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Schäfer, Georg
Kunstdenkmäler im Grossherzogthum Hessen: Inventarisirung und beschreibende Darstellung der Werke der Architektur, Plastik, Malerei und des Kunstgewerbes bis zum Schluss des XVIII. Jahrhunderts: Provinz Starkenburg: Ehemaliger Kreis Wimpfen — Darmstadt, 1898

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https://doi.org/10.11588/diglit.18713#0221
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WIMPFEN IM THAL

ARKTFLECKEN, östlich von der alten Reichsstadt, in der Thalebene
unmittelbar am Neckar gelegen (Fig. 116), hat mit Wimpfen am Berg
die gleichen Namensformen gemein,*) bald ohne bald mit dem Beiworte

JsfeSaföSs vallis in der Schreibung vallis Wimpina, d. i. Thalwimpfen. — Dasein
und Benennung verdankt der Ort dem Ritterstift St. Peter, um dessen Gebäude-
gruppe im Laufe der Jahrhunderte zahlreiche ländliche, wirthschaftliche und gewerb-
liche Niederlassungen entstanden sind.

im Dunkel der Zeiten. Der sacerdos praebendarius und spätere Stiftsdechant
Burchardus de Hallis, dessen bereits oben in der geschichtlichen Skizze der Stadt
Wimpfen am Berg gedacht wurde und dem wir in der Baugeschichte des Stiftsmünsters
sogleich wiederbegegnen werden, erzählt in seiner Chronik: einige Zeit nach der im
Jahre 905 stattgefundenen Zerstörung Wimpfens durch die Invasion der Hunnen
(Ungarn, gens Unnorum et Ungarorum drückt sich ßurchardus aus) sei Bischof
Krudolf (Crotold) von Worms in die Gegend gekommen und entzückt von deren
Naturschönheit, aber auch ergriffen beim Anblick der grauenvollen Verwüstung,
habe er den Beschluss gefasst, auf der Trümmerstätte eines zerstörten Klosters ein
neues Monasterium zu errichten, und aus dieser Neugründung sei das Ritterstift er-
wachsen. — Da die Existenz eines Wormser Bischofs Namens Krudolf im 10. Jahr-
hundert urkundlich nicht nachweisbar ist, so neigen manche Historiker der Annahme
zu, die ihrer Meinung nach unrichtige Bezeichnung beruhe auf einer Verwechselung
mit dem Bischof Hildebold, der von 979 bis 998 den Wormser Episcopalstuhl inne-
hatte und bei Kaiser Otto II als dessen Kanzler in hoher Gunst stand. Andere
Geschichtschreiber lassen den Bischof Krudolf oder Crotold schon im Beginn des
6. Jahrhunderts auftreten, so der Verfasser der Gallia Christiana edt. 1721, in deren
5. Band S. 661 es heisst: Crotoldus Vormatiensi praefuit ecclesiae circiter 503;
und Friedrich's Kirchengeschichte enthält im 2. Band S. 383 folgende Stelle über
Wimpfen: Die dortige St. Peterskirche wurde von Bischof Berthulf oder Crotold
(Crotulf), welcher 614 auf dem Concil zu Paris anwesend- war, gegründet.**)

*) S. o. S. ii.

*) Beide Citate nach Mittheilungen des Herrn Pfarrers Klein in Wimpfen.

Geschichtliches

Der Ursprung des Ritterstiftes St. Peter zu Wimpfen im Thal verliert sich
 
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