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Wagner, Heinrich
Kunstdenkmäler im Grossherzogthum Hessen: Inventarisirung und beschreibende Darstellung der Werke der Architektur, Plastik, Malerei und des Kunstgewerbes bis zum Schluss des XVIII. Jahrhunderts: Kreis Büdingen — Darmstadt: Bergstraesser, 1890

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https://doi.org/10.11588/diglit.18791#0172

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HIRZENHAIN

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Holzdecke überdeckt, an der West-, Nord- und Ostseite von Emporen umgeben,
auf letzterer mit der Orgel, an der Südseite mit der Kanzel versehen ist.

Unter der Kanzel wird in einem Bretterverschlag ein steinernes Bildwerk Bildwerk
aufbewahrt, das die Schutzpatronin der Kirche, die h. Jungfrau Maria mit dem
Christuskinde auf dem Arme darstellt, die Merkmale der spätgotischen Kunst hat
und noch Spuren von Bemalung zeigt. Die Statue ist zwar kein sehr hervor-
ragendes, immerhin aber ein beachtenswertes Werk, das einen bessern Platz, ais
es hat, verdienen würde.

An der östlichen Aussenseite der Kirche bemerkt man noch ein Stück glatten
Wandputzes, unten viereckig, oben spitz und in ein Kreuz endigend, das früher
bemalt und als Hintergrund eines Heiligenschreines gedient zu haben scheint.

Im Dachreiter hängen zwei Glocken. An der kleineren Glocke ist am Hals Glocken
zwischen zwei Stäbchen die Jahreszahl H576, darunter zweimal das gleiche kreis-
runde Flachrelief von 60 mm Durchmesser eingegossen, welches einen männlichen
Kopf im Profil, vermutlich ein Christusbild, vorstellt. Dasselbe ist mit folgender
Schrift umgeben: ICH ■ BIN • DAS • LEMLEIN ■ DAS • DER ■ WELT ■ SVND • • •
CAP • I • NIMANT • KVMPT • ZV ■ DEM • VATER • DAN • DVRCH • MICH • IOH •
AM • XIIII • P • F.

Auf der zweiten grösseren Glocke liest man, oben am Hals: I. Zeile,
=§= SOLI • DEO • GLORIA ■ IN • INFINITA • SECVLORVM • SECVLA =||= 2. Zeile,
O ERASMVS • NAGEL ■ PASTOR ■ -if -Jf #; ferner unten am Kranz: 3. Zeile,
IOHANNES • HENSEL • IN • GISEN • GOS • MICH ■ NACH ■ HEYCHELHEIM .
^685. 4. Zeile, \685. An Stelle des Kreuzes =[= ist ein kleiner Kruzifixus, an
Stelle des Kreises ein Rundbildchen, die Taufe Christi vorstellend, mit der Um-
schrift SEMPER ■ SANCTA • SIT • TR1NITAS, und an Stelle der fr-H-> sind
3 Salbeiblätter eingegossen.

HIRZENHAIN

FARRDORF an der Nidder im Vogelsberg. Der Name (ze dem) Allgemeines
Hirtzenhain, 1314, kommt in der Folge in vielen, aber wenig ab-
weichenden Schreibweisen vor und bedeutet nach Weigand *) »zum
Hirschgehege«.

Hirzenhain liegt im Gebiet der alten Mark Glauberg und gehörte ins Land-
gericht Ortenberg.**) Es wird erwähnt in Kaufbriefen seit 1330 und ist von
Graf Engelbert von Ziegenhain und dessen Gemahlin 1341 als villa nostra

*) Arch. f. Hess. Gesch. VIT, S. 290.
**) Simon, die Gesch. d. reichsst, Hauses Y. u. B. I, S. 140, III, No. 118, 119, 131, 143, 162a, 261; sowie
Kepert. d. Ortenb. Arch.
 
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