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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 3.1887-1888

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Personal- und Ateliernachrichten - Denkmäler etc. - Ausstellungen, Sammlungen etc. - Vermischte Nachrichten - Vom Kunstmarkt
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https://doi.org/10.11588/diglit.9418#0272
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Personal- und Ateliernachrichten — Denkmäler re.

aus dem grauen Himmel. Ein großes Bild von ihm aber gehört
dem Ryksmuseum zu Amsterdam. Es zeigt in ungeheurer In-
tensität der Hitze einen Hirten, der an einem lautlosen Sommer-
tag auf seinen Stab gestützt bei der Schafherde steht; es ist kein
fertiges Bild zu nennen, jedoch ermöglicht es wenigstens dein
Beschauer, sich vorzustellcn, es könnte fertig werden. Und dann
wäre es ein Wunderwerk hoher Kunst. Denn das ist das Ge-
heimnis hoher Kunst, daß sie über den Stoff beinahe völlig hin-
weghcbt. Das Weib in seiner von Sonnenstrahlen erhellten
Stube, von Pieter de Hooch, dessen Gesicht mau gar nicht sicht
und das nur einen Apfelsinenteller neben sich auf einem Stuble
hat, kann mehr Ruhe ausdrücken und poetischen Frieden atmen,
als eine ganz große Göttin, die die Ruhe mit einem weißen
Kleide und den Frieden mit einer langen Palme vorzustellen
kommt, falls die große Göttin nicht einem Künstler begegnete,
der ihr so gewachsen ist, wie Pieter de Hooch dem Weibe in der
Wohnstube, und das ist selten. Und man sollte meinen, daß es
eine schöne Sache sei um eine Wiese mit Schafen im Sommer, sie
drückt den Inbegriff des Lebens in der Natur, all ihre Gesund-
heit, ihr Keimen, ihre Reinheit aus. Und wenn sie so gemalt
werden, daß unverkürzt das alles zur Aussprache gelangen kann,
was empfindenden Menschen auch die Tiere lieb und wert in
ihrem Eifer zum Leben macht, so können die gemalten Tiere auch
schön wirken in ihrem Sinne. Mauve bringt cs säst ohne Abzug
fertig; er erinnert in seinen grauen Lanöschaftsstimmungen einen
Deutschen manchmal an den trefflichen Maler ans den Ostsee-
provinzen, v. Bochmann, der in Düsseldorf lebt, ist aber breiter
und größer, sreilich mit Traugabe aller Details, die Bochmann
mit erlesenem Feingefühl spendet. Von Zügel, dem vorzüglichen
Münchener Schafmaler, scheidet ihn nicht das Tougefühl, denn
das ist beiden in hohem Maße eigen, aber eine gewisse Sincerität;
Zügel geht mehr den absolut pittoresken Interessen nach, er
ist wechselvoller; bald Decamps, bald Jsabey, bald Münchener,
seltener Natur: Mauve ist ärmer, und doch ist auch seiner das
Himmelreich der spateren Wertschätzung. Einem späteren Geschlecht
werden seine Bilder sein, als sähen sie die Natur selbst, wenn
auch freilich ganz ohne Erhebung — selbst im guten Sinne —, ohne
Aufschwung, nur in ihrem niedrigen Wiesen- und Feldcharakter.
Erst einem späteren Geschlecht, denn unseres wird sich wahrscheinlich
noch nicht an Mauves summarisches Verfahren gewöhnen, das
keine Konture, jedoch auch fast keine „Modellierung" kennt; es
wird darum zum rechten Genüße nicht gleich kommen. Hat es
ja auch der Zeit bedurft, bis das moderne Publikum den Schritt
von der Tierbildnerei in Kaulhachs Neinecke Fuchs zu de» wahr-
haftigeren Tieren machte, mit welchen P. Meperheim Goethes
Fabel illustriert: Menschen, pardon, Tiere! sinds aber auch bei
Dem noch immer nicht geworden.

