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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 5.1889-1890

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Brandes, Otto: Jules Dupré
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Personal- und Ateliernachrichten - Denkmäler etc. - Preisausschreibungen - Ausstellungen, Sammlungen etc. - Vermische Nachrichten - Kunstliteratur und vervielfältigende Kunst - Vom Kunstmarkt
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Jules Dupre. von Gtto Brandes — Personal- und Ateliernachrichten

kincs Jünglings der Seebildmalerei, in sie das charakte-
ristische seines Seins hineintragend, jene dennoch mit
einer seltenen Kraft der Ausdrucksgabe verbundene, aus
der Betrachtung der Unendlichkeit hervorgehende Melan-
cholie. Diese Melancholie hat aber nichts Weibisches,
Schwächliches. Es stürmt und braust, es wogt und grollt
dumpf in den Bildern des Meisters wie — nun ja, wie
eben in einer Symphonie Beethovens.
Die Zahl der Bilder Dupres ist groß, sie er-
reichten in den letzten Jahren sehr hohe Preise, bis zu
40,000 Franks und mehr; niemals hat er sich hinsichtlich
eines Sujets aber Vorschriften machen lassen, er war
von einer absoluten künstlerischen Unabhängigkeit. Nichts
war ihm verhaßter, als eine industrielle Mache in der
Kunst, und so ist er sein Lebelang, wie jeder echte
Künstler das sein muß, ein ehrlicher Sucher nach der
Wahrheit nud Schönheit mit all dem Hangen und Bangen,
mit all dem Fürchten und Hoffen geblieben, das Richtige
gefunden und mit Glück auf der Leinwand gefesselt zu
haben. An dem Tage, wo Jules Du pro seine Kunst
ohne Erregung gelassen, wäre es, so meinte er stets
selber, mit derselben zu Ende gewesen. Einem Kunst-
freunde, der ihn drängte sein Bild in einigen Stunden
zu vollenden, da es ihm an Sicherheit des Auges und
Geschicklichkeit der Hand nicht gebräche, erwiderte er:
„Glauben Sie wirklich, daß ich meine Kunst kenne?
Aber, Sie Unglücksmensch, wenn das der Fall wäre,
wenn ich nichts mehr zu entdecken, nichts mehr zu lernen
hätte, dann könnte ich ja nicht mehr malen!" Dieser
Ausspruch charakterisiert den Mann und den Künstler,
ein leuchtendes Vorbild späterer Generationen. Auf ihn
ist anzuwenden, was er selbst am Grabe Corots sagte:
„Den Künstler wird man schwer, den Menschen nie
ersetzen."
Personal- und Mirlirrnschrichken
6 Dresden. In der Kunstwerkstatt des Bildhauers vr.
Rudolf Kietz war Anfang Oktober das Modell zu dem
Denkmal des Bildhauers Ernst Rietschel ausgestellt, welches auf
Kosten des sächsischen Kunstsonds in dessen Geburtsstadt Puls-
nitz errichtet werden soll. Rietschel ist in schlichter ruhiger Hal-
tung dargestellt, in der linken herabhängenden, Hand Meißel
und Hammer haltend, während die rechte den Überrock an der
Brust leicht zusammensaßt. Mit sinnendem Blick, ein mildes
Lächeln um den freundlichen Mund, schaut der Meister un-
bedeckten Hauptes in die Ferne. Die ganze Stellung soll für
Rietschel sehr charakteristisch sein, die rechte Hand ist nach einem
Gipsabgüsse von Rietschels eigener Hand gebildet. Das Denkmal
macht einen schlichten liebenswürdigen Eindruck. Es soll dem-
nächst gegossen und im Mai nächsten Jahres in Pulsnitz auf-
gestellt werden.
X. Budapest. Professor Karl Lotz hat seitens des.
Abtes zu Tihany den Auftrag erhalten, die Abteikirche mit
Fresken zu bemalen. Der Künstler hat die Arbeit bereits in
Angriff genommen. Der Plafond der einschiffigen Kirche wird
durch Bogenrippen in drei Felder geteilt, in die Lotz mit Glück
und Geschick seine religiösen Gruppen hineinkomponierte. Ober-
halb des doppelten Chores werden die die kirchliche Musik
symbolisierenden Gestalten zweifelsohne eine Hauptzierde der
Kirche werden. Die diskreten Figuren zeugen für einen feineren
Geschmack, es ist nichts Conventionelles in denselben. Den mitt-
leren Hauptteil der Kirche nimmt die „Auferstehung" ein.
Maria, die auf von Engeln in die Höhe gehobenen Wolken
steht, erinnert an ein ähnliches Werk Tizians. Neben der
Himmelfahrt ist die „Dreieini gkei t" und dann die „E vale-
ge listen". Die „Trinität" ist ohnehin schon tausendfach variiert,
und gehört zu den schwierigsten kirchlichen Themen, doch ist es
dem Meister gelungen, Neues zu schaffen. Aus der Gruppe der

