dadurch das Grundprinzip des Glas-
bildes, der architektonische Aufbau
aus transparenter Stofflichkeit, irgend-
wie bedroht worden wäre.
Was aber, wenn das Arsenal der
technischen Mittel sich füllte, noch nie
der Formgebung erspart wurde, ge-
schah auch dem Glasbild: die Entwick-
lung zum Barock. Zu jenem Barock,
der in immer wiederkehrenden Phasen
die Kunst zu einem Äussersten anzu-
treiben und beinahe zu entrenken
scheint. Es ist, als wenn die Künstler
eine Reihe technisch allzugut verpro-
viantierter Tage nicht zu ertragen ver-
mögen. Vom Reichtum verführt, fan-
gen sie an zu schwelgen, verlieren sie
das Mass, durchbrechen sie die Gren-
zen, erschöpfen sich in einem Fieber
des Wollens und in einer Orgie des
Könnens. Zu solchen Zeiten geschah
es, dass die Glasmalerei mit den bis-
herigen Mitteln nicht mehr auskam
und zur Erreichung ihrer komplizier-
ten und überhitzten Absichten des
Pinsels, des alles hergebenden, jeder Er-
regung gefälligen, bedurfte. Es wäre
falsch zu meinen, dass die Glasbilder
dieser Periode notwendig eine Ver-
gewaltigung des Organischen werden
mussten; auch bei einem Überfluss an
Registern kann der Künstler Sympho- Entwurf: Max Pechstein. Aus-
nien aufrauschen lassen. Indessen, führung: G. Heinersdorff, Berlin
der Zusammenbruch kommt bestimmt,
wenn die Masslosigkeit im Technischen einem instinktarmen und
an Persönlichkeiten verkümmerten Zeitalter ausgeliefert wird.
Das eben war das Verhängnis des Glasbildes, als es von den taume-
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bildes, der architektonische Aufbau
aus transparenter Stofflichkeit, irgend-
wie bedroht worden wäre.
Was aber, wenn das Arsenal der
technischen Mittel sich füllte, noch nie
der Formgebung erspart wurde, ge-
schah auch dem Glasbild: die Entwick-
lung zum Barock. Zu jenem Barock,
der in immer wiederkehrenden Phasen
die Kunst zu einem Äussersten anzu-
treiben und beinahe zu entrenken
scheint. Es ist, als wenn die Künstler
eine Reihe technisch allzugut verpro-
viantierter Tage nicht zu ertragen ver-
mögen. Vom Reichtum verführt, fan-
gen sie an zu schwelgen, verlieren sie
das Mass, durchbrechen sie die Gren-
zen, erschöpfen sich in einem Fieber
des Wollens und in einer Orgie des
Könnens. Zu solchen Zeiten geschah
es, dass die Glasmalerei mit den bis-
herigen Mitteln nicht mehr auskam
und zur Erreichung ihrer komplizier-
ten und überhitzten Absichten des
Pinsels, des alles hergebenden, jeder Er-
regung gefälligen, bedurfte. Es wäre
falsch zu meinen, dass die Glasbilder
dieser Periode notwendig eine Ver-
gewaltigung des Organischen werden
mussten; auch bei einem Überfluss an
Registern kann der Künstler Sympho- Entwurf: Max Pechstein. Aus-
nien aufrauschen lassen. Indessen, führung: G. Heinersdorff, Berlin
der Zusammenbruch kommt bestimmt,
wenn die Masslosigkeit im Technischen einem instinktarmen und
an Persönlichkeiten verkümmerten Zeitalter ausgeliefert wird.
Das eben war das Verhängnis des Glasbildes, als es von den taume-
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