—r. Der Präsident der königl. Akademie der Künste zu
Berlin, Geschichtsmaler Professor Karl Becker zu Berlin, ist
von dem gcschäftsftihrenden Ausschuß der diesjährigen inter-
nationalen Kunstausstellung zu Brüssel ersucht worden, hervor-
ragende Werke deutscher Kunst auf dem Gebiete der Monumental-
malerei für die gedachte Ausstellung zu acquirieren. In Folge
dessen haben schon verschiedene Künstler Einladung erhalten, sich
mit Werken ihrer Hand zu beteilige». Reproduktionen der Werke
werden zur Ausstellung zugelassen, wenn die Originale selbst
nicht ausgestellt werden können. Zahlreiche namhafte Künstler
haben ihre Beteiligung schon zugesagt.

ft Aus Münchener Ateliers. Franz Eisenhut ist zur
Zeit im Begriff seinen großen „Bazar vor den Thoren einer nord-
afrikanischen Stadt" zu vollenden, der in kühler Morgenstünmung
gehalten, einen interessanten Blick auf ein lebensvolles und farben-
prächtiges Stück orientalischer Kultur gewährt. — Bei Wilhelm
Diez sind zwei Bilder fast vollendet, deren eines, „Ein Überfall" be-
titelt, uns in die Greuel des dreißigjährigen Krieges führt, während
das andere einen Ritter Schnapphahn uns vorführt, der mit
seinen Spießgesellen einem Franziskanermönch seinen mit Vik-
tualien wohlbepackten Esel abnimmt. — Grützner sendet zwei
Bilder in den Kunstverein „Im Dominikanerkeller" und „Mittags-
schläfchen". — Bon Mathias Schmid war ebendort eine neue
arößere Schöpfung „Feuerbeschau" ausgestellt, die mit vielem Humor
schildert, wie drei brave Handwerksleute als „Feuerbeschau" in das
Atelier eines Malers kommen, dem gerade als Modell eine sehr
mangelhast bekleidete Schöne sitzt. — Karl Rickelt endlich hat eine
Allegorie aus den Tod des Kaisers vollendet, die von ergreifender
Wirkung ist. Mit gewaltigem Flügelschlage naht der Todes-
engel dem schlummernden Heldengreise, dem zu Häupten ein
Lorbcerkranz ruht und drückt auf seine Stirne den Weihekuß der
Unsterblichkeit.

—Berlin. Die ordentlichen Lehrer der akademischen
Hochschule sür die bildenden Künste, Maler Ernst Hancke und
Franz Skarbina, sowie der Assistenzlehrer an derselben Anstalt,
Maler Julius Eh re »traut, letzterer unter Verleihung der Be-
fugnisse der ordentlichen Lehrer, sind zu Professoren ernannt worden.
Gleichzeitig haben die Hülfslehrer Maler Otto Brausewetter
und Rudolf Dammeier die Befugnisse ordentlicher Lehrer zu-
gesprochen erhalten. Die vorgenannten haben, mit alleiniger Aus-
nahme von Brausewetter, welcher auf der Kunstakademie zu Königs-
berg i/Pr. seine Ausbildung genossen hat, ihre Studien auf der
Berliner Kunstakademie vollendet. Maler Hancke hat sich des
k instlerischeu Schaffens in den letzten Jahren fast ganz enthalten,
da er seine ganze Kraft der Lehrthätigkeit widmete. Er ist seit
Dezennien an der Hochschule für die bildenden Künste als Lehrer,
seit 1886 als Vorsteher der Vorbereitungsklasse thätig und übt
daneben an der königlichen Kunstschule und dem Kunstgewerbe-
museum eine umsassende Lehrthätigkeit aus. Über Franz Skarbina
brachten wir im elften Hefte einen umfassenden Aufsatz. Julius
Ehrentraut, seit 1878 Assistenzlehrer in der Antikenklasse der Hoch-
schule, ist durch seine charakteristischen, mit glücklichem Hunior
behandelten Kostümfiguren aus dem 16. und 17. Jahrhundert,
ebenso wie Otto Brauseivetter, der als zweiter Lehrer der Vor-
bereitungsklasse fungiert, durch seine romantisch historischen Genre-
bilder in der Kunstwelt vorteilhaft bekannt, während Maler
R. Dammeier, zweiter Lehrer der Malklasse, bisher nur einige
ziemlich gelungene Genrebilder zur Ausstellung brachte.

