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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 4.1888-1889

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Bayersdorfer, Adolph: Adolf Oberländer
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https://doi.org/10.11588/diglit.9419#0072
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Adolf Oberländer

Hausrrcht. von Adolf Oberländer

in der bescheidenen Form von Zeichnungen so viele Kunstschöpfungen reinster Art niedergelegt finden, die,
unabhängig von ihrem scherzhaften Texte, das Bleibende ihres Wertes schon dokumentiert haben, daß sie
aneinandergereiht ein stattliches Museum abgeben würden. Und dieses Museum ist reicher an Kunst als
mancher moderne Bildersaal, der voll von berühmten Bildern hängt, die zu neun Zehnteln von Jahr zu
Jahr in der Wertschätzung der Menschen verblassen und veralten, den einstigen Reiz ihrer Mode verlieren,
ohne durch nachträglich erkannte Kunst zu entschädigen und zu befriedigen. Daß der Holzschnitt und die
Geschichte seines Wiederauflebens in Deutschland mit der Geschichte dieser Zeitschrift Hand in Hand geht, ist
ohnedies bekannt und soll nur nebenbei bemerkt werden.

Man weiß, daß der gemütvolle Schwind, der humoristische
Spitzweg und viele andere, welche das deutsche Volk nicht
vergessen wird, es nicht verschmähten, ihre Kunstschöpfungen
in dieser Zeitschrift niederzulegen, man weiß, daß Viele, die
wir heute zu den Besten zählen — es sei nur Wilhelm
Diez genannt — sich die ersten Sporen auf diesem alle
Welt erheiternden Tummelplatz verdient haben. Und die
zwei größten Bilderhumoristen Wilhelm Busch und Adolf
Oberländer haben in ihren zahlreichen Schöpfungen für
dieses Blatt ihre Spezialität ausgebildet und in schnellem
Siegesläufe ihre Meisterschaft erreicht. Sie sind heute die
zwei besten Unterhalter der deutschen Nation; doch sind es
sehr verschiedene Naturen, die durch sehr verschiedene Mittel
wirken. Wilhelm Busch legt allen Nachdruck in die Komik
der Einfachheit und mit Meisterschaft weiß er eine Er-
scheinung auf eine bildliche Simplizität zu reduzieren, die
an sich schon das Lachen herausfordert. Seine größte Stärke
aber, und das wird wohl am wenigsten beachtet, liegt gar
nicht in der bloßen Bildwirkung seiner Schöpfungen, sondern
in der meisterlichen Dramatik, in dem treffenden Nach-
einander der sich zur Katastrophe steigernden Situationen,
welche derart richtig gefaßt sind, daß sie ohne jedes lähmende

Intervall erscheinen. Dabei ist Busch noch der Dichter seiner Vrr Sonntagsjäger, von Adolf Oberländer
 
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