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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 3.1887-1888

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Ruhemann, Alfred: Die nordische Kunstausstellung in Kopenhagen
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https://doi.org/10.11588/diglit.9418#0424
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Die nordische Kunstausstellung in Kopenhagen, von Alfred Ruheinan»

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Halteplatz der Esel in den Dünen, von I. H. L. de Haas

Ein zweiter vielgenannter Künstler ist der Führer der
sogenannten dänischen Schule, S. Kroyer. Beide sind
Inhaber der goldnen Medaille des Pariser Salons.
Kroyer ist Porträtmaler; er beherrscht das Genre und
malt noch besser Landschaften. Er versteht die Poesie
der Natur meisterhaft ans die Leinwand zu übertragen;
seine zwei Motive von Skagen auf der Ausstellung
sind Kabinettsstücke. Ebenso verdient das fignrenrciche
Porträtbild „Abendgesellschaft in der Karlsberger Glypto-
thek" Beachtung. G. N. Hansen malt ausgezeichnete
Interieurs. Er hat außerdem eine bekannte dänische Sage
verbildlicht, wobei er das neblige Halbdunkel der nordischen
Sommernächte vorzüglich festzuhalten verstanden hat.
Ein wirkliches Original, das seitwärts einer jeden Schule
steht, ist der Däne Ehr. Zahrtmann. Dieser Künstler
übertreibt gern in Motiven und Ausführung; aber er
ist in allem, was er anfaßt, genial. Er gefällt sich in
parodistischen Schilderungen, die indessen nach keiner Seite
hin verletzen. So malt er dem Könige Salomo und der
Königin von Saba Gesichter, die jeder Überlieferung oder
jeder Vorstellung, die man sich von diesen vielgenannten
Persönlichkeiten macht, geradezu Hohn sprechen. Beide
glänzen durch abschreckende Häßlichkeit, Salomo noch be-
sonders durch auffällige Jugend. Dagegen findet ihre
vertrauliche Zwiesprache in einem Raume statt, der ein
wahrhaftes Wunder üppiger, orientalischer Pracht ist. Auf
einem andern kleinen Bilde läßt Zahrtmann ein ausge-
sprochen ältliches Blumenmädchen inmitten der prächtigsten
Vegetation schlummern, die geradezu glutvolle Farbentöne
aufweist. Und so fort. Zahrtmann hat den Orient bereist
und hat für seine Wunder ein offenes Auge gehabt. Doch
beweist er seine eminente Technik auch bei Darstellungen

ernsterer Art. So ist es eine andre seiner Leidenschaften,
die Geschichte der unglücklichen Tochter König Christians IV.,
Eleonore Christine, die einem Unterthan namens Ulfeldt
die Hand reichte und der nach dem Tode ihres Vaters
unerhörte Mißhelligkeiten aus dieser Erniedrigung er-
wuchsen, auf die verschiedenartigste Weise zn verbildlichen.
Nur eines dieser Eleonore Christine-Bilder, wie sie ge-
nannt werden, befindet sich ans der Kopenhagcner Aus-
stellung. Auch hierbei zeigt sich Zahrtmann wieder als
Meister in der Behandlung der Farbentöne und Licht-
wirkungen. Karl Locher hat Marinebilder ansgestellt,
die aufs neue die Fertigkeit dieses Künstlers, das gewal-
tige Element in allen seinen Schattierungen wiederzu-
gebcn, in bestem Lichte zeigen. Otto Baches besonderes
Feld sind Jagdszenen mit Meute und Kavalieren zn Fuß
und zn Pferde. Dänische Landschafter ersten Ranges sind
Chr. Blachc, Gottfried Christensen und H. R.
Brendekilde. Julius Paulsen gehört zu den
wenigen dänischen Künstlern, die sich ans die Behandlung
von Nuditäten verstehen. Sein bekanntestes Bild ist „Adam
und Eva". Das erste Menschenpaar befindet sich ans
einer Lichtung vor einem in starkes Dunkel getauchten
Wald; die eine Seite der nackten Körper ist grell be-
leuchtet, die Gegensätze in den Fleischtönen kommen scharf
zum Ausdruck. Erwähnt müssen sodann die Studien
Tuxens zu seinen Familienbildern des Hauses Glücks-
burg und des englischen Königshauses werden; das erstere
ist bereits vollendet, das zweite malt der Künstler augen-
blicklich. Der verstorbene Kaiser Friedrich ist ans der
Studie ebenfalls an der Seite seiner Gemahlin verewigt.

Die schwedische Abteilung lohnt eine Umschau noch
weniger. Sie ist seitens der Künstler so mangelhaft hin-
 
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