Evangelisten weist die Bewegung des Markus aus einen voll-
ständigen Impressionismus hin; der heilige Historienschreiber
wendet uns den Rücken; ein Engel zeigt mit graziöser Be-
wegung zum Himmel und schwebt vor dem überraschten Evan-
gelisten dahin. Oberhalb des Sanktuariums sitzen die Kirchen-
väter. Auf den Figuren ist weniger Individualismus sichtbar,
und ist diese Gruppe auch weniger gelungen. An die Seiten-
wände der Wölbungen kommen Trompeten blasende Engel zur
Ausfüllung der geometrischen Felder, welche bloß Mittel
sind, auf den Schwerpunkt der Schöpfung hinzuweisen. Das
Ganze wird in Tempera gemalt. — Der Bischof zu Veszprim,
Karl Freiherr von Hornig, hat für den Prunksaal der
bischöflichen Residenz bei Professor Alois Strobl die Büste
des Königs bestellt. Das Werk ist lebensgroß, aus Carrara-
marmor verfertigt und vollkommen gelungen. Der Künstler er-
hielt ein Honorar von tausend Gulden. — Ludwig Kossuth
in Turin hat dem ihn besuchenden Bildhauer Georg Zala,
der auch das Freiheilsdenkmal der 13 Hingerichteten Generale in
Arad macht, gestattet, daß er seine Büste nach der Natur
modelliert. Es wird dies das einzige originale plastische Werk nach
dem großen Ungarn sein, von dem blos ein einziges Porträtwerk
existiert, das er Frln. Wilma Parlaghy (jetzt in Berlin)
nach der Natur zu malen erlaubt hat. — Mit dem Herbst
wird, gleich der Malerschule, auch die Bildhanerschule eröffnet,
an deren Spitze Prof. Alois Strobl steht. Die Entwürfe
znm Bau rühren vom Architekten Koloman Geister her.
Nun fehlt noch die Architekturschule, dann ist die ungarische
Akademie vollständig.
tt. Straß bürg. In der ncuerbauten katholischen Pfarr-
kirche unsrer Vorstadt Neudorf sind zwei sinnreiche Wandgemälde
zu Seiten des Hochaltars zur Ausführung gekommen. Das eine
stellt die Einsetzung des Abendmahls und das andre die erste
Kommunion des heiligen Aloysius, des Schutzpatrons der neuen
Kirche, dar. Beide Wandbilder sind auf Goldgrund in lebhaften,
wirkungsvollen Farben gemalt und von der hiesigen Künstlerin
Fräulein Sorg komponiert und ausgeführt worden.
?. ?t. Bei dem seit einiger Zeit hier weilenden böhmi-
schen Maler A. Frind, einem Schüler von Pauwels in Dresden,
sieht man dermal die zur Ausmalung einer Grabkapelle in
Schönlinde bestimmten Kartons, welche der Künstler im Aus-
trage der Ditterichschen Familie dort aussühren wird, zu deren
Erbbegräbnis die Kapelle dient. Dem Lebenslauf des reichen
Industriellen ihres Stifters sich anschließend zeigen die Bilder
ebenfalls das Leben eines sich zum tüchtigen und thätigen Mann
ausbildenden Knaben in schön idyllischer Auffassung und lassen
für die Ausführung das beste hoffen, wie es denn nicht minder-
höchst erfreulich genannt werden muß, daß unsre reichen Fabri-
kanten sich setzt solche künstlerische Ruhestätten bereiten.
O.V. Berlin. Prof. Paul Mohn hat von der preußi-
schen Regierung den Auftrag erhalten, drei Wandgemälde, dar-
stellend „Die weiblichen Tugenden", in der Aula der Königin
Augusta-Schule zu Berlin auszuführen.
0.W. Berlin. Die Bildhauer Ernst Herter und Ju-
lius Moser Hierselbst sind durch Verleihung des „Professor-
titels" ausgezeichnet worden.
— Architekt E. H äberle in Nürnberg ist zum Professor
an der Bauschule in Karlsruhe ernannt worden.
6.V. Berlin. Prof. Simmler hat im Rathause ein
Wandgemälde „Die Enthüllung des Denkmals Friedrichs des
Großen Unter den Linden im Jahre 1850" begonnen.
tr. Düsseldorf. Der Historienmaler Arthur Kamps
hat im Auftrag eines Kunstfreundes für dessen Sammlung ein
neues Bild aus König Friedrichs Zeit vollendet. Dasselbe stellt
die bekannte Szene dar, wie der alte Ziethen bei einer Tafelrunde
sanft eingeschlafen ist und Friedrich der Große den Generalen,
die den Älten wecken wollen, mit den Worten wehrt: „Der
Ziethen hat oft genug für uns gewacht, laßt den ruhig schlafen".
Das Bild ist geistvoll und lebendig komponiert und vorzüglich
in der koloristischen Behandlung.
tt. Karlsruhe. Der am 13. Oktober in Berlin ver-
storbene Historien- und Schlachtenmaler Friedrich Kaiser
war 1815 zu Lörrach in Baden geboren, wurde zum Stein-
drucker bestimmt, durch Horace Vernet in Paris aber veranlaßt,
sich der Malerei zu widmen. Nachdem er seine technische Aus-
bildung in München erlangt hatte, wandte er sich nach Karls-
ruhe und malte zuerst mehrere Szenen aus dem Badischen Auf-
stande; hierdurch kam er mit dem damaligen Prinzen von
Preußen (später Kaiser Wilhelm I.) in Verbindung, der ihn
1850 bewog, nach Berlin überzusiedeln. Dort haben ihm na-
 
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