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Kekulé von Stradonitz, Reinhard [Honoree]
Bonner Studien: Aufsätze aus der Altertumswissenschaft, Reinhard Kekulé zur Erinnerung an seine Lehrthätigkeit in Bonn gewidmet von seinen Schülern — Berlin, 1890

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https://doi.org/10.11588/diglit.15956#0165
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Drei Lekythen.

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Von Lekythen, worauf solche vorkämen, nennt er ausser dieser noch
die im Polytechnion zu Athen, aus Eretria, wo auf einem Grabe eine
sitzende Frau, die einem hockenden Knaben eine Traube hinhält, dar-
gestellt ist'-).

Das wäre ja eine ganze Gruppe und man kann geneigt sein, zu
fragen, ob der Darstellung wirklich ein statuarisches Vorbild zu Grunde
liegt, und nicht vielleicht der Maler zur besseren Füllung des Raumes
seiner Phantasie erlaubt hat. als Gruppe auf die Stele zu stellen, was er
als Relief oder Gemälde wohl gesehen haben mochte.

Tsundas 3), der die Frage ungefähr in derselben Weise fasst, meint,
am wahrscheinlichsten habe der Maler selber nicht gewusst, ob er die Ab-
sicht hatte, Gruppe, Relief oder Gemälde darzustellen.

Wenn dem so ist — und es ist mir nicht unwahrscheinlich, dass unsere
Frage den Künstler in Verlegenheit gebracht hätte, da er sich wohl nur
bewusst war. ein Grab mit einer Grabdarstellung gezeichnet zu haben — so
liegt es für uns näher anzunehmen, dass er von einem Relief oder Ge-
mälde als von einer statuarischen Gruppe beeinflusst war.

Das ist aber in dem hier gegebenen Bilde, wenn nicht ausgeschlossen,
doch viel weniger wahrscheinlich, nicht nur weil sich der Gegenstand wenig
zur Ausfüllung eines Reliefs eignen würde, sondern in erster Linie weil
die Figur ganz den Charakter einer Statue bat.

Es ist auch beachtenswert, dass die Statuette einen mehr altertüm-
lichen Charakter zeigt wie die Figuren, so dass wir annehmen müssen, dass der
Maler sie nicht frei erfunden hat, sondern von einem Vorbilde beeinflusst war,
dessen Entstehung in frühere Zeit wie die Lekythos zu setzen ist.

Dies ergibt sich besonders aus einer Vergleichung des Standmotivs
und der Haltung des in die Seite gestemmten Armes mit älteren attischen
Vasen1) und dem Oinomaos des olympischen Ostgiebels, aber da es sich
hierbei um Daten handelt, über die noch immer nicht alle einig sind und
wir ein genau datierbares Monument besitzen, das sich vergleichen lässt,
so wollen wir uns hier darauf beschränken, dieses zu nennen.

Das Didrachmon. das Themistokles als Herr von Magnesia im eigenen
Namen geprägt hat und von dem nur zwei Exemplare, von verschiedenem
Stempel, und eines dabei subärat und deshalb schlecht erhalten, bekannt
sind 5), gehört selbstverständlich in die kurze Spanne Zeit seiner magne-

-) 'Es"fj|i.so:; äp/<r.!>'/.oy'.-/.-r1 1886 T. 4.
!) Ebenda S. 42.

J) U. a. Gerhard, Auserl. Yasenb. CLXXXIV = .Journal of Hellenic Studie« T. VJ;
Monumenti dell' Inst. 1856 T. XX: 1878 T. LIV; Lenormant et de Witte, Elite ceramogra-
phique 1 T. 1,XXXIV.

•'•) Das subärate Exemplar ist im Britischen Museum. Das andere im Cabinet des
Medailles der Französischen Natäonalbibliothek und abgebildet Luynes, Choix PI. XI 7,
 
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