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Oechelhäuser, Adolf von; Kraus, Franz Xaver [Hrsg.]
Die Kunstdenkmäler des Grossherzogthums Baden (Band 4,2): Die Kunstdenkmäler des Amtsbezirks Tauberbischofsheim (Kreis Mosbach) — Freiburg i.Br., 1898

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https://doi.org/10.11588/diglit.1372#0164
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144

KREIS MOSBACH.

Bildstöcke

Kapelle

In und vor dem Orte zahlreiche Bildstöcke: der älteste ein Crucifixus von 1595,
andere von 1714, 1720, 1748 u. s. w.

Etwa eine Viertelstunde vor dem Dorfe, nach Unterwittstadt zu, die s. Zt. als
Wallfahrtsort sehr besuchte S. Bonifatiuskapelle, ein kleiner, jedenfalls noch aus
gothischer Zeit stammender, unscheinbarer Bau (1877 restaurirt). Der Altar soll am
13. Juni 1456 vom Würzburger Weihbischof Johannes, B. von Emaus, geweiht
worden sein; der jetzige Altar ist modern. Ausstattung kunstlos.

Vor der Kapelle Bildstock von 1714.

Kirche

POPPENHAUSEN

Schreibweisen: Poppenhusin 1184, Bobunhusen (s. unten Inschrift), Boppenhusen
1312.

Der Ort war Bestandtheil der Herrschaft Zimmern-Luden, daher später im Be-
sitze der Grafen von Rineck und von Hohenlohe (vergl. Griinsfeld und Lauda). Die
mit Friedrich von Poppenhausen 1223 erstmals auftretenden Dienstleute waren
Vasallen der Herren von Rineck und wohnten wohl in der Burg bei Poppenhausen, von
der noch Trümmer vorhanden sind. Die Vogtei zu Poppenhausen verkaufte Ludwig
von Rineck 1312 an das Kollegiatstift zu Aschaffenburg. Hohenlohische Lehens-
leute zu Poppenhausen waren 1430 Konz von König, 1473 Marquart und Dietz
von Thurn (Dürne) und in demselben Jahre noch Wilhelm von Thurn. Nachdem
Leonhard von Thurn seine Lehen an Landgraf I,udwig von Leuchtenberg
verkauft hatte, wurde dieser um 1580 damit belehnt. Sie fielen aber 1648 an Hohenlohe
zurück und wurden 1685 an das Stift zu Aschaffenburg gegeben, das zugleich ein früher
Christoph Hund und 1577 Hans von Wasen in Grünsfeld gehöriges Lehen
erhielt. Dem genannten Stifte hatte bereits Papst Lucius n84 den Besitz eines Hofes,
der Pfarrei und des Zehntens zu Poppenhausen bestätigt. Mainzische Lehensgüter
besassen 1668 u. a. das deutsche Haus zu Würzburg und die Herren von Zobel.
Landeshoheit Mainz, dem 1668 alle hohe und niedere Obrigkeit, Vogtei, Dienstlich-
keit, Cent, Geleit, Zoll, Schätzung und andere Gerechtigkeiten zustanden. 1803 bis 1806
zum Fürstenthum Salm-Krautheim gehörig. (E.)

Die Pfarrkirche (tit. S. Martini) ist ein den Bauformen nach aus dem XII. Jh.
stammender, romanischer Bau — die Pfarrei in Poppenhausen wird bereits 1184
(s. oben) erwähnt — der i. J. 1577 (Jahreszahl über der Thüre) durch eine schmucklose
Sakristei neben dem Chor erweitert und seit 1824 verschiedentlich restaurirt und modernisirt
worden ist. An das flachgedeckte einschiffige Langhaus schliesst sich ein platt
geschlossener, tonnengewölbter Chor, über dem der Glockenthurm aufsteigt.
Letzterer enthält in der Glockenstube gekuppelte romanische Fenster mit einer runden
und zwei polygonen Mittelstützen. An der Westseite des Thurmes ist noch die Ansatz-
stelle des ehemaligen, etwas höheren Schiffdaches zu sehen. Ein kräftig ausladendes
romanisches Sockelgesims umzieht, der Terrainsteigung nach Westen folgend, Schiff
und Chor.

Das Innere ist durch die modernen Erneuerungen, Einbrechen von grossen Fenstern
neben den kleinen romanischen Lichtöffhungen u. dergl., seines alterthümlichen Charakters
 
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