Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur (5.1889-1890)

H8 Personal- und Ateliernachrichten — Denkinälcr rc. —
nun die Akademie zu München 1868 bis 1869 und genoß noch
den Unterricht von Franz Adam und Lier sowie Defregger,
widmete sich aber bald ganz der Marinemalerei, wo er dann
besonders die Erinnerungen an seinen langen Aufenthalt in
Venedig zu zahlreichen, sehr fein gestimmten und poetisch empfun-
denen Lagunenbildern benutzte. Noch besser vielleicht sind seine
holländischen Kanal- und Flußszenen, wie deren die Galerien in
Koburg und Leipzig enthalten. Eine feine und vornehme Natur
spiegelt sich überall in seinen echt künstlerisch gedachten, alles
unruhige vermeidenden, meist eine süße Träumerei atmenden
Bildern wieder.
Gellorbrn. Am 9. September zu Paris der Maler
Jules Dupre im Alter von 77 Jahren. Zu Aix der Maler
G. Melingue im Alter von 49 Jahren. — Am 27. Sep-
tember zu Schwabing der Marinemaler K- Freiherr von
Malchus im Alter von 54 Jahren. — Am 30. September
zu Brüssel der Maler Franxois Bossuet im Alter von
91 Jahren. — Ebenfalls zu Brüssel der Marinemaler Louis
Verboeckhoven im Aller von 87 Jahren. — Am 11. Ok-
tober zu München der Maler Kubinzkh.

Denkmäler rtr.
tt. Mannheim. Im Anschlüsse an unsre Nachricht im
Heft 11 des 4. Jahrgangs der „Kunst für Alle" vom 1. März
1889 können wir heule mitteilen, daß die sieben zum engeren
Wettbewerbe eingeladcnen Künstler ihre Modelle sür das Kaiser
Wilhelm-Denkmal eingeliefert und dieselben zur öffentlichen Be-
sichtigung vom 7. Oktober ab im hiesigen Schlosse in dem näm-
lichen Saale ausgestellt wurden, in dem sich die vier beim ersten
Wettbewerbe mit Preisen ausgezeichneten Modelle bereits be-
finden. Zunächst sind es die neuen Modelle der vier Preis-
träger Anton Heß- München, Friedrich Moest - Karlsruhe,
Adolf Heer und Joseph Du um-Karlsruhe und Gustav
Eber lein-Berlin, dann die der drei weiter eingeladenen Bild-
hauer Johann Hoffarth aus Mannheim in München, Ca-
landrelli und Kruse in Berlin, sodaß nunmehr vier von
dem ersten und sieben von dem zweiten Wettbewerbe, im ganzen
elf Modelle der Beurteilung der vom Denkmalkomitee zu be-
rufenden Preisrichter unterliegen.
tli. In Italien kam in letzter Zeit eine große Anzahl von
Denkmälern für Viktor Emanuel, Garibaldi und andre Volks-
helden zur Aufstellung. So in Lecce, Livorno, Brescia, Prato und
andern Städten. Neue Denkmäler für Garibaldi — auch solche
sür Cairoli — wurden in Neapel rc. dekretiert. Für das
Neapler Garibaldi-Denkmal sollen allein nicht weniger als
250,000 Franks ausgegeben werden. — Der Umzug des deut-
schen Künstervereins in Rom vom alten ins neue Lokal (Pa-
lazzo Serlupi), Via del Seminario, hat dieser Tage begonnen;
im Oktober hofft man das neue Heim feierlichst einweihen zu
können.
6. V. Berlin. Fritz Schätzers Lutherstatue wird am
31. Oktober in Erfurt enthüllt werden. Das Standbild weicht
wesentlich von ,den sonst üblichen Darstellungen Luthers ab.
Statt des Kämpfers für das Wort Gottes gibt Schaper den
begeisterten Sucher nach der Wahrheit. Auch die Stellung ist
vollständig anders gewählt. Schaper hat möglichst treu den
Charakter der Gestalten aus den Bildern des Reformations-
zeitalters wiederzugeben versucht. Genau so breitbeinig wie in
den alten Holzschnitten und namentlich wie in Kranachs schönem
Lutherbildnis des Berliner Kupferstichkabinetts, so steht Luther
auch in diesem Denkmale da. Der äußere Eindruck eines Mannes
des 16. Jahrhunderts ist dadurch charakieristisch erreicht worden.
tt. Paris. Im Beisein des Präsidenten der französischen
Republik wurde hier am 21. September aus dem Place du
Träne, jetzt Place de la Nation genannt, daß großartige „Mo-
nument de la Republique" mit entsprechender Feierlichkeit ent-
hüllt; das Denkmal ist das auf Kosten der Stadt Paris ganz
in Erzguß hergestellte gelungene Werk des ausgezeichneten Bild-
hauers Dalou. Inmitten eines sehr großen von Garten-
anlagen umgebenen Wasserbeckens erhebt sich über einer kreis-
runden Marmor-Plattform auf einem von zwei Löwen gezogenen
Triumphwagen die Koloffalstatue von Frankreich, begleitet von
allegorischen Gestalten, welche die den Arbeiten des Friedens
sich widmende Nation versinnbildlichen.