ft Berlin. Künstler-Aufgaben beim Tode des Kaisers.
Auto» von Werner hat Kaiser Wilhelm auf dem Todten-
bette gezeichnet. Er wurde am 9. März früh 8 Uhr durch einen
Korpsgendarmen auf höchsten Befehl nach dem Palais geholt.
Als er dort um 8^ Uhr eintraf, war der Kaiser eben verschieden.
Er befand sich in halbsitzender Stellung auf dem schlichten Feld-
bette, nur mit einer Steppdecke bedeckt und bekleidet mit einer
weißen Jacke, unter welcher eine dunkelrote Unterjacke am Halse
und an der Brust etwas sichtbar war. Sein Antlitz war von
stillem Frieden verklärt, wie das eines ruhig Eingeschlafenen.
Während Werner zeichnete, knieten graubärtige Generale an der
Seile des Lagers nieder und küßten die Hände des Kaisers. Der
Maler gab dem Kaiser drei weiße Rosen in die Hand und be-
streute die Decke mit Maiglöckchen. — Rein hold Begas hat eine
Stunde nach dem Hinscheiden eine technisch vollkommen gelungene
Todteumaske abgeuommen. — Der zur Zeit in Berlin weilende
Münchener Künstler Rudolf Wimmer erhielt vom KronprinzSft
Wilhelm den Auftrag, ein Bildnis des Kaisers während der Aus-
stellung auf dem Paradebett im Dom zu malen.

Denkmäler rtr.

— Das Komitee für Errichtung eines Fritz Reuter-
Denkmals in Chicago hat das Angebot des Bildhauers Alois
Löher in New-Dork, eines Bruders von Franz von Löher in
München, angenommen.

ft München. Im 2-1. Heft des vorigen Jahrganges
berichteten wir, daß O. Lang im Auftrag der Hinterbliebenen
mit der Ausführung eines Grabdenkmals für Alfred Krupp, den
berühmten Begründer der Kruppschen Fabriken in Essen beauftragt
sei. Nunmehr stehen im Atelier des Künstlers drei Entwürfe voll-
endet. Den Vorzug würden wir jener Skizze geben, welche, vor
einem mächtigen Sarkophage zusammengesunken, eine herrliche
Frauenfigur zeigt, der ein aufrechtstehender Genius Trost zu-
zusprechen scheint. Diese Symbolisierung des Trostes im Leide
wird sich, im großen ausgeführt, als die wirkungsvollste Lösung
der Aufgabe erweisen.

— In seiner Vaterstadt Ermsleben bei Halberstadt wird
am 2. April dem Dichter Johann Ludwig Gleim ein Denkmal
errichtet werden, bestehend aus einer Büste von Pinkert.

— In der Konkurrenz um das Pestalozzidenkmal für
Uverdon hat der Schweizer Bildhauer Lanz in Biel den ersten
Preis davongetragen.

ft Die Ausführung des Marschner-Denkmals in Zittau
in S. ist dem Berliner Bildhauer F. Hartz er übertragen morden,
der schon das Marschuer-Deukmal für Hannover ausgeführt hat.
Der Entwurf Hartzers zeigt Marschners Kolossalbüste aus
einein niit musikalischen Emblemen verzierten Unterbau. Das
Denkmal wird in Granit ausgeführt und am 16. August, dem
Geburtstage Marschners enthüllt.

— Der Londoner Bildhauer Ons low Ford hat den
Auftrag erhalten, sür das Hauptquartier der Ingenieure in
 
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