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Wagner, Heinrich
Kunstdenkmäler im Grossherzogthum Hessen: Inventarisirung und beschreibende Darstellung der Werke der Architektur, Plastik, Malerei und des Kunstgewerbes bis zum Schluss des XVIII. Jahrhunderts: Kreis Büdingen — Darmstadt: Bergstraesser, 1890

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https://doi.org/10.11588/diglit.18791#0171

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KREIS BÜDINGEN

Kirche Das Dorf Heuchelheim gehörte ursprünglich gleich anderen Orten der Bingen-

heimer Mark, zur Mutterkirche Echzell, bis Ritter Gilbrecht Wais von Fauerbach,
laut Urkunde von 1420,*) nachdem er vorher eine Kapelle und Kirche zu
Heuchelheim, »seinem eigenen Flecken«, hatte erbauen lassen, deren »ewige
Separation« von der Kirche zu Echzell mit Einwilligung des dortigen Pastors und

Vikars vor dem Kapitel zu Fried-
*Jf berg, Mainzer Bistunis, erwirkte. Die

neue Kirche wurde U. L. Fr. Maria,
dem h. Georg und dem h. Valentin
geweiht.

Fortan war die Kirche von
Heuchelheim mit einem eigenen Pleban
besetzt.**) Aus der Stiftungsurkundc
von 1420 erhellt, dass die Zeugen-
aussagen von 1577 (Landaua. a. O.),
<■■, M0§^ ■ g nach denen Heuchelheim bis zur

-Sil Reformation ein Filial von Echzell

gewesen sei, auf Irrtum beruhten.

Das kleine Kirchlein ist bei
aller Schlichtheit seiner Formen in-
mitten der stillen ländlichen Um-
gebung von anmutiger, weihevoller
Wirkung (Fig. 74). Der Bau ist auf
rechteckiger Grundform, 12,5 m lang,
7,8 m breit, ohne Ausprägung des
Chores errichtet. Das über der Ost-
wand abgewalmte, steile Dach endigt
an der westlichen Giebelmauer, und
über der Mitte des Firstes steigt ein
achteckiger, spitzer Dachreiter empor.
Fig. 74. Heuchelheim. Ansicht der Kirche vcn Nordost. Die Gestalt des Gotteshauses im

ganzen, insbesondere aber die beiden
Masswerksfenster, ein zweiteiliges an der Ostseite, ein einteiliges an der Nord-
seite, haben das unverkennbare Gepräge der ersten Jahrzehnte des 15. Jahr-
hunderts, gehören also nach obigem der Zeit der Erbauung der Kirche an,
nicht so dagegen die westliche Spitzbogenthüre, die ähnlich derjenigen der
Kirche des nahen Gettenau gegliedert und gleich dieser gegen Ende des 15. Jahr-
hunderts zu setzen ist. Auch die Holzknacken des östlichen Walmes gehören
dieser Zeit, wenn nicht der Erbauungszeit an. Die rechteckigen Thür- und Fenster-
gestelle der Nord- und Südseite sind erst neuerdings eingesetzt. Gleiches gilt von
der ganzen Einrichtung des Innenraumes der Kirche, welche mit einer flachen

*) Im Grossh. Haus- u. Staats-Arch. zu Darmstadt.
**) Würdtwein, Dioec. Mog. III, wo indes diese Notiz, offenbar irrtümlich S. 87 unter Rodheim, anst. S. 95
unter Echzell verzeichnet ist.
 
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