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Wörner, Ernst
Kunstdenkmäler im Grossherzogthum Hessen: Inventarisirung und beschreibende Darstellung der Werke der Architektur, Plastik, Malerei und des Kunstgewerbes bis zum Schluss des XVIII. Jahrhunderts: Provinz Rheinhessen: Kreis Worms — Darmstadt, 1887

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https://doi.org/10.11588/diglit.18790#0121
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NIEDER - FLÖRSHEIM

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angebaute Halle mit Holzpfeilern sicher gleichfalls zu den älteren Bauten in der
Hofraithe. Zu den Datierungen an dem erwähnten Nebenbau (161 1 und 1612)
und an der Kellerthüre (1592) kommen noch die am Thorbogen befindliche (1608
mit zwei kaum erkennbaren Buchstaben und einem Steinmetzzeichen zwischen
denselben) und diejenige, welche auf einem aussen an der Hofmauer eingemauerten
Wappenschild unter den Buchstaben H 0 steht (gleichfalls 1608). Wir haben uns
sonach nacheinander das Wohnhaus, die Hofmauer mit Thor, den Nebenbau erbaut
zu denken. Auf eine noch frühere Zeit weist eine Thüre, welche in der den Hof
und Garten trennenden Mauer sich befindet. Sie trägt die Ziffer 1564 neben einer
Hausmarke, doch scheint das ganze Stück irgendwo anders hergenommen und
hierhin versetzt worden zu sein.

Dem 16. Jahrhundert gehören Thor und Thüre, die in den Hofraum des
Gasthauses zur deutschen Einheit führen, an. Der Bogen zeigt oben alte Holz-
ornamentik und die im Stichbogen geschlossene Thüre hat auf dem Sturz die
jahrzahl 1584 und an den Pfosten die roh gearbeiteten Köpfe eines bärtigen
Manns und einer Frau mit einer Halskrause, deren Arme wie eine Art Henkel
dargestellt sind; das figürliche Ornament geht so in das geometrische über, was
aber nicht hindert, dass der Rock der Frau wieder als solcher, vielfach gefältelt,
zum Vorschein kommt.

Eine graziöse holzgeschnitzte Fensterumrahmung hat der zweite Stock des
Wirtshauses zum goldnen Hirsch, das durch die an einem Fenster befindliche
Jahrzahl, 1664, datiert wird. Über den Fenstern liegt ein kräftiges Holzgesimse.
Doch hat die Hofraithe ältere Bestandteile. Über dem einen Scheunenthor lesen
wir neben einem Steinmetzzeichen die Jahrzahl 158g. Ein kunstvoller schmied-
eiserner Schildhalter, dessen Schild einen Hirsch und figürlichen Schmuck zeigt,
gehört in das 18. Jahrhundert. Im Besitz des Wirts befindet sich noch ein Pri-
vileg über die erteilte Schildgerechtigkeit vom 13. August 1735, aus welcher Zeit
der Schildhalter stammen mag. Eine nicht minder reiche Holzumrahmung, bei
welcher Fruchtgewinde als besonderes Motiv verwendet werden, hat ein Fenster im
Hause Nr. 37.

OBER-FLÖRSHEIM

FARRDORF, nordwestlich von Worms, südlich von Alzey, früher Allgemeines
Florlesheim superior (776), Flersheim (1237), Fleursheim (1280),
Oberflersheim (1303), Obernfleursheim (1348), Herrnfiersheim (1496).
Die Geschichte von Oberflörsheim, das 776 im Lorscher Kodex zum
erstenmale vorkommt, besteht wesentlich in einer Geschichte der Niederlassung
des deutschen Ordens daselbst, welche im 13. Jahrhundert begründet und dann
 
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