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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 5.1889-1890

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Personal- und Ateliernachrichten - Denkmäler etc. - Ausstellungen, Sammlungen etc. -- Vom Kunstmarkt
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https://doi.org/10.11588/diglit.10738#0073
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Personal- und Ateliernachrichten

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erhält. Die Ausführung der Gruppe ist in Carrara-Marmor
beabsichtigt und es soll das Kunstwerk nach seiner Vollendung
in der Kirche St. Gereon in Köln aufgestellt werden und daselbst
seinen bleibenden Platz finden. — Professor Oswald Achen-
bach hat zwei vorzüglich schöne große Bilder vollendet, ein
„Motiv bei Sorrent mit Blick auf Monte St. Angelo" und
eine „Villa in Frascati". Beide, in der Komposition und Farben-
gebung, mit geistreichster Technik behandetten und genial ausge-
führten Bilder gehören zu dem Besten, was Oswald Achenbach
in letzter Zeit geschaffen hat. Die Bilder sind gegenwärtig bei
Eduard Schulte ansgestellt. — Mit der Ausmalung des Treppen-
hauses unsrer Kunsthalle, bzw. mit den Vorarbeiten dazu,
soll endlich im Laufe des Monats begonnen werden. Der
Historienmaler Karl Gehrts wird bekanntlich einen Zyklus
„Die Schicksale der Kunst im Laufe der Zeiten" in größeren
Wandgemälden, Lünetten und Zwickelbildern im Vestibüle der
Kuusthalle ausführen. — Die Wettbewerbs-Ausschreibung für
die künstlerische Ausschmückung unsres neuen Raihaussaalcs, wird
nun auch in Bälde zu erwarten sein, da eine Vereinbarung der
drei in Betracht kommenden Faktoren, des Staates, der Stadt
Düsseldorf und des Rheinisch-westphälijchen Kunstoereins, nun-
mehr getroffen sind.
— Berlin. Das Preisgericht für das Kaiser Wilhelm-
Nationaldenkmal hat den Entwürfen mit dem Kennwort „Kaiser
und Reich" und „Für Kaiser und Reich" je einen ersten Preis;
den Entwürfen mit dem Kennwort »Vivos voco«, „Friede",
„Vom Fels zum Meer", „Deutsch" je einen zweiten Preis zu-
erkannt. Die mit diesen Kennwörtern versehenen Briefumschläge
haben folgenden Inhalt: 1) Architekten Wilhelm Rettig
und Paul Pfann zu Berlin (Kennwort „Kaiser und Reich"),
2) Architekt Bruno Schmitz zu Berlin (Kennwort „Für Kaffer
und Reich"), 3) Bildhauer Adolf Hildebrand zu Florenz
(Kennwort »Vivos vocor), 4) Bildhauer Karl Hitgers zu
Eharlottenburg (Kennwort „Friede"), 5) Professor Fritz
Sch aper zu Berlin — architektonische Durchbildungen von
Th. Ferber, Architekt (Kennwort „Vom Fels zum Meer"),
6) Professor vr. Johannes Schilling in Dresden — mil-
wirkende Architekten Schilling und Gräbner in Dresden
(Kennwort „Deutsch"). Wir kommen noch ausführlich aus diese
Entscheidung zurück.
