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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 5.1889-1890

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Weihnachtsbücherschau
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Personal- und Ateliernachrichten - Denkmäler etc. - Architektur - Preisausschreibungen - Ausstellungen, Sammlungen etc. - Vermischte Nachrichten - Kunstliteratur und verfielfältigende Musik - Vom Kunstmarkt
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https://doi.org/10.11588/diglit.10738#0153

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IVeihnachtsbücherschau — Personal- und Ateliernachrichten — Denkmäler rc.

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gerungenen Werke beschenkt haben, Ehre dem Verleger, der das
Werk so trefflich ausgestattet hat. Für den Naturfreund oder gar
Alpinisten gibt es kein besseres Weihnachtsgeschenk als Zsig-
mondy-Comptons „Im Hochgebirge". k. 8.


Aus Gekrts-Dieffenbach „Goldenes Märchenbuch". S. S. 107

Personal- und Meliernachrichtrn
tt. Berlin. Unter den Stadtbahnbögen an unserm
Lehrter Bahnhofe haben sich einige Bildhauerwerksiälten zu einer
Art Künstlerkolonie entwickelt. Bildhauer Franz Lange hat
hier die Büste des Gcneral-FeldmarschaUs Graf Moltke sür den
Neubau des Hamburger Rathauses angefertigt; eben daselbst
befindet sich auch die Büste des Fürsten Bismarck, zu welcher
der Reichskanzler dem Künstler mehrere Sitzungen gewährte.
Bildhauer Albert Manthe hat für den Vlktoria-Park im
Aufträge der Stadt Berlin das schöne Bildwerk einer „Wasser-
kunst" hergestelll. In der Werkstälte des Bildhauers Heinrich
Walger sieht man das Mannorstandbild Waldecks, welches
schon seit längerer Zeit vollendet, und die drei neu modellierten
Büsten der beiden verstorbenen und des jetzt regierenden deutschen
Kaisers.
k.kt. In der Glasmalerei-Anstalt von deBouche München
war eben das große „Kaisersenster" ausgestellt, welches für die
Thomaskirche in Leipzig bestimmt ist und den von knieenden
Engeln umgebenen Kaiser Wilhelm als Hauptbild in der Mitte
zeigt. Streng stilisiert wie die Komposition es ist, erfreut sie
besonders durch die feierliche Harmonie, Kraft und Tiefe der
Färbung, in deren feiner Zusammenstimmung de Bvuche wohl
seine meisten Konkurrenten übertrifft.
tt. Heidelberg. Unser Rathaus hat nach den Plänen
des hiesigen Architekten Lender einen neuen Flügelbau er-
halten und in dessen mit Holzschnitzerei in italienischer Renais-
sance durchgesührlen Saale wird Professor Wilhelm Linden-
schmitt-München die malerische Ausschmückung vornehmen.
Als Thema des Hauptbildes wurde der Vorgang gewählt, wie
Kursürst Otto Heinrich den Professoren der Heidelberger Uni-
versität die Reformierung derselben 1558 überträgt. Zu beiden
Seilen werden sich daran verschiedene allegorische Darstellungen
schließen, welche Kunst und Wissenschaft, Gewerbesleiß und Handel
zeigen.
— Erfurt. Der Monumentalbrunnen für Erfurt, ein
gemeinschaftliches Werk des Architekten Stöckhard und des
Bildhauers Heinz Hoffmeister ist nahezu vollendet. Die
Hauptfiguren Gewerbefleiß und Flora sind bei Howald in
Braunschweig in Kupjer getrieben.
— Berlin. Die von uns im ersten Heft d. I. gemeldete
Berufung des ausgezeichneten Radierers Karl Koepping zur
Leitung der Meisterwerkstälte für Kupferstechkunst an der Berliner
Kunstakademie hat nunmehr definitive Bestätigung gesunden. Der
Künstler, ein geborener Dresdener, seit Jahren jedoch in Parts
thälig, ist ein Schüler Chr. Waltners und wird seine Lehrtätig-
keit mit dem Sommersemester 1890 beginnen.
tt. Darmstadl. Im Anschlüsse an die im dritten Hefte
des fünften Jahrgangs der „Kunst für Alle" vom 1. November
1889 aus Seite 48 gebrachte Nachricht über die Ausstellung von
etwa 80 Werken der Malerei und Bildhauerei in der hier am
5. Oktober erösfneten neuen Kunsthalle können wir heute Mit-
teilen, daß unser Großherzog, Ludwig IV. von Hessen, den Pro-
fessoren Eugen Bracht in Berlin und Karl Raupp in
München den Verdienstorden Philipps des Großmütigen verliehen
hat. Eine Anzahl der bedeutendsten Gemälde von Professor
Raupp sind gegenwärtig dort ausgestellt, darunter auch der un-
fern Lesern wohlbekannte „Friede", der inzwischen in den Besitz
der Nationalgalerie übcrgegangen ist. Die Werke sind aus

