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inhalte jedoch leider nicht zusammengehalten worden sind. Es reicht noch in die Hallstattzeit hinein, gehört
aber zur Hauptsache der frühen und mittleren Latenezeit an. Die älteren Gräber haben noch wenig Bei-
gaben (eiserne Gürtelhaken und Nadeln), die jüngeren dagegen sind reich mit Metallbeigaben ausgestattet.
6 Charakteristisch sind eiserne Latsnefibeln, einfache und solche mit Kugeln auf Bügel und Fuß, sowie Segel-
ohrringe aus Bronze mit blauen und grünen Glasperlen. Eine bronzene Frühlatenefibel stammt aus
Milmersdorf, zwei bronzene Kreuzkopfnadeln, die fast immer paarweise gefunden werden, aus dem Gräber-
feld von Templin. Hier fand sich auch die Bestattungsart des „Brandschüttungsgrabes", bei welchem die
Reste des Scheiterhaufens über die Urne geschüttet wurden, eine innerhalb der Latenezeit sehr junge und
nur in Vorpommern, Mecklenburg und der nördlichen Mark Brandenburg häufiger vorkommende Er-
scheinung.
Die Tonware der älteren germanischen Eisenzeit entwickelt sich zunächst zwanglos aus den bronzezeitlichen
Gefäßformen. In der Latenezeit finden wir grauschwarze, flaschenförmige und terrinenförmige Gefäße
mit geschmackvollen, flach eingeritzten Ornamenten. Wie das übrige Material zeigt auch die Keramik, daß
das Kreisgebiet während dieser Zeit zu einer westgermanischen Kulturgruppe gehört, die Vorpommern,
Mecklenburg, die nördliche Altmark und die nördliche Mark Brandenburg umfaßt, wobei Einwirkungen
der Mittelelbgruppe — z. B. durch das Auftreten von Segelohrringen — reichlich vorhanden sind.
Während die ältere germanische Eisenzeit kulturell eine Abkehr von eigenen, heimischen Stilformcn und eine
Hinneigung zur Übernahme und Weiterentwicklung fremden Kulturgutes zeigt, findet in ihr die germanische
Stammesgliederung und die Ausbildung einer gewissen politischen Selbständigkeit mit ganz bestimmten
Zielsetzungen statt. Nachdem es gelungen war, die Lausitzer Kultur zu vernichten und ihr Siedlungsland
einzunehmen, beginnt allmählich der unaufhaltsame Vorstoß der Germanen nach Süden, der zunächst in
den Kämpfen mit den südlich benachbarten Kelten seinen Ausdruck findet. Etwa um die Mitte des zweiten
vorchristlichen Jahrhunderts brechen die Urnenfriedhöfc im Gebiet des Kreises wie auch in fast allen Teilen
des mittleren Norddeutschland plötzlich ab und zeigen, daß eine Abwanderung großer Volksteile statt-
gefunden haben muß, die wohl mit dem Erscheinen der Cimbern und Teutonen vor den Toren Italiens in
Zusammenhang zu bringen ist. Beigaben von Waffen in den Gräbern des letzten vorchristlichen Jahrhunderts
(Eisenschwerter, Lanzenspitzen, Schildteile) künden den Beginn einer neuen, kriegerischen Zeit an, in welcher
die Germanen nach Bezwingung der Kelten auf deutschem Boden den Kampf mit dem römischen Weltreich
aufnehmen sollten.
Vie jüngere germanische kttenreit (etwa um Lür. Leb.-soon. Lbr.)
Die gleiche Spärlichkeit an Funden wie in der späten Latenezeit finden wir im Kreise Templin auch in den
darauffolgenden Jahrhunderten germanischer Besiedlung. Von dem Fundreichtum des benachbarten Havel-
landes und der Odergegend ist nur ein dürftiger Abglanz spürbar, so daß eine recht schwache Besiedlung
des Kreisgebietes während dieser Zeit angenommen werden kann. Immerhin sind einige Funde vorhanden,
die einen kulturellen und wohl auch volklichen Zusammenhang der Bewohner mit den suebischen Elb-
germanen zeigen und sich von dem benachbarten ostgermanischen Formenkreis stark unterscheiden. Aus
dem ersten Jahrhundert stammt eine vorzüglich erhaltene Graburne mit in Rädchentechnik ausgeführter
8 Mäanderverzierung aus Badingen, ferner ein unverziertes Gefäß aus Zehdenick, sowie einige Grabfunde
aus Himmelpfort. Der östliche Teil des Kreises ist bisher so gut wie fundleer geblieben.
Die Sitte der Bestattung in Urnengräbern wird zunächst beibehalten, doch zeigen Funde aus den Nachbar-
kreisen, daß stellenweise schon im zweiten Jahrhundert Skelettbestattung auftritt, die allmählich die Ver-
brennung ablöst. Ohne Deckschale und meist auch ohne Steinschutz sind die Urnen frei im Boden beigesetzt,
eine in dieser Zeit für das westgermanische Gebiet kennzeichnende Bestattungsweise. Im Gegensatz hierzu
steht die vorwiegend osigermanische Grabform der sogenannten „Brandgruben", bei denen die gesamten
Reste des Scheiterhaufens in eine flache Grube geschüttet wurden. Solche Brandgruben finden sich vom
zweiten Jahrhundert ab im östlichen Nachbarkreise Angermünde, der zum Siedlungsgebiet der ostgerma-
nischen Burgunden gehört, während die Bevölkerung des Kreises Templin westgermanisch bleibt.
inhalte jedoch leider nicht zusammengehalten worden sind. Es reicht noch in die Hallstattzeit hinein, gehört
aber zur Hauptsache der frühen und mittleren Latenezeit an. Die älteren Gräber haben noch wenig Bei-
gaben (eiserne Gürtelhaken und Nadeln), die jüngeren dagegen sind reich mit Metallbeigaben ausgestattet.