Für die Redaktion verantwortlich: Fritz Schwartz

Ausstellungen, Sammlungen rc. — vom Runstmarkt
Ausstellungen, Sammlungen etc.
n Madrid. Im April 1890 wird Hierselbst eine
allgemeine Ausstellung der schönen Künste in
Gemäßheit des durch die königliche Regierung am 25. August
in der »Oacets cke dlackrick« veröffentlichten Ausstellungspro-
gramms vom 3. Juli 1886 veranstaltet werden. Der Artikel
2 des Ausstellungs-Reglements lautet in der Übersetzung: „An
diesen Ausstellungen können sowohl spanische als auch aus-
ländische Künstler teilnehmen, welche sich den Bestimmungen
dieses Reglements unterwerfen; alle Künstler haben ein gleiches
Anrecht auf die inhaltlich dieses Reglements festgesetzten
Prämien." Die Frist zur Einlieferung.der Kunstwerke, sowie
der Eröffnungstag der Ausstellung werden erst später bekannt
gemacht werden.
O. >V. Berlin. Die schon vor Jahren in Aussicht ge-
nommenen Erweiterungsbauten der hiesigen kgl. Museen werden
voraussichtlich im nächsten Frühjahr in Angriff genommen werden
können. Nachdem die Vorverhandlungen mit dem General-Direktor
der Museen, Geh. Rat vr. Schoene und dem Direktor der Samm-
lung der antiken Skulpturen und Gipsabgüsse Prosessor Kekule,
welcher mit seiner Abteilung am meisten interessiert ist, über
die Größe und dem Umfang der Baulichkeiten beendet, und die
von den Architekten, Hofbaurat und Hofarchitekt Ihne, Pro-
fessor Fritz Wolfs und Baurat Schmechten gefertigten Ent-
würfe vorläufig gebilligt worden, sind nunmehr die letzteren
dem Kultusministerium überreicht worden, um die Genehmigung
Sr. Majestät zur Ausführung der Entwürfe zu erwirken. Es
sind drei Gebäude geplant. Das eine soll in der Nähe des
Schlosses Monbijou, mit der Hauptfronte nach der Spree, das
zweite hinter dem neuen Museumsgebäude und das dritte auf
der Museumsinsel hinter der Stadtbahn — anscheinend da, wo
jetzt das provisorische Ausstellungsgebäude der Kunstakademie
liegt — errichtet werden.
tt. Darmstadt. Die vom hiesigen Kunstverein errichtete
neue Kunsthalle ist vollendet und am 5. Oktober mit einer Aus-
stellung von etwa achtzig Werken der Malerei und Bildhauerei
eröffnet worden. Es sind nur Künstler aus dem Großherzogtum
und zwar solche, die jetzt da leben oder aus Hessen stammen,
womit ein beredtes Zeugnis von dem edlen Streben unsrer
Künstler dem kunstliebenden Publikum geboten werden soll.
Zunächst ist die Plastik durch zwei Werke des hiesigen Bild-
hauers Drach, eine Porträtbüste und eine die Musik darstellende
allegorische Figur, vertreten. Ölgemälde haben neben anderen
tüchtigen Künstlern ausgestellt: die beiden hiesigen Professoren
Noack und Hoffmann, Leopold Bode (geb. Offenbacher)
aus Frankfurt a. M., Professor Eugen Bracht und Nathan
Sichel (geborner Mainzer) aus Berlin, Professor H. Hof-
mann aus Dresden und Professor Karl Schlösser aus
London.

Vom Runstmarkl
— Köln. Vom 24. — 28. Oktober versteigert I. M.
Heberle die reichhaltige Kunstsammlung des Architekten
Fritz Hasselmann in München. Außer Kunstarbeiten in Silber,
Bronze, Eisen, Elfenbein und Holz enthält die Sammlung auch
eine Reihe bedeutender Gemälde älterer Meister, wie Christoph
Amberger, Nikolaus Bosschaert, Lukas Kranach,
Thomas de Kayser, Murillo, Tintoretto, Michael
Wohlgemuth, Vartholomeus Zeitblom u. a.
— Bei Gelegenheit Ihres zehnjährigen Bestehens ver-
sendet die Firma Johann Faber in Nürnberg einen mit
hübschen Lichtdrucken aus gestatteten Katalog. Die Fabrikate der
genannten Firma erfreuen sich eines wohlverdienten Weltrufes
und ganz besonderen Zuspruches aus Künstlerkreisen, was
übrigens auch durch zahlreiche Zeugnisse hervorragender Künstler,
die der gefällig ausgestatteten Festschrift beigegeben sind, be-
stätigt wird.

Ztedaktionsschluß 12. Oktober — Ausgabe 2«. Oktober
llnbalt des dritten bestes, c cri: Fr. Pecht. Die erste Münchener
Jahres-Ausstellung 1889. VIII. Tie fremden Nationen <Lchluz> und
Nachtrag — Otto Brandes. Die Ausstellung der fremden Maler-
fchulen aus dem Marsfeld — Georg Voß. Die Berliner alademische
Kunstausstellung — Kunstnotizen. Airderbeilagen: Raphael Collin.
Jugend — Friy von Uhde. Die Kinderstube - Karl Hoff. Frühlings-
stimmung — Georg PapperiI. Traumverloren.

Druck der Lruckinann'schen Luchdruckerei in München