ll. Oberhausen. Im hiesigen Rathaussaale fand am
1. Oktober seitens des neueingeführten Bürgermeisters als dessen
erste Amtshandlung in Anwesenheit einer glänzenden Feslver-
sammlung die feierliche Übernahme und Enthüllung des großen
Bildes „Huldigung Kaiser Wilhelms I." von Ed. Daelen
statt, welches während der Woche vorher in der Schulteschen
Ausstellung in Düsseldorf allgemeines Aufsehen hervorgerufen
hatte. Auch hier wurde das treffliche Bild mit lebhafter An-
erkennung ausgenommen. Dasselbe läßt die edle Gestalt des
unvergeßlichen Monarchen in sympathischer Aufsagung in
seiner Ehrfurcht gebietenden Ritterlichkeit recht charakteristisch
hervortreten. Im Hintergründe taucht wie eme hehre Er-
scheinung aus duftigem Wolkenschleier die die Kaiserkrone
bietende Germania auf, die Huldigung Alldeutschlands ver-
sinnbildlichend, während im Vordergrund die begeisterte Ver-
ehrung der dankbaren Industriestadt in individuellen Gestalten
zur Verkörperung gelangt. Der Künstler hat in dieser eigen-
artig poetischen Konzeption den volkstümlichen Grundzug der
hohen Aufgabe jedenfalls auf das richtigste ersaßt und hiermit
den vollen herzbewegenden Ton des echten Patriotismus an-
klingen lassen. Was die Technik der Malerei anbelangt, so ist
das Bild mit den Ludwigschen Petroleumfarben ausgesührt und
kann als eine vorzüglich bestandene Probe dieses in letzter Zeit
sich bahnbrechenden Malversahrens angesehen werden.
M. Franz Guillery, ein junger Künstler aus Köln,
seinerzeit der letzte Schüler und Lieblingsjünger des Meisters
Eduard v. Steinle, hat das Innere der vom Collegium Ger-
manicum zu Rom in der Via San Nicola di Tolentmo neuer-
bauten Canisiuskirche mit Fresken geschmückt. Regierungsbau-
meiswr A. Menken erörtert in der „Zeitschrift für christliche
Kunst" (Nr. 6) den ganzen in Komposition wie Ausführung gleich
gelungenen originellen Cyklus und schließt seinen eingehenden
Bericht mit den ehrenden Worten: „Was der Künstler hiemit
geschaffen, verdient unsre volle Anerkennung, denn durch sein
ganzes Werk geht ein monumentaler Zug, eine tiese Empfindung,
Schwung in der Darstellung und im Kolorit. Franz Guillery
hat sich hier ein dauerndes Denkmal seines Talentes gesetzt,
würdig der Steinle'schen Schule, aus der er hervorgegangen."
Auch der ornamentale Schmuck, letzterer unter freier Benutzung

von Plänen des Architekten Schmidt in Innsbruck, ist Guillerys
Leistung, welcher somit „diese kleine Kirche zu einer Sehens-
würdigkeit Roms gemacht hat".
— Wien. Professor C. Karger in Wien hat bei der
Konkurrenz um den Entwurf für das niederösterreichische Ge-
werbevereinsdiplom den ersten Preis im Betrage von 800 Gul-
den erhalten. Es war von einer allgemeinen Konkurrenz ab-
gesehen und nur Professor Karger mit Klimt, Veit und Berut
zur Teilnahme ausgefordert worden. Jeder der letzteren erhielt
einen Preis von 200 Gulden. Ein Schüler Professor Karzers,
Serquis Hruby, Hai ebenfalls bei einer Konkurrenz um
ein Diplom, Las für die Budweiser Ausstellung bestimmt ist,
den ersten Preis erhalten.
O.V. Berlin. Professor Georg Koch hat im Aufträge des
Kaisers in einem Gemälde die einzige Heerschau Kaiser Fried-
richs, den Vorbeimarsch der zweiten Garde-Jnfanterie-Brigade
unter dem Befehl des damaligen Kronprinzen Wilhelm, dar-
gestellt und das jetzt vollendete Bild dem Kaiser überreicht.
Dasselbe ist auf Befehl des Kaisers der akademischen Kunst-
ausstellung überwiesen worden.
* Dresden. Aus der Kunstwerkstatt des hiesigen Malers
Prof. Erwin Öhme ist soeben ein großes Geschichtsbild hervor-
gegangen, welches seine Stelle im Parlamentsgebäude zu Caracas,
der Hauptstadt Venezuelas, finden soll. Im ganzen sollen
10 große Gemälde Geschichten aus dem Freiheitskampfe der
Südamerikaner gegen Spanien schildern. Dargestellt ist auf
dem großen Öhmefchen Bilde der sogenannte Kongreß zu An-
gostura, ein denkwürdiger Vorgang aus den erwähnten Kämpfen.
