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Wagner, Heinrich
Kunstdenkmäler im Grossherzogthum Hessen: Inventarisirung und beschreibende Darstellung der Werke der Architektur, Plastik, Malerei und des Kunstgewerbes bis zum Schluss des XVIII. Jahrhunderts: Kreis Büdingen — Darmstadt: Bergstraesser, 1890

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https://doi.org/10.11588/diglit.18791#0135

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ECHZELL

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aus dem vorigen Jahrhundert. Ein achteckiger Dachreiter steigt aus dem Chor-
dach empor und enthält 3 Glocken, worunter eine ohne Inschrift und Datum,
und zwei, welche mit Benutzung des Materials alter Glocken 1881 neu gegossen
wurden. Die eine derselben hatte eine Inschrift,*) welche mit den Worten endigte:

mägistgr * lOiiÄRßes * De * Mnevaam * M6 * rearr *. sie stammte

somit ohne Zweifel von demselben Meister Johannes von Mainz, der u. a. auch
die noch erhaltene Glocke der Totenkirche zu Büdingen-Grossendorf (siehe S. 38)
vermutlich vor 1328 anfertigte. Leider ist somit zu Düdelsheim wieder eine der
ältesten Glocken des Landes vernichtet worden.

Am Rathaus, welches bis 1881 auch Schulhaus war und jetzt die Lehrer- Rathaus
wohnung enthält, sind zu beiden Seiten der Eingangsthüre steinerne Inschrifttafeln
eingemauert, aus deren Inhalt man erfährt, dass »1745 unter der Reg: des Hoch-
gebohrnen Reichs - GrafTen und Herrn Herrn Ernst Casimir, Gräften zu Ysenburg
und Büdingen . . . dieses gemeine Rath- u. Schulhaufs erbauet« wurde. Auf der-
selben Tafel sind die Namen des derzeit verordneten herrschaftlichen Amtskellers,
auf der anderen Tafel, die von Schultheiss, Schöffen u. s. w. von Düdelsheim »in
diesem i745ten Jahre« verzeichnet.

An der Hauptstrasse steht ein schmuckes altes Holzhaus mit geschnitzten Alte Häuser
Eckpfosten. Auch ist im diesseitigen Dorfteil noch ein anderes altes Haus zu
erwähnen, dessen 1,7 m dicke Grundmauern von einem Gebäude herrühren, das
einst den Herren von Düdelsheim gehört haben mag und im Volksmund »die
Burg« heisst. Hier soll Kaiser Barbarossa auf dem Weg von Gelnhausen nach
Friedberg eingekehrt sein.

Der »Haingraben«, der an verschiedenen Seiten des Dorfes rechts vom Haingraben
Seemenbach noch verfolgt werden kann, diente einst, gleich wie in Altenstadt (S. 8)
und Dauernheim (S. 119), zu Zwecken der Ortsbefestigung.

ECHZELL

FARRDORF am rechten Ufer der Horloff, 12 km von Nidda. Der Allgemeines
Name Achaz villa um 800, Agecello 852, Echecila 852, Achizuuila 951,
Echezile 1250, woraus allmälig Echzell 1354 und Echzel 1462 ge-
worden ist, soll nach AVeigand**) entstanden sein aus achaz (d. i. altd.
Fluss) und villa (lat. f. Dorf) und würde demnach bedeuten »Dorf am strömenden
Gewässer«.

Der Lauf des Pfahlgrabens (S. 2) und der alten Römerstrassen, sowie mannig-
fache Funde in dieser Gegend lassen mit Sicherheit darauf schliessen, dass das

*) Nach Mitteilung des Herrn Pfarrer A. Rümheld in Düdelsheim.
**) Arch. f. Hess. Gesch. VII. S. 300 f.
 
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