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Brauer, Heinrich; Scheffler, Wolfgang; Weber, Hans
Die Kunstdenkmäler der Provinz Schleswig-Holstein (3): Die Kunstdenkmäler des Kreises Südtöndern — Berlin: Deutscher Kunstverlag, 1939

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https://doi.org/10.11588/diglit.66538#0161
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Leck

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Eine weitere Veränderung fand wohl gleichzeitig mit dem Turmneubau 1875 (s. u.)
statt, insofern, als auf der Südseite der Kirche fünf große, außen zweimal abgetreppte,
innen geschrägte Rundbogenfenster eingebrochen wurden, die gußeisernes Maßwerk
erhielten. Die vorher vorhandenen Rundbogenfenster waren verschieden groß, hatten
gemauerte Rippen und Bleiverglasung.
Vorhaus: Damals muß auch das Vorhaus an der Südseite neu errichtet worden sein,
und zwar an Stelle eines älteren, das etwas weiter nach Osten gerückt war; seine Dach-
schräge ist noch an dem Mauerwerk des verlängerten Schiffs erkennbar. Es trug die
Jahreszahl 1690.
Ein Vorbau war auch an der Nordseite des Schiffs: Über dem dritten Fenster von
Westen sind Spuren eines Satteldachs erkennbar; auch befindet sich in diesem Ab-
schnitt der Mauer zu ebener Erde eine vermauerte schmale Tür, die jetzt durch einen
davor aufgestellten Grabstein verdeckt ist.
Decke und Dachstuhl: Die Unterzugsbalken der Kirche sind unter einer 1884 aus-
geführten Gipsdecke verborgen. Von ihnen sind die des alten Schiffs Eiche, stark ver-
wittert, noch mittelalterlich; sie zeigen noch an den sichtbaren Seitenflächen (ein heraus-
genommener auch an der Unterseite), Bemalung der Renaissance: verschlungenes
arabeskenartiges Gitterwerk, schwarz auf weiß bzw. braun auf gelb. Die Balken der
Erweiterung von 1809 sind aus Tannenholz.
Der Dachstuhl zeigt über dem alten Schiff doppelte Kehlbalken mit Unterzug und
senkrechten Fußstreben und Windlatten. Im Ostteil gleiche Konstruktion, aber mit
schrägen Streben unter den Kehlbalken. Schieferdach.
Turm: Der frühere 1872 abgebrannte Turm (nach Haupt V, S. 183—184 vermutlich
aus dem 15. oder 16. Jahrhundert) ist uns in Abbildung auf dem alten Kirchensiegel
erhalten. Er erscheint dort rechteckig oder quadratisch, unten mit Feldsteinen, darüber
mit Quadersteinen, oben zwei Schallöcher nebeneinander, spitzes Zeltdach mit reich-
verzierter Wetterfahne. Der Turm hatte im Erdgeschoß ein Kreuzgewölbe (Haupt I). Er
trug die Jahreszahl 1770.
Der Turm, Neubau von 1875 (bezeichnet: A. Dom, 1875), Backstein, mit einfach
geschrägtem Granitsockel. Neugotische Formen. Das erste Obergeschoß quadratisch,
darüber Achteckgeschoß mit vier Giebeln und hoher Helm.
AUSSTATTUNG. Altar: Schnitzwerke eines guten, spätgotischen Altars von ca. 1520
aus der Schule Brüggemanns, figurenreiche Kreuzigung und Statuetten der zwölfApostel.
Der ursprüngliche Flügelschrein, der baufällig war, wurde 1884 ersetzt durch ein neues
Gehäuse von Tischler Reuß in Leck. Damals gingen die überhängenden Schleier „mit
vortrefflichem Astwerk" verloren. In der Predella war ein Gemälde des Abendmahls.
Das neue Gehäuse in Renaissanceformen enthält im Hauptteil ein großes geschnitztes 105
Feld, Eiche, bunte Barockfassung (Ölfarbe). Höhe ohne die Kreuze 110, Breite 145 cm.
In der unteren Zone die Kreuztragung; der Zug kommt links aus dem Stadttor von
Jerusalem und bewegt sich nach rechts, biegt nach oben herum, voran vier Reiter. In der
oberen Zone figurenreiche Kreuzigung, von rechts nach links: Heranführung der
Schächer, der gläubige Hauptmann zu Pferde, Titulusschreiber, Maria Magdalena, das
 
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