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Wagner, Heinrich
Kunstdenkmäler im Grossherzogthum Hessen: Inventarisirung und beschreibende Darstellung der Werke der Architektur, Plastik, Malerei und des Kunstgewerbes bis zum Schluss des XVIII. Jahrhunderts: Kreis Büdingen — Darmstadt: Bergstraesser, 1890

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https://doi.org/10.11588/diglit.18791#0033

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BLOFELD

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BLOFELD

FARRDORF, nordwestlich von Büdingen, zwischen der Horloff und der Allgemeines
Nidder gelegen. Der Name des Ortes: Blafelt im 12. Jahrhundert,
Blauelt 1294, Blaefeld 1423, Blovelt 1554, ist nach Weigand*) gleich-
bedeutend mit Blaufeld.
Blofeld ist unter den dem Kloster Fulda, im 10. und vielleicht in den
folgenden Jahrhunderten, gemachten Schenkungen verzeichnet.**) Der Ort gehörte
zur fuldischen Mark, unter deren Ortschaften er öfters genannt ist und gelangte
(nach S. 11) 1570 in den Besitz des Landgrafen von Hessen.

Die Kapelle von Blofeld stand mit der Mutterkirche von Dauernheim, wohin Kirche
sie eingepfarrt war,***) unter dem Archidiakonat des Marienstifts zu den Greden
m Mainz. Eine Zeit lang scheint das Filial Blofeld von Leidhecken aus versehen
worden zu sein. Die jetzige Pfarrkirche ist von äusserster Einfachheit; sie besteht
aus einem Schiff, das in den nach 3 Seiten des regelmässigen Achtecks geschlossenen
Chor übergeht, und einer niedrigen an der Südseite angebauten Sakristei. Ein
achteckiges hölzernes Türmchen auf der Spitze des Chorwalms überragt das kleine
Gotteshaus. Im Innern ist der Raum mit einer segmentbogenförmig verschalten
Holzdecke überspannt und von hölzernen Emporen umgeben. Auf den Holztafeln
der Brüstungen dieser Emporen sind die Bilder einer Anzahl biblischer Figuren
des alten und neuen Testaments, so wie das Bild Luthers aufgemalt. Die Kanzel,
ganz ähnlich gestaltet, wie viele andere der Gegend, ist mit verkröpften, auf
gedrehten Säulchen ruhenden Simsen, Schnörkelornament, ferner einem Schalldeckel,
dessen Krönung ein Pelikan mit seinen Jungen bildet, und anderen Zuthaten
versehen. Diese ganze, künstlerisch unbedeutende, Ausstattung des Gotteshauses
scheint gegen Mitte des vorigen Jahrhunderts entstanden zu sein, wobei vermutlich
die frühere Kapelle mitbenutzt, aber durch Anbringung rechteckiger Fenster und
Thüren völlig verändert wurde. Von dem in jener Zeit stattgefundenen Umbau
giebt eine lange lateinische Inschrift einer über der Kanzel hängenden Tafel Kunde,
woraus zu entnehmen ist, dass die Wiederherstellung 174g unter dem damaligen
Pastor Dietz stattfand. Dasselbe besagt eine kurze Inschrift, eingemeisselt im Sturz
der nördlichen Thüre, welche lautet: \7<k<) . HOC . TEMPL . REPAR . SVB . PAST.
J • H . DIETZII. Eine weitere Wiederherstellung scheint 1869 vorgenommen worden
zu sein.

*) Archiv f. Hess. Gesch. VII. S. 286.

'*) Dronke Tradit. et Antiq. Fuld. Cap. 27, S. 61.

Hoffmann, Archiv f. Hess. Gesch. VIII. S. 404, 411 u. 412.
 
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