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Wagner, Heinrich
Kunstdenkmäler im Grossherzogthum Hessen: Inventarisirung und beschreibende Darstellung der Werke der Architektur, Plastik, Malerei und des Kunstgewerbes bis zum Schluss des XVIII. Jahrhunderts: Kreis Büdingen — Darmstadt: Bergstraesser, 1890

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https://doi.org/10.11588/diglit.18791#0206

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190

KREIS BÜDINGEN

des überwölbten Erdgeschosses erstreckt, 13,6 m lang und 6,4 bis 7,2 m breit
ist. Ein im Dachstuhl aufgehängter Unterzug teilt die Decke der Länge nach und
trägt das Gebälk. Im zweiten Obergeschoss am nordöstlichen Teil des Hauses
liegt die einstige Schlosskapelle, von der noch das Sakramentsschränkchen wohl
erhalten ist. Dieses wird durch eine in der Mauerdicke ausgesparte Nische ge-
bildet, die von einer Hohlkehle umrahmt und von einem spitzen Blendbogen
überdeckt ist. Letzeren schmücken Dreipassmasswerk, Blumen und zwei Wappen-
schilder ohne Abzeichen. Die Öffnung ist durch eine feste eiserne Thüre verschlossen.
Die vorbeschriebene Formgebung der Nische lässt auf die Zeit kurz vor oder nach
1400, schliessen. Die übrigen, ausschliesslich wirthschaftlichen Zwecken dienenden
Gebäude bieten nichts Bemerkenswertes, kommen aber in der gesamten malerischen
Erscheinung des Schlosses und seiner unmittelbaren Umgebung mit zur Geltung.
An der Mauer neben dem Treppenturm ist das Wappenabzeichen der Herren von
Sfauff. ein Hundskopf, daneben ein Eber angebracht.
Grabdenkmäler, An der Nordseite der Hofmauer, die an den Schlossgraben anschliesst, soll

früher eine Grabkapelle gestanden haben. Von dieser selbst ist zwar nichts erhalten,
wohl aber sind Reste einiger stattlichen Grabdenkmäler in der Mauer eingesetzt.
Fig. 95 stellt den noch vorhandenen Hauptteil - eines Epitaphs vor, das in den
Formen der Frührenaissance gestaltet und am unteren Teil mit folgenden Inschriften
versehen ist:

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Der Schlossherr, Wolf von Wolfskehlen und seine Ehegattin sind in der Tracht
der Zeit und in ähnlicher Weise wie das Bildwerk am Ercker des Wachtbaues vom
Büdinger Schloss (S. 51) auf einem Söller stehend dargestellt, auf dessen Brüstung
die Wappen des Mannes (Wolfskehlen und Buches), sowie der Frau (Eschbach und
Rossau) über den Schriftafeln angebracht sind. Die Hauptwappen kommen, von
Engeln getragen, im Bogen über den Häuptern der Ehegatten nochmals vor. Am
Sockel bemerkt man zwei Drachen und zwischen diesen den vorgestreckten Fuss
des Schlossherrn, so wie zur Kennzeichnung der Mitte einen Kandelaber.

Skulptur-Reste eines anderen, grossen Grabdenkmals, bestehend aus schönen
Waffentrophäen vom Ausgang des 17. Jahrhunderts sind neben dem Epitaph
eingemauert.

In der Einfriedigungsmauer des Gartens, an der Strasse jenseits des Schlosses,
ist ein grosses Allianzwappen eingefügt.
 
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