Metadaten

Kunstsalon Keller & Reiner; Künstlerbund für Mosaik und Glasmalerei (Berlin) [Contr.]; Gottfried-Heinersdorff-Werkstätten für Glasmalerei und Mosaik (Berlin) [Contr.]
Katalog - Glasmalerei-Ausstellung Keller & Reiner, Berlin: vom 1. September-1. Okt. 1911 : veranstaltet vom Künstlerbund für Glasmalerei und Glasmosaik und den Werkstätten von Gottfried Heinersdorff, Berlin — Berlin: Keller & Reiner, 1911

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.74250#0012
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext

Entwurf: K. Willingstorfer. Ausführung: G. Heinersdorff, Berlin

ligen Zeiten des Makartismus annektiert wurde. Barbaren kostü-
mierten sich mit Sammetjacken und Rembrandthüten, glaubten im
Barock zu schwelgen, während sie nichts anderes taten, als nach
Negerart Lärmtrommeln zu malträtieren. In solchem Hexen-
sabbath schlug dem Glasbild die Stunde: die zwergischen Epi-
gonen eines eingebildeten Barock meinten in den Diaphanien das
Ideal gefunden zu haben.
Es war nur selbstverständlich, dass die Tage der Busse und
der Reinigung, die den hohlen Pomp, die Hekatomben des tauben
Geschmücks und die Hysterie des Überflüssigen fortfegten, auch
das Glasbild radikal wieder auf die Formel des Mosaiks redu-
zieren wollten. Als die Zweckmässigkeit, die Sachlichkeit, die
Materialechtheit und die technische Solidität wieder selbstver-
ständliche Tugenden wurden, als die gemalte Maserung und die
gestanzte Bildhauerei in den Orkus sanken, da musste notwendig
auch das Glasbild auf eine puritanische Formel gebracht werden.
In den Zeiten jener ersten Liebe (die zuweilen ein wenig fanatisch
mit Ethik und ästhetischer Theorie das letzte Heil gewonnen
glaubten) schien das reine Mosaik die für das Glasbild allein
zulässige Technik. Bald siegte die bessere Einsicht über das
feurige Eifern, und man erkannte, dass die Alten, als sie das
Schwarzlot, das Silbergelb und den Uberfang nutzten, treulich

10
 
Annotationen