Während desselben wußte sich bekanntlich Bolivar, ein vater-
landsliebender, aber nicht fehlerloser Mann, zum Oberhaupte
des Staates Venezuela zu machen. Während er anfänglich die
Spanier vertrieb und siegreich in Caracas einzog, sühne er
später den Krieg mit weniger Glück. Überdies drohte seine
Herrschaft in eine despotische Militäranarchie umzuschlagen. Da
brachte ein begeisterter Vaterlandsfreund, der vr. German Roscio
Hilfe, indem er Bolivar vermochte, dem Lande eine republi-
kanische Verfassung zu geben und an Stelle des obersten Staats-
rates eine Abgeordnetenversammlung zu setzen. Die Verkün-
digung der neuen Versassung geschah in einer verlassenen Hirten-
hütle bei Angostura (Ciudad Bolivar), eine romantische Szene,
welche die damaligen Tage..der Venezuelischen Freiheilskämpfer
kennzeichnet. Pros. Erwin Öhme ist seiner Aufgabe vortrefflich
gerecht geworden. Inmitten der Hütte steht Bolivar in gold-
strotzender etwas abgetragener Uniform, ein kleiner hagerer
Mann mit bleichem, durchfurchtem Antlitz, in dem nur die
großen schwarzglühenden Augen von Thaikrast und Leidenschaft-
lichkeit zeugen. Er erläutert eben die neue Verfassung. Mit
entblößten Häuptern lauschen die versammelten Generäle, Staats-
leute, Geistliche, Bürger und Kämpfer aufmerksam und ruhig
seinen Worten. Die Darstellung entbehrt an sich des Reizes
einer bewegten Handlung; hierfür entschädigt aber der Reichtum
an scharf charakteristisch ourchgeführten Köpfen, welche das Werk
als eine reise Frucht der Bildnismalerei erscheinen lassen. Die
Teilnehmer des Kongresses sind geschickt angeordnet; Bolivar
und der Präsident Francisco Zea stehen im vollen Lichte der
durch das zerfallene Dach hereinfallenden Sonne, während über
die Versammelten zur Rechten einzelne Lichter verstreut sind. Der
Charakter des Zufälligen, schnell Zurechtgemachten ist der Dar-
stellung vortrefflich ausgeprägt; die Versammelten sitzen zum Teil
aus Kisten, alten Kasten und Holzböcken, die übrigen stehen um
die beiden ärmlichen Tische, über deren einen ein verschossenes
rotes Tuch gebreitet ist. Zur Linken sieht man durch die Thür
auf die dichl heranreichenden Bäume des tropischen Urwaldes,
rechts scheint durch das zerfallene Dach der blaue Himmel herein.
Der Gegensatz zwischen der ernsten Versammlung der begeisterten,
entschlossenen Männer mit dem sonderbaren dürftigen Schau-
platz, ist wirkungsvoll verwertet. Jedenfalls wird das in kräf-
tigen Farben gehaltene Bild der deutschen Kunst in Caracas
Ehre machen, hoffentlich ihr einen weitern Anteil an der ma-
lerischen Ausschmückung des dortigen Parlamentsgebäudes
sichern.
U. IU. Am 27. September d. I. verschied in Schwabing
bei München Freiherr Karl v. Molch us, Lessen Marinebilder
ihm einen wohlbegründeten Ruf verschafft. In Ludwigsburg
als Sohn des würltembergischen Generalmajors v. Malchus am
5. August 1838 geboren trat er im Jahre 1802 in die öster-
reichische Armee ein, machte die Feldzüge von 1859 und 1866
in Italien mit und brachte es bis zum Hauptmann, wo ihn
seine Liebe zur Kunst bewog, zur Malerei überzugehen. Er besuchte
 
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