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Kern, Otto [Hrsg.]
Die Gründungsgeschichte von Magnesia am Maiandros: eine neue Urkunde — Berlin, 1894

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https://doi.org/10.11588/diglit.4607#0022
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av&ptOTODV amapyja nach Delphoi senden'). Leukippos wird aus Kreta aber
bald von den umwohnenden Kretern vertrieben2) und siedelt nach Asien in
ephesisches Gebiet über. Hier gründet er die Ortschaft Kretinaion. Erst
dann tritt er mit Leukophryne, der Tochter des Mandrolytos, in Verbindung-,
die den Feinden ihre Vaterstadt ausliefert. Leukippos macht also, bevor er
Herr von Magnesia wird, in der Xähe von Ephesos Station. Diese Über-
lieferung begegnet uns in dieser Form nirgends. Eine Andeutung auf sie
kann man nur noch in dem Sprichwort finden: -rayjj-rspcv 6 MdvSpujg KfrtjTtvag
ä-s-fpa^s, zu dem Pseudoplutarch Prov. LVII (Dübner III 168; Leutsch
Paroem. I 329) bemerkt: EcpEO-to: KpTj-riva; harfyravxo rag Morp^-mv • ä-z-ioatat o£
acptv Mävoortc, 0 MavSpoXurou -ap' oivov Jtai ;j.£üt;v Kai itußeiav, das heifst eben nur
soweit, dafs ein Ort Kretinai oder Kretinaion von Mandres dem Sohne des
Mandrolytos bei Gelage und Würfelspiel an die Ephesier verkauft worden
ist. Das Sprichwort steht also in Beziehung zur Leukipposgeschichte, in der
ja das Haus des Mandrolytos eine Rolle spielt. Aber die Nachricht von der
Gründung des Leukippos erregt Bedenken wegen ihrer auffallenden Ähnlich-
lichkeit mit einem Teil der Althaimenessage, einer Ähnlichkeit, die Rayet
(S. 140) natürlich um so weniger entgangen ist, als er überhaupt der Erzählung
des Parthenios wenig Glauben zumifst. Althaimenes flieht aus Furcht, der
Mörder seines Vaters Katreus zu werden, zusammen mit seiner Schwester
Apemosyne nach Rhodos und gründet da den OrtKretinia; Ps.-Apollodor Biblioth.
III 2, i2 [Wagner Mythogr. I 10g], Stephan. Byzan. s. Kp^Tivtar tötco; P55ou,
sv qS cpxouv 01 Ttepi 'ÄX-fl-atjiivjyv, 05 yor^Ddz st: tov -arspa airoxTevet, Ecpu^s Kai VOKfi
~Xotq> CDvavTä ev P63c) Kai n; A7;"ä; vo;j.;.7ac ävatpsi TOV -aTspa3). Kretinia auf
Rhodos ist ein Ort, an dessen Existenz nicht gezweifelt werden kann. Die
Ortschaft Kretinaion im ephesischen Gebiet ist nur durch Parthenios und jenes
Sprichwort bezeugt1).

Wozu sich Leukippos erst bei Ephesos, einer Stadt, die damals noch
garnicht existiert hat, ansiedeln mufs, um mit Leukophrynes Hilfe Magnesia
zu erobern ist unerfindlich. Dieser Zug ist wahrscheinlich blofs aus der
Althaimenesfabel herübergenommen. Im Interesse der Magneten kann es
auch nie gelegen haben, die Landung des Leukippos in das spätere ephesische
Gebiet zu versetzen6). Es ist ihr Stolz, dafs sie zuerst von allen Hellenen
von Europa nach Asien hinübergefahren sind, und es ist selbstverständlich

') Flut. a. a. O. 'Eyd> dt xai Mvtnvaiov; tnaufü xai'AnoXXiovtatat, fti(>>i ynvaü dtvgo ni/xymnaf
£rt dt u«>Uor JSp€TQiH( xai MayvifXat (tv&Qtßll<0v änaoyaig dwQytjajuei'Ovg ihv frioV ü;c xctyncov doTqQa
xai nc<nttoov xai ytviotor xai tfiXäv&QtDnov, Preller-Robert Gr. Myth. I4 261 *, 27z2; Curtius Altertum
und Gegenwart III 109. Vgl. auch Piatons Geselze XII 3 p. 946 B.

2) Vgl. das bellum Magnensium bei Probus; oben S. 16.

') Vgl. Diodor V59; F. Hiller von Gaertringen in den binnen kurzem erscheinenden Inscr.
graec. insul. I p. 99.

*) Althaimenes auch in Ephesos: Inscr. Hiit. Mus. III p. 70; aber dadurch ist die Ortschaft
Kretinaion in der Nähe von Ephesos keineswegs gesichert.

6) Vgl. was Strabon XIV p. 647 über die Verhältnisse zur Zeit des Kimmerierkrieges sagt.
 
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