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Wagner, Heinrich
Kunstdenkmäler im Grossherzogthum Hessen: Inventarisirung und beschreibende Darstellung der Werke der Architektur, Plastik, Malerei und des Kunstgewerbes bis zum Schluss des XVIII. Jahrhunderts: Kreis Büdingen — Darmstadt: Bergstraesser, 1890

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https://doi.org/10.11588/diglit.18791#0295

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WF.XIXGS

WELTLICHE GEBÄUDE. Von dem mittelalterlichen Schloss zu Wenings Schloss

und iforitzstein

sind keine Reste erkennbar. An seiner Stelle, im höher gelegenen nördlichen Teil
des Ortes, steht heute nur noch ein wirksam sehlichtes, steinernes Gebäude mit
hölzernem Dachstock, zwischen dessen zwei rechtwinklig zusammentreffenden Flügeln
ein runder Treppenturm eingebaut ist (Fig. 149). Es rührt, allen Anzeichen nach, von
einem in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts errichteten Neubau des Schlosses her.

An der zur steinernen Wendeltreppe führen-
den spitzbogigen Turmthüre bemerkt man
im Bogenscheitel des umrahmen- ^ V.
den Stabwerks dasselbe Steinmetz- ^
zeichen, das 1533 am Wachtbau
des Schlosses zu Büdingen (S. 53) und 1537
am Schloss zu Leustadt (S. 188 f.) vorkommt.
Das unterkellerte, zum Teil zerfallene Ge-
bäude, Eigentum des Fürsten von Isenburg-
Birstein, dient z. Z. Landwirtschafts- und
Wohnzwecken. Weder von dem Schloss
»Moritzstein«, das Graf Wilhelm Moritz kurz
nach 1700 hier neu errichten Iiess, *) noch
W von dem früheren Lustgarten des Schlosses,
dem Graben hinter demselben und sonstigem
Zubehör, ist irgend etwas erhalten. Eine
i : 10 unter altem Gerümpel im Moritzstein aufge-

Fig. 148. Wenings. Alte Glocke. fundene thönerne Ofenkachel**) zeigt zier-
liches Renaissanceornament und Bildwerk.
Das Schloss zu Wenings, das mehrfach als Wittwensitz der Gräfinnen von
Ysenburg bestimmt war, wird von Graf Wölfgang Ernst I. 1603 als »Unser Haus
zu Wenings« bezeichi et in einem von ihm ausgestellten Freiheitsbrief der Stadt.

Im südlichen Teil des Ortes findet sich ein herrschaft- Hofgebäude
licher Pachthof mit malerischen, alten Wirtschaftsgebäuden,
von denen Fig. 150 ein Bild giebt. Eine hohe Mauer, die mit
Schlüsselloch-Schiessscharten versehen ist, umgiebt das Gehöft.
Den Schlussstein eines alten Thores schmückt das ysenburgische
Wappen. Darüber steht die Jahreszahl t 537, darunter dasselbe
Steinmetzzeichen, wie am Thürchen des einstigen Schlosses (s. o.).

Am Rathaus bemerkt man das in Stein gehauene Wappen von Wenings,
welches gleich dem Sigel der Stadt ***) als Abzeichen eine menschliche Figur mit
Heiligenschein ums Haupt zeigt. Sie hält in der Rechten eine sich krümmende
Schlange, in der Linken das ysenburgische Wappen.

Bemerkenswerter als das Rathaus sind einige alte Holzhäuser in der Nähe,
ferner No. 57 und No. 58.

*) Simon, a. a. O. II, S. 339. — Arch. f. Hess. Gesch. V, Art. XIII, S. 3.
**) Im Belitz des Herrn Baron von Oer zu Birstein.
***) Abgebildet im Arch. f. Hess. Gesch. III, Art. 11, Fig. 48 zu S. 87.
 
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