigen Umfassungs-
mauern des Turmes sind in regelrechter Weise
durch Nord- und Südwand des Chores, bezw.
durch den Chorbogen unterstützt.

Der Pfarrer Fr. Willi. Geysig zu Hitzkirchen berichtet
1671 an die beiden Herren Grafen, die Pfarrkirche des Dorfes
sei »zwar von den eltesten vnd vornembsten eine«, nunmehr
aber leider so verarmet und zerfallen, dass ein Prediger auf
Fig. 84. Hitzkirchen. seinem Predigslul »nicht kan trucken oder sicher stehen«,

Teil des Turmgesimses der Pfarrkirche. und w0 nicht gesteuert und geWehret würde, das ganze

Gebäude zerfallen könne.
Wahrscheinlich wurde nicht lange nach dieser Zeit mit der Wiederherstellung
der Kirche und dem Aufbau des Turmes begonnen.

Im Äussern sieht man an der Nordseite des Chores
eine zugemauerte Thüre, sowie sonstige Spuren des früheren
Vorhandenseins eines Anbaues. An der äusseren Südwand
des Chores sind die in Fig. 85 abgebildeten Wappen an-
gebracht. Das rechtsseitige (herald.) hat das auch im
Innern des Chores vorkommende Hirschhorn der Galling

,. , von Altheim, das linksseitige ist zweireihig gespickelt,

Fig. 85. Hitzkirchen. ' 0 ö o r '

Wappen an der südlichen ^as Abzeichen der Wambold von - Umstadt. Darunter
Chorwand der Pfarrkirche, ist die Jahreszahl 1514 (die Zehn £ in Kursivschrift)
eingemeisselt.

Der Stein giebt vielleicht das Jahr der Erbauung des Chores, sowie das väterliche
und mütterliche Wappen des Pfarrers Heinrich Gailing an, in dessen Zeit nach S. 170 u. 171
die Herstellung des Chorgewölbes zu setzen ist; oder diese Merkmale bezeichnen die Grabstätte
eines Angehörigen seiner Familie, der Gailing von Altheim, deren mehrere im 15. Jahrhundert
eine Wambold von Umstadt zur Ehefrau hatten. Auffallend ist die schräge Form dieses Steines.

Im Turme hängen zwei Glocken. Nur die grössere von beiden hat eine
Inschrift. Diese ist zwischen Bindfaden-Ringen in gotischen Minuskeln von 32 mm
Höhe am Hals der Glocke angebracht und lautet: aitß • UWEISt • gtfldtl • ylClia •

iwnifmt^ • tßtum • m° • tttt" • tyfiiüi0.

Kirchhof Einige Grabsteine ohne künstlerische und geschichtliche Bedeutung finden

sich auf dem Kirchhof. Dieser, sowie die Ffarrhofreite, liegen auf einer Anhöhe
und sind ringsum mit einer an manchen Stellen bis zu 5 m hohen und nahezu
1 m dicken Mauer umgeben, welche mit Schiefsscharten versehen ist. Das Kirch-
hofsthor wurde 1739 neu überdacht.
 
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