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Wagner, Heinrich
Kunstdenkmäler im Grossherzogthum Hessen: Inventarisirung und beschreibende Darstellung der Werke der Architektur, Plastik, Malerei und des Kunstgewerbes bis zum Schluss des XVIII. Jahrhunderts: Kreis Büdingen — Darmstadt: Bergstraesser, 1890

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https://doi.org/10.11588/diglit.18791#0169

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KREIS BÜDINGEN

HARDECK

Allgemeines j(JJrSWSh)}KRG, 5 km südwestlich von Büdingen, dessen Name Hardeckin 128g
^Jtsö^S' nach Thudichum *) gleichbedeutend ist mit »Ecke der Hard«, d. i. des
bewaldeten Berges. Auf dem dicht bewaldeten Gipfel desselben liegen
^ die Trümmer einer Burg, welche einst in das Gericht Büdingen ge-

hörte.**) Urkundlich wird sie zum erstenmal 1405, zum letztenmal 1464 ge-
nannt. Damals gehörte sie Johann von Ysenburg, Herrn zu Büdingen, und dessen
Amtmann, Eckard Riedesel, hatte hier seinen Sitz. Von den früheren und späteren
Schicksalen vom »slosze der Hardecke« ist nichts Sicheres bekannt. Erst gegen Mitte
des 16. Jahrhunderts kam die sagenhafte Uberlieferung in Umlauf, dass die einstigen
Grafen von Hardeck die Vorfahren derer von Ysenburg gewesen seien. Auf Grund
dieser Angaben wusste sich Graf Anton von Ysenburg von Kaiser Karl V. 1547 die
Verleihung des »hardeckischen Löwen« als Herzschild in sein angestammtes Wappen
zu verschaffen; allein die Sage entbehrt aller urkundlichen Belege.

Burgruine Auf der Kuppe des Berges gewahrt man deutlich zwei ringförmige Wälle

mit zwischenliegendem, breitem Graben. Die innere, höhere Umwallung misst etwa
200 m, die äussere, niederere 340 m im Umfang. Die Entfernung beider von
Mitte zu Mitte beträgt 20 bis 22 m, ihr Höhenunterschied 5 bis 7 m. Der
teilweise verschüttete Graben liegt durchschnittlich 8 bis 9 m unter dem jetzigen
Kamme der inneren Umwallung. Das Mauerwerk der Wälle ist aus Basaltsteinen
hergestellt, allein nicht trocken aufeinander geschichtet wie die Ringwälle der
Glauburg und anderer vorgeschichtlichen Wallburgen, sondern mit Mörtel ver-
bunden, dessen Spuren überall bemerklich sind; auch ist die ganze Umwallung
nach mittelalterlicher Bauart angelegt und ausgeführt. Kurz, auf der Hardeck finden
sich — entgegen den mehrfach gemachten Angaben — nicht etwa die Reste einer
altgermanischen, sondern vielmehr einer mittelalterlichen Bergfeste: Grundmauern
von Gebäuden, Ruinen von Türmen und Gewölben in der inneren Umwallung,
sowie Ringmauertrümmer und Gräben der seit Jahrhunderten schon verwüsteten
Burg. An mehreren Stellen derselben sind Bänke und Tische für die Besucher
der Hardeck aufgestellt, von deren Gipfel man an hellen Tagen eine prächtige
Rundsicht in die nähere und fernere Umgebung geniesst.

*} Rechtegesch. d. Wetterau, I, S. 15. — Simon, Gesch. d. reir.hsst. Hauses Y. u. B. I, S. 102.
**) Landau, Beschr. d. Gaues Wettcreiba, S. 109. — Simon, a. a. O. III, S. 50, No. 52. — Quartalbl. d.
hist. Ver. f. d. Grossh. Hessen, 1884, S. 54 f.
 
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