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Wagner, Heinrich
Kunstdenkmäler im Grossherzogthum Hessen: Inventarisirung und beschreibende Darstellung der Werke der Architektur, Plastik, Malerei und des Kunstgewerbes bis zum Schluss des XVIII. Jahrhunderts: Kreis Büdingen — Darmstadt: Bergstraesser, 1890

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https://doi.org/10.11588/diglit.18791#0145

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ENGELTHAL 131

Ein alter Abendmahlskelch aus vergoldetem Silber ist noch erhalten. Der Kelch
Fuss hat die Formen der Spätgotik, die Cuppa die einer jüngeren Zeit. Am
Deckel sind die Buchstaben T. B. eingeprägt.

ENGELTHAL

ATHOLISCHES PFARRDORF, 16 km westlich von Büdingen, hiess Allgemeines
gegen Ende des 13. und zu Anfang des 14. Jahrhunderts Engildal
(vallis angeloriun), auch Engeltal, Engeldal, gegen Ende des 15. Jahr-
hunderts Engeltail.

Die einzige rechtsgeschichtliche Nachricht über das Dorf Engelthal enthält
das Altenstädter Mark-Weistum von 1485. Dasselbe bezeichnet die Engelthaler,*)
zum Unterschied von den Angehörigen der Mark, als »Anstösser«. Der Engel-
thaler Wald und das Kloster gehörten zum Burgfrieden und Bezirk von Höchst
a. d. Nidder (s. u.), über dessen Gebiet den Besitzern die Ausübung der hohen
und niederen Obrigkeit zustand.

Bei dem Mangel an früheren geschichtlichen Nachrichten über Engelthal lässt
sich mit Sicherheit nur angeben, **) dass das Dorf erst nach dem Kloster entstand,
sowie dass letzteres auf dem Grund und Boden errichtet wurde, der zur Burg
Höchst gehörte und vordem gemeinhin Romelingeshusen, nunmehr aber Engel-
thal hiess.

Dies erhellt aus der frühesten Urkunde über den Ort, datirt Mai 1268,***)
laut welcher Konrad, Ruprecht und Herden, Gebrüder, Ritter genannt von Buches
und Ruprecht, Ritter genannt von Karben, Burggraf, in fundo attinente Castro
nostro in hoesten qui vulgo dicebatur Romelingeshusen nunc autem Engel-
tail dicituT, ein Frauen-Kloster vom Orden der Cistercienser stifteten und es mit
allerlei Gütern beschenkten, teils von dem Orte, auf dem das Kloster gegründet
wurde, teils von dessen näherer und fernerer Umgebung.

Durch mannigfache Schenkungen und durch Ankauf benachbarter Güter
wuchs der Besitz des Klosters rasch an. Dasselbe erhielt 1297 von Erzbischof
Gerhard von Mainz, zu dessen Diözese es gehörte, die Bestätigung des Rechtes
über den Kirchsatz und die Pastorie der Kirche des nahen Rodenbach, das ihm
1282 von dem Mitstifter Ruprecht von Buches überlassen worden war.f) Von ent-
fernteren Besitzungen ist u. a. 1442 und 1518 der »Engeldailer Hof« zu Frank-
furt urkundlich genannt, ff)

•) Grimm, Weist. III, S. 456.

**) Die ilutmassung (in Wagner, Geistl. Stifte 1, S. 189, sowie Beschr. d. Grossh. Hessen III, S. 62}, dass
Engelthal aus dem schon 930 genannten Kloster zu Rodenbach hervorgegangen sein könne, ermangelt der urkund-
lichen Belege.

*'*) Nach einer Abscbx. a. d. Ende d. 15. Jahrb. in: Baur, Hess. Urk. V, S. 51. No. 62.
t) Ebendas. V, S. ro4 No. 118, S. 112 No. 128, S. 148 No. 171.
tt) Wagner, Geistl. Stifte I, S. 193 ff.

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