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Wagner, Heinrich
Kunstdenkmäler im Grossherzogthum Hessen: Inventarisirung und beschreibende Darstellung der Werke der Architektur, Plastik, Malerei und des Kunstgewerbes bis zum Schluss des XVIII. Jahrhunderts: Kreis Büdingen — Darmstadt: Bergstraesser, 1890

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https://doi.org/10.11588/diglit.18791#0294
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274

KREIS BÜDINGEN

mantel, offenbar von ungeübter Hand , eingeschnitten, und von rechts nach links
(im Spiegel) folgendermassen zu lesen ist: NE ■ FRUGES ■ L(A)EDAT ■ ME •
GRANDO ■ SONAN(TE) ■ RECEDA T. Am vorletzten mit Kursivbuchstaben
geschriebenen Wort fehlt die eingeklammerte Silbe des lateinischen Hexameters,
der sich mit den Worten verdeutschen lässt: Möge, wenn ich ertöne, der Hagel
weichen, auf dass er nicht die Früchte verletze. Auf der Haube findet sich

i : 5

dieses Zeichen p\ . Die Schriftzüge, Merkmale von Form und Herstellung der
Glocke und ihrer Krone lassen darauf schliessen, dass sie anfangs des 13. Jahr-
hunderts, wenn nicht sogar vor 1200 schon, angefertigt wurde.*)

Schlosskapelle Zu Wenings bestand im Mittelalter, ausser dieser älteren Kirche des Ortes,

noch die Kapelle im Schloss, welche 1351 von Hermann, Herr zu Lissberg, ge-
stiftet wurde mit Zustimmung Heinrichs von Ysenburg, der sich gleichzeitig ver-
pflichtete , diese Stiftung zu vollführen, falls er schon vor dem Zustandekommen
des Baues wieder in den Besitz des von ihm an Hermann von Lissberg verpfändeten
Wenings gelange (S. 272, An in. ff). Demgemäss wird, als dieser Fall eingetreten
war, 1357 bekundet, dass Heinrich von Ysenburg mit dem Bau eines der h. Jung-
frau Maria und dem h. Antonius geweihten Kapelle in seinem Schlosse zu Wenings
begonnen habe. Von dieser Schlosskapelle sind keinerlei Spuren vorhanden.

Stumpfe Kirche Zum Pfarrgut der Kirche zu Wenings gehören die Trümmer der »stumpfen

Kirche«, ehemalige Pfarrkirche des vorgenannten schon Mitte des 15. Jahrhunderts
verwüsteten Dorfes Flosbach. Sie liegt eine halbe Stunde südlich von Wenings.
Ein Stück der Kirchenmauer, ungefähr 1 in hoch und ebenso dick, ragt noch aus
dem Boden empor. Auch stehen noch Überreste der alten Kirchhofsmauer.

*) Vergl. Schönermark, Altersbestimmung der Glocken, Zeitschr. f. Bauw. 1889, S. 27.
 
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