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Wagner, Heinrich
Kunstdenkmäler im Grossherzogthum Hessen: Inventarisirung und beschreibende Darstellung der Werke der Architektur, Plastik, Malerei und des Kunstgewerbes bis zum Schluss des XVIII. Jahrhunderts: Kreis Büdingen — Darmstadt: Bergstraesser, 1890

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https://doi.org/10.11588/diglit.18791#0019

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BERSTADT

BERSTADT

FARRDORF, nordwestlich von Büdingen, unfern der Horloff' am rechten Allgemeines
Ufer derselben; heisst Berstat 852, Perhstat 885, (nach Weigand *)
gleichbedeutend mit glänzende, herrliche Ortschaft), auch Bertenstat,
Berhtenstat im 8. bis 10. Jahrhundert, Berstad, Berstatt, Berstath im
13. Jahrhundert, Beerstadt 1582.

Berstadt scheint schon 852 teilweise im Besitz des Klosters Fulda gewesen
zu sein, da in diesem Jahre Abt Hatto über den dortigen Zehnten verfügte; jeden-
falls kam es 885 ganz oder grossenteils durch eine Schenkung Karls des Dicken
an das Stift.**) Es gehörte mit Echzell, Bingenheim, Dauernheim (s. u.) zu den
Hauptorten der »fuldischen Mark«, welchen Namen diese Orte, nebst späteren,
minder wichtigen wetterauischen Besitzungen des Klosters Fulda, seit 1320 führten.***)

Eine Urkunde von 1341 nennt, unter den vier eigentlich fuldischen Gerichten der genannten
Hauptorte, auch die »Voydige« (Vogtei) zu Berstadt. Der Centgraf zu Berstadt mit den Schöpfen
ist urkundlich vielfach aufgeführt. +)

Bis gegen Ende des 13. oder Anfang des 14. Jahrhunderts war das Kloster
Fulda im alleinigen Besitz der, nach ihm benannten, Mark gewesen; allein die
fortwährenden Geldverlegenheiten der Aebte nötigten oft zu Verpfändungen. Schon
1303 ist Philipp Herr von Falkenstein im Pfandbesitz, und 1311 erscheint Graf
Engelbrecht von Ziegenhain und Herr von Nidda mit den Gerichten Dauernheim,
Echzell und Berstadt belehnt. Diese Belehnung, verbunden mit dem Besitz der
Hälfte der Orte, gieng 1437 an den Landgrafen von Hessen über, ff) und nach-
dem die andere fuldische Hälfte 1423 dem Grafen Philipp von Nassau verkauft
worden war, gelangte auch diese mit dem grössten Teil der fuldischen Mark 1570
vom Haus Nassau-Saarbrücken durch Ankauf an Landgraf Ludwig IV von Hessen,
den Stifter der neuen Marburger Linie. Von dieser gieng der Besitz 1604 an
die Linie von Hessen-Darmstadt über, bei der er verblieben ist.

Zwischen der Mark von Berstadt, der Mark von Echzell und der Bingen-
heimer Mark hat sich das Band der alten Markverbindung bis in die neuere Zeit
erhalten, erst 1831 wurde es durch eine Teilung gelöst. Doch blieb damals die
Mark von Berstadt vorerst noch ungeteilt, ftt)

*) Archiv f. Hess. Gesch. VII. S. 298.
**) Hoffmann, E., im Archiv f. Hess. Gesch. VIII. S. 392, 410 ff.
***) Baur, Arnsburger Urk. Buch No. 525.

t) Landau, Beschreibung des Gaues Wettereiba, S. 17 u, 31.
tf) Ebendas. S. 32, Hoffmann, E., a. a. O., S. 416 ff., sowie Dieffenbach in: Das Grossh. Hessen m mal.
Orig. Ans. II. 152.

ttt) Archiv f. Hess. Gesch. V. XIII. S. 43.
 
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