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Auktionshaus Albert Kende <Wien> [Hrsg.]
Schweizer und Nürnberger Zinn: Versteigerung: Montag, den 4. Februar 1918 (Katalaog Nr. 40) — Wien, 1918

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https://doi.org/10.11588/diglit.15286#0007
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EINBEGLEITUNG

ie Zinnsammlung des Herrn Konsul J. gibt in erster Linie ein
geschlossenes Bild der Erzeugnisse des Schweizer Zinngießer-
handwerkes im 17. und 18. Jahrhundert; in zweiter Linie
enthält sie mehrere hervorragende Arbeiten des gleichen
Handwerkes in Nürnberg, wo sich dieses Gewerbe bald
nach 1600 zu besonders schönen und künstlerisch wertvollen
Erzeugnissen emporgeschwungen hat.

Die Schweizer Sammlung umfaßt sämtliche Kantone, soweit sie sich
an der Verarbeitung dieses Metalles überhaupt betätigten. Hinsichtlich der
künstlerischen Form verdient Bern durch seine Kannen mit langem Ausguß-
rohr den Vorzug. Ein ornamental gebildeter Steg oder ein solcher in Form
eines Armes mit Puffenärmel verbindet und stützt die lange Ausgußröhre.
Je nachdem dieser Arm zarter oder kräftiger gebildet ist, bezeichnete der
Volksmund im Berner Lande diese Kannen als „Weiblein" oder „Männlein".
Die gleiche Gefäßform haben in der 2. Hälfte des 16. Jahrhunderts die
Krugbäcker in Siegburg (bei Köln) und in Raeren (bei Achen), sowie die
Töpfer des Nassauschen Kannenbäckerlandes für ihre vornehmsten Er-
zeugnisse gewählt. Im Berner Oberland, im Simmental und im Seeland,
finden wir dieselbe allgemeine Kannenform von ausgesprochener Birnform,
jedoch ohne Ausgußrohr. Als Kennzeichen für die Berner Herkunft kann
der im oberen Teile geschwungene, im unteren Teile streng senkrecht zum
Gefäßkörper absteigende Henkel angesehen werden.

Eine andere künstlerisch schöne Form von mehr kugelförmiger Leibung
entstand in den Kantonen Freiburg und Wallis. Das gekrönte F der häufig
vorkommenden Stadtprobe weist auf Freiburg als ein Zentrum des Zinn-

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