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Kraus, Franz Xaver [Editor]
Die Kunstdenkmäler des Grossherzogthums Baden (Band 2): Die Kunstdenkmäler des Kreises Villingen — Freiburg i.Br., 1890

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https://doi.org/10.11588/diglit.2147#0040
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AMT DONAUESCHINGEN. — HÜFINGEN. 33

In unmittelbarer Nähe von Hüfingen, gegen Südwesten, waren schon im
vorigen Jahrhundert römische Baureste bekannt; ausgedehnte Ausgrabungen
derselben wurden 1821—23 durch" eine von Sr. Durchl. dem Fürsten von Fürsten-
berg eigens bestellte Commission vorgenommen; es wurden Pläne gefertigt, die
Trümmer des wichtigsten Gebäudes durch grosse Bedachung geschützt.

Man fand zuerst 1821 auf dem linken Ufer der Brege auf den Feldern des
sog. 'Mühl-Oeschle' in ca. 60 cm Tiefe ziemlich viele stark zertrümmerte
Grundmauern, welche kleineren Bauten angehört haben mussten. Noch im selben
Jahre wurden südlich davon auf dem rechten Ufer des Flüsschens die Reste des
bedeutendsten Gebäudes, des sog. 'Römerbades' untersucht; 1823 folgte die
Ausgrabung des 210 m östlich davon gelegenen sog. 'Tempels1, dann nordwest-
lich und nördlich die zweier Begräbnissplätze, von denen wenigstens einer als
römisch anzusehen ist.

Das 'Römerbad' befindet sich an der Mündung des Hollenstein-Thälchens,
in seinen aus Bruchsteinen (gelblicher Kalk- und Kalksandstein) errichteten, zum
Theil bis auf 1 m 20 Höhe erhaltenen Grundmauern unter dem schützenden
Dache noch immer in leidlicher Erhaltung und gehört so zu den beachtens-
werthesten, im Lande vorhandenen römischen Gebäuderesten. Es bildet, von den
Anbauten abgesehen, ein Rechteck mit 19 m von Westen nach Osten und 30 m
von Süden nach Norden. Eine von Westen nach Osten ziehende Mauer theilt
es in 2 ziemlich gleich grosse Räume, deren südlicher zum Theil mit Heizungs-
einrichtung versehen ist. Der letztere zerfällt wieder in 4 Hauptgelasse, von denen
das südöstliche (A) durch einen noch sichtbaren Eingang zugänglich war. Es ist
bis auf den Grund der Fundamente ausgegraben und zeigte keine Bodenbelegung;
offenbar diente es als Heizraum, denn der Heizkanal, durch welchen ein Erwachsener
gebückt durchgehen kann, führt nach dem nächsten quadratischen, durch eine halb-
runde Absis von 3,5 m Durchm. erweiterten, vermittelst eines Hypocaustums heiz-
baren Räume (B). Die heisse Luft wurde unter dessen, auf 105 cm hohen Säulchen
aus runden Ziegeln ruhendem, mit viereckigen Dolomitplatten belegtem zweiten (oberen)
Boden durchgeführt. Von der Nord- und Südwand vorstehende Pfeiler deuten
darauf hin, dass ein schmales vorderes Stück von ihm abgesondert war. Der obere
Boden ist auch in dem Halbkreis durchgeführt und wird hier von einem aufge-
mauerten Cylinder von 120 cm Stärke getragen auf welchem eine aus einem ein-
zigen Dolomitblock ausgehauene flache Steinschale von 150 cm Durchm. ruhte.
Aus dem durch die Hypokausten-Säulchen gebildeten unteren Heizraume führten
4 in Bogen gewölbte Kanäle von 90 cm Höhe und 75 cm Breite in das weitere,
nördlich anstossende ebenso heizbare Gemach C, dessen oberer Boden aus Mörtel-
guss mit grober Mosaik von blauen und gelben Liaskalkstückchen bestand. Es war
mit dem Räume B durch einen Eingang, und ebenso mit dem vierten nicht heiz-
baren Gelasse D verbunden, aus welch letzterm ein Ausgang nach einem kleinern
viereckigen Vorbau E führte, dessen Fussboden, wie der von D, mit aufrecht
stehenden Backsteinen (11 cm lang, 9 cm breit, 3 cm dick) im opus spicatum
belegt war, während die Wand ein mit Ziegelmehl gerötheter dünner Gussmörtel
bekleidete. Aus der östlichen Wand ragte ein roh aus Kalkstein gehauener Löwen-

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