Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Wagner, Heinrich
Kunstdenkmäler im Grossherzogthum Hessen: Inventarisirung und beschreibende Darstellung der Werke der Architektur, Plastik, Malerei und des Kunstgewerbes bis zum Schluss des XVIII. Jahrhunderts: Kreis Büdingen — Darmstadt: Bergstraesser, 1890

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.18791#0208

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
192

KREIS BÜDINGEN

Erinnerung noch heute in dem Namen des Hexenturins und in manchen volks-
tümlichen Überlieferungen fortlebt. Sie fanden statt unter »dem regierenden Bau-
meister der reichsfreien Ganerbschaft Lindheim« *) Herrn Heinrich Hermann
von Oeynhausen, Landdrost in braunschweigisch - lüneburgischen Diensten. Als
weitere Ganerben erscheinen zu jener Zeit drei Herren von Rosenbach und ein
Herr von der Heese. Von des Landdrostcn Sohn, Christian Ludwig von Oeyn-
hausen, ging dessen Besitztum zu Lindheim J723 an seine Tochter und ihren
Gemahl, Freiherrn Karl Ernst von Weitolshausen, genannt Schrautenbach, und nach

Die erste Erwähnung eines Gotteshauses am hiesigen Ort***) geschieht 1280.
In diesem Jahre erhielten Ruprecht von Buches und seine Gemahlin Lukardis vom
Erzbischof Werner von Mainz die Erlaubnis, im Dorfe Lindheim, das als Filial
zur Rodenbacher Kirche gehörte, eine Kapelle zu erbauen, f) Das spätere Synodal-
register des Archidiakonats vom Marienstift zu den Greden in Mainz verzeichnet
die Kirche in Lindheim, insoweit die Synode anlangend, noch als Filial der Mutter-
kirche zu Rodenbach, im übrigen aber davon geschieden und mit eigenem Pleban
besetzt. Daselbst sind ein der Jungfrau Maria geweihter Altar und die S. Katharinen-
kapelle genannt. Das Vorhandensein eines Pfarrers zu Lindheim wird zuerst 1366,
das eines Kaplans zu S. Katharinen 1469 urkundlich bezeugt ff) und 1528 er-
scheint Petrus Raw gleichzeitig als Kaplan zu Höchst und zu Lindheim.

*) Grotefend, Gesch. d. Geschl. v. Oeynhausen III, S. 412 u, tr.
**} Grossh. Haus- u. Staats-Arch. zu Darmstadt.

Abbildung von Lindheim in : Das Grossh. Hessen in mal. Orig. Ans. II, S. 140.
t) Baur, Hess. Urk. V, S. 93 No. 108. Für das Folgende: Würdtwein, Dioec. Mog. III, S. 150.
ff) Baur, Hess. Urk. V, S. 429, No. 457. — Arch. f. L'rkf, Gesch. n. F. III, S. 497. — Arch. f. Hess.
Gesch. V, Art. XIII, S. 36.

I : 400
Fig. q6. Lindheim.
Gmndriss der Kirche und des
Glockenticrms.

ihm 1750 an seinen Sohn Ludwig Karl über.
Unter dem Vater, einem warmen Freund und
Verehrer des 1736 in die Wetterau gezogenen
Herrenhuter Grafen von Zinzendorf, wurde das
theologische Seminar der Brüdergemeinde von
Marienborn (s. u.) nach Lindheim verlegt. Von
hier kam es nach kurzer Zeit 1749 nach Barby.
Ludwig Karl von Schrautenbach, der jahrelang
ein thätiges Mitglied der Brüdergemeinde war
und ihrer Sache bis zu seinem 1783 erfolgten
Hinscheiden ergeben blieb, hatte 17(14 von dem
Grafen von Schlitz, genannt von Görtz, durch
Kauf dessen Anteil an Lindheim**) und hier-
durch die Alleinherrschaft darüber erworben.
Gegen Ende des 18. und zu Anfang des 19. Jahr-
hunderts war Lindheim im Besitz der Familie
Specht von Bubenheim und kam von ihr an
die von Venningen. Diese traten 1822 die
patrimonialgerichtsherrlichen Gerechtsame des
Ortes, welcher 1806 unter hessische Oberhoheit
gekommen war, an den Staat ab.
 
Annotationen