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Wagner, Heinrich
Kunstdenkmäler im Grossherzogthum Hessen: Inventarisirung und beschreibende Darstellung der Werke der Architektur, Plastik, Malerei und des Kunstgewerbes bis zum Schluss des XVIII. Jahrhunderts: Kreis Büdingen — Darmstadt: Bergstraesser, 1890

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https://doi.org/10.11588/diglit.18791#0207

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LINDHEIM MIT ENZHEIM

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LINDHEIM MIT ENZHEIM

IINDHEIM, Pfarrdorf an der Nidder, Ii km westlich von Büdingen. Allg
Der Name kommt zuerst in einer zu Gunsten der Fuldaer Kirche
ausgestellten Schenkungsurkunde*) von 930 in der Form Lintheim,
später Lyntheym, Linthem vor.
Über die frühesten Besitzer von Lindheim ist bis jetzt urkundlich nichts
bekannt. Daselbst begütert**) erscheinen 1267 Winther von Reifenberg und 127g
Wigand von Buches. Bald nach 1280, in welchem Jahre von der Errichtung einer
Kapelle in dem Orte urkundlich die Rede ist (vergl. u. S. 192), muss es zerstört
worden sein. Denn 1289 erteilte Kaiser Rudolf dem Ritter Konrad von Buches
die Erlaubnis, den verschlossenen Flecken und das Schloss Lindheim wieder auf-
zubauen. Sodann erscheint Lindheim 1324 im Besitz von Ganerben, als welche
die von Buches und Erwin Cranich von Cransberg genannt sind.***) Die Zahl
der Ganerben war 1391, als sie »ihre Stadt Lindheim« dem Erzstift öffneten, auf
19 angewachsen.****) Das Gericht in der Stadt zu Lindheim, mit zugehörigen
Gütern und Gefällen, verlieh König Wenzel 1398 an Henne von Buches,!) nach
dem Tode seines Vetters Luther von Buches, der sie vorher vom Reich zu Lehen
gehabt. Die von Buches bekunden seit 1424 bis zu ihrem Erlöschen die Er-
neuerung ihrer Belehnung mit der Burg zu Lindheim, dem Burgwall, dem Graben
und allem Begriff »gleich wie solche ihre Voreltern gehabt« durch die Herren von
Hanau, ff) Die Ganerben von Lindheim stellten 1458 auf 10 Jahre das Schloss
und seine Zugehörungen unter den Schutz und Schirm des Pfalzgrafen Friedrich,
mit welchem sodann 1472 wegen der Öffnung desselben Schlosses ein Vertrag
abgeschlossen wurde.

Die einzelnen ganerbschaftlichen Teile Lindheims waren häufigem Besitz-
wechsel unterworfen. Die Zahl der Ganerben hatte sich 1604 auf 8 und 1634
auf 6 verringert.ftt) Ln dreissigjährigen Krieg wurde der Ort zum Teil zerstört.
Von 1662 bis 1664 wüteten hier jene grauenhaften Hexenverfolgungen, ff ff) deren

*) Dronke, Cod. Dipl. Fuld. S. 313, No. 677.
**) Scriba, Reg. II, S. 46, No. 574 u. S. 57, No. 713. — Winkelmann, Beschr. d. Fürstent. Hessen u.
Hersfeld, S. 160 b.

***) Nacb Mitteil, von Archiv-Direktor Freiherr Dr. Schenk 211 Schweinsberg.

Verzeichnet in einem Ausz. aus einem Münchener Cop.-Bnch, im Grossh. Haus- 11. Staats-Arch. zu
Darmstadt. Vergl. Arch. f. Hess. Gesch. III, Art. V S. ig.

+) Nach einer begl. Abschr. v. 5602 im Grossh. Haus- u. Staats-Arch. zu Darmstadt.
lt) Gründl. Unters, d. Frage, ob mit d. Gr. u. H. v. Hanau u. s. w. S. 218 u. ff. — Baur, Hess. Urk.
IV, S. 177, No. 186.

ttt) Akten d. Grossh. Haus- u. Staats-Arch. zu Darmstadt,
tttt) Glaubrecht, die Scbreckensjahre von Lindheim.
 
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