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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 5.1889-1890

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Flotow, Max von: Kunst und Handwerk: ein Beitrag zur Kunst- und Kulturgeschichte der Gegenwart
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https://doi.org/10.11588/diglit.10738#0276

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V. Jahrgang. Heft 14

iZ. April 1890




—tzerau^gegeben von Friedrich sPechr —
„Tie Kunst für Alle" erscheint in halbmonatlichen Heften von 2 Bogen reich illustrierten Texter und 4 Bilderbeilagen in Umschlag geh. Abonnementspreis im
Buchhandel oder durch die Post (Reichspostverzeichnis Sir. 342S, bahr. Verzeichnis Nr. 403, k. u. k. östr. Zeitungsliste Nr. 1544) 3 Mart SO Ps. sür das Vierteljahr
(k Hefte): das einzelne Heft 75 Pf.

kiunsk und GaiidinerK
Ein Beitrag zur Aunst- und Aulturgeschichte der Gegenwart. Van Nar v. Slotow

Nachdruck verboten


TT^durch unsre Zeit geht — man sage, was man will
— ein ausgesprochen demokratischer Zug. Prin-
zipielle Gegensätze in Staat und Gesellschaft, in Kunst
und Leben, die ehedem die Geister von einander trenn-
ten nnd die Freiheit des Individuums der strengen
Regel der „Kaste" unterordneten, haben sich längst
ausgeglichen und die gesamte Kulturentwickelung unsrer
Tage nimmt eine Richtung, welche unverkennbar auf
eine Verallgemeinerung der geistigen, wie der materiellen
Errungenschaften der Jahrhunderte hinaus läuft. Auch
die Kunst hat sich diesem volkstümlichen Zuge der
Gegenwart nicht zu entziehen vermocht; auch sie, die
vor Zeiten nur das Dasein weniger Günstlinge des
Glückes mit ihrem Schönheitszauber durchleuchtete, ist
in die breiten Bahnen der Volkstümlichkeit geleitet und
ihre Sonne scheint heute in Hütte wie Palast — all-
überall, wo man sich ihrem befruchtenden Strahle
nicht geflissentlich verschließt. Die Schranken, die ehe-
dem die Engherzigkeit eines bevorzugten Standes oder
ein den Schönheitsidealen abgewandtes, ernüchtertes
Zeitalter zwischen Kunst und Leben gezogen, sind ge-
fallen und ans der frei gewordenen Bahn äußert sich
das Spiel der Kräfte in schöner Wechselwirkung —
beiden Teilen zu Nutz und Frommen. Und dem ist
gut so; Kunst nnd Leben sollten allzeit miteinander
gehen. Nur dann wird die dem Reiche des Idealen
entstammte Kunst der ihr zugewiesenen schönen Auf-
gabe ihrem ganzen Umfange nach gerecht werden
Ein feines Lusrkier! von Julius Adam können, wenn sie sich auf dem Boden der Wirklich-
Phoiographieoerlag der phoiograxhischen Union in München kUt Weiter entwickelt, Weilll sw hier feste Wurzeln
schlägt und, den Forderungen des praktischen Lebens
gerecht werdend, die Formen der Alltäglichkeit mit ihrem Schönheitszauber umspinnt. Wohl halte die Kunst
in vergangenen Jahrhunderten, in den Tagen der Unmündigkeit des Volkes, an den Höfen zahlreicher größerer
und kleinerer Fürsten, sowie an den Wohnsitzen eines begüterten Adels eine goldene Heimstätte gefunden; zu
einer sich in ihren Resultaten gleich bleibenden, gedeihlichen Weiterentwickelung konnte sie aber hier nicht
gelangen, da das hochgeborne Mäcenatentum den Künstler nicht nur einer gewissen Einseitigkeit des Schaffens

Die Aunst für Alle V

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