öffentlichen Sammlungen, von Privaten und Kunsthändlern für
die Ausstellung zur Verfügung gestellt worden.
O. ö. Paris. Ferdinand Heilbuth ist am 19.
November um 3 Uhr an einem Herzschlage gestorben.
Am Tage des Schlusses der Ausstellung sah ich ryn noch durch
die Säle der Centenar-Ausstellung promenieren, hier und da
auf die hervorragenden Werke einen prüfenden Blick werfend.
Er schien mir damals schon sehr leidend. Vor mehreren Jahren
machte ich in Rom die persönliche Bekanntschaft dieses geistvollen
Menschen und hervorragenden Künstlers. In Paris habe ich
es vermieden dem Neogallier nahe zu treten. Diese Neufranzosen
lieben es nicht von Deutschen in Paris angeredet zu werden.
Heilbuth war bekanntlich der Sohn eines Rabbiners in Ham-
burg, wo er im Jahre 1820 geboren wurde. Seine Vorliebe
für das Zeichnen entwickelte sich fchon in früher Jugend. Mit
einem Stipendium seiner Vaterstadt ausgerüstet, machte er seine
ersten künstlerischen Studien in Düsseldors und ging daraus zu
längerem Aufenthalt nach Rom, wohin es den reiferen Mann
übrigens später immer und immer wieder zog. Später setzte er
sich in Paris fest, wo er in dem Glehreschen Atelier studierle.
Im Jahre 1803 stellte er „Einen Empsang bei Rubens" aus.
Rubens stellt Adrien Brauwer seiner Frau vor. Die berühmtesten
Schüler des Meisters umgeben beide. Das Bild erregte unge-
wöhnliche Ausmerkfamkeit. Im Jahre 1857 errang er eine
zweite Medaille mit drei Bildern: „Paleslrina", „Em Student"
und „Die höflichen Herren", zwei Herren, von denen jeder dem
andern den Vortritt lassen will. „Die höflichen Herren von
Heilbuth" sind sprichwörtlich sür zwei Leute geworden, die sich
an der Thür komplimentieren. Kurz vor dem Ausbruch des
Krieges wurde ihm für eine Reihe teils historischer Bilder, teils
solcher, die Reminiszenzen an Italien, namentlich an vatikanische
Figuren enthielten, das Kreuz der Ehrenlegion verliehen.
Im Jahre 1870 bot man während des Krieges zwar Heilbuth
an, in Frankreich zu bleiben, er zog es aber vor, nach London
überzusiedeln, wo er der Mittelpunkt der französischen Gesellschaft
wurde. Nach dem Friedensjchluß traf er Anstalten, um die große
Naturalisation zu erhalten, die ihm im Jahre 1878 zu teil
wurde. Im Jahre 1881 erscheint Heilbuth wieder im Salon,
aber seine Art zu malen ist nicht mehr dieselbe. Er bricht voll-
ständig mit der historischen und Genre-Malerei und wendet sich
der klein air-Malerei zu. „Bougival", „Die Ufer der Seine",
Canotiers und Canvtieren bilden die Vorwürfe zu seinen char-
manten Ölbildern und seinen feinen Aquarellen. Alles ist hell
und lustig auf diesen Bildern. Die Leute sehen ein bischen
gelangweilt auf ihnen aus, dafür sind sie alle aus der guten
Gesellschaft und sehr propper. Die Decennal-Ausstellung hatte
eine ganze Reihe dieser Heilbulhschen Bilder auszuweijcn, sie
alle waren von Luft und Licht erfüllt. Eine Familienszene
erinnerte an ein gewisses Bild von Anton von Werner, aber
welch ein Unterschied zu gunsten des Neusranzosen. Heilbuth
verkaufte seine Bilder zu hohen Preisen hauptsächlich nach Eng-
land und Amerika. In Frankreich wurden feine Aquarelle
besonders geschätzt. Im Jahre 1881 zum Offizier der Ehren-
legion ernannt, halte er sich in Paris eine sehr geachtete Stellung
in der litlerarischen und künstlerischen Welt gemacht und wird
hier vielleicht tieier betrauert werden als in seiner alten Heimat,
sür die er kein Herz und kein Verständnis hatte. Heilbuth hinter-
läßt ein bedeutendes Vermögen, dessen Nutznießung zum Teil
seinen Geschwistern, zum andern einer langjährigen Freundin
zusällt. Das Kapital geht später an den Unlerstützungsfonds
der französischen Künstlergenossenschast. — Wir kommen aus den
Künstler noch in einem größeren illustrierten Aussatz zurück. (D.Red.)
Grstorben. Am 23. Nov. zu Paris Eug. Stanisl.
Oudinot, geschätzter französischer Glasmaler. — In Smichow
bei Prag am 18. Nov. Mathias Wehli, Landschaftsmaler,
65 Jahre alt. — Zu Paris, 63 Jahre alt, Alexander Rapin,
bedeutender französischer Landschafter, Schüler von Geröme und
Franqois.
Denkmäler rtr.
— Paris. Am 17. Nov. wurde auf dem Platze Wagram
das Denkmal des Schlachtenmalers A- de Neuville enthüllt.
Larwumet, Direktor der schönen Künste, erinnerte an die langen
und geduldigen Studien des Künstlers und an sein eigenartiges
Talent, „die Mannheit ohne Hoffnung und den Tod ohne Ruhm"
zu malen. Die Statue de Neuvilles ist das Werk St.-Vidals.
Neuville ist barhäuptig dargestellt, im Arbeitsanzuge, die Palette
in der Hand, und stützt sich ans eme zerstörte Verschanzung.
 
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