6 Charakteristisch sind eiserne Latsnefibeln, einfache und solche mit Kugeln auf Bügel und Fuß, sowie Segel-
ohrringe aus Bronze mit blauen und grünen Glasperlen. Eine bronzene Frühlatenefibel stammt aus
Milmersdorf, zwei bronzene Kreuzkopfnadeln, die fast immer paarweise gefunden werden, aus dem Gräber-
feld von Templin. Hier fand sich auch die Bestattungsart des „Brandschüttungsgrabes", bei welchem die
Reste des Scheiterhaufens über die Urne geschüttet wurden, eine innerhalb der Latenezeit sehr junge und
nur in Vorpommern, Mecklenburg und der nördlichen Mark Brandenburg häufiger vorkommende Er-
scheinung.
Die Tonware der älteren germanischen Eisenzeit entwickelt sich zunächst zwanglos aus den bronzezeitlichen
Gefäßformen. In der Latenezeit finden wir grauschwarze, flaschenförmige und terrinenförmige Gefäße
mit geschmackvollen, flach eingeritzten Ornamenten. Wie das übrige Material zeigt auch die Keramik, daß
das Kreisgebiet während dieser Zeit zu einer westgermanischen Kulturgruppe gehört, die Vorpommern,
Mecklenburg, die nördliche Altmark und die nördliche Mark Brandenburg umfaßt, wobei Einwirkungen
der Mittelelbgruppe — z. B. durch das Auftreten von Segelohrringen — reichlich vorhanden sind.
Während die ältere germanische Eisenzeit kulturell eine Abkehr von eigenen, heimischen Stilformcn und eine
Hinneigung zur Übernahme und Weiterentwicklung fremden Kulturgutes zeigt, findet in ihr die germanische
Stammesgliederung und die Ausbildung einer gewissen politischen Selbständigkeit mit ganz bestimmten
Zielsetzungen statt. Nachdem es gelungen war, die Lausitzer Kultur zu vernichten und ihr Siedlungsland
einzunehmen, beginnt allmählich der unaufhaltsame Vorstoß der Germanen nach Süden, der zunächst in
den Kämpfen mit den südlich benachbarten Kelten seinen Ausdruck findet. Etwa um die Mitte des zweiten
vorchristlichen Jahrhunderts brechen die Urnenfriedhöfc im Gebiet des Kreises wie auch in fast allen Teilen
des mittleren Norddeutschland plötzlich ab und zeigen, daß eine Abwanderung großer Volksteile statt-
gefunden haben muß, die wohl mit dem Erscheinen der Cimbern und Teutonen vor den Toren Italiens in
Zusammenhang zu bringen ist. Beigaben von Waffen in den Gräbern des letzten vorchristlichen Jahrhunderts
(Eisenschwerter, Lanzenspitzen, Schildteile) künden den Beginn einer neuen, kriegerischen Zeit an, in welcher
die Germanen nach Bezwingung der Kelten auf deutschem Boden den Kampf mit dem römischen Weltreich
aufnehmen sollten.
Vie jüngere germanische kttenreit (etwa um Lür. Leb.-soon. Lbr.)
Die gleiche Spärlichkeit an Funden wie in der späten Latenezeit finden wir im Kreise Templin auch in den
darauffolgenden Jahrhunderten germanischer Besiedlung. Von dem Fundreichtum des benachbarten Havel-
landes und der Odergegend ist nur ein dürftiger Abglanz spürbar, so daß eine recht schwache Besiedlung
des Kreisgebietes während dieser Zeit angenommen werden kann. Immerhin sind einige Funde vorhanden,
die einen kulturellen und wohl auch volklichen Zusammenhang der Bewohner mit den suebischen Elb-
germanen zeigen und sich von dem benachbarten ostgermanischen Formenkreis stark unterscheiden. Aus
dem ersten Jahrhundert stammt eine vorzüglich erhaltene Graburne mit in Rädchentechnik ausgeführter
8 Mäanderverzierung aus Badingen, ferner ein unverziertes Gefäß aus Zehdenick, sowie einige Grabfunde
aus Himmelpfort. Der östliche Teil des Kreises ist bisher so gut wie fundleer geblieben.
Die Sitte der Bestattung in Urnengräbern wird zunächst beibehalten, doch zeigen Funde aus den Nachbar-
kreisen, daß stellenweise schon im zweiten Jahrhundert Skelettbestattung auftritt, die allmählich die Ver-
brennung ablöst. Ohne Deckschale und meist auch ohne Steinschutz sind die Urnen frei im Boden beigesetzt,
eine in dieser Zeit für das westgermanische Gebiet kennzeichnende Bestattungsweise. Im Gegensatz hierzu
steht die vorwiegend osigermanische Grabform der sogenannten „Brandgruben", bei denen die gesamten
Reste des Scheiterhaufens in eine flache Grube geschüttet wurden. Solche Brandgruben finden sich vom
zweiten Jahrhundert ab im östlichen Nachbarkreise Angermünde, der zum Siedlungsgebiet der ostgerma-
nischen Burgunden gehört, während die Bevölkerung des Kreises Templin westgermanisch bleibt.