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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 5.1889-1890

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Lang, Heinrich: In Bar le Dur, Ende August 1870: Aus den Erinnerungen eines Schlachtenbummlers
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Unsre Bilder
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https://doi.org/10.11588/diglit.10738#0147

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Ans den Erinnerungen eines Schlachtenbummlers, von Heinrich Lang — Unsre Bilder, vom Herausgeber ios

Als ich spät Nachts ins Hotel zurückkam, fand ich
Freund Dempwolff mit großen Schritten auf- und ab-
gehcnd, der mich mit den Worten empfing: „Ich habe
einen tiefen Blick in die ganze feine Maschinerie gethan;
es wird sich Großes, vielleicht Schreckliches entwickeln.
Aber ich mnß schweigen!" „Na. sagte ich, bei wem warst
du denn eigentlich?" „Ich habe das Glück gehabt, mit
einem sehr bedeutenden Mann mich zu unterreden, dem
Hofrat Schneider, Vorleser des Königs von Preußen",
antwortete er etwas bewußt. „Ich komme auch von einer

kleinen Unterredung mit einem bedeutenden Mann, Graf
Bismarck heißt er und läßt dich grüßen!" „Ei lüg' du
und der Teufel!" „Nein, nein, wirklich! Mein Wort
drauf!"
„Schwerenot und kein Ende, hat der Mensch ein
Glück — so etwas wenn unser einem passierte!"
„Dann wüßtens morgen alle Zeitungen — ich, mein
Lieber, erzähle vor der Hand nichts davon. Interessant
wärs schon! „Aber so ein Leben wär a Pracht, wär a
Pracht! Gute Nacht, gute Nacht,*gnte Nacht!"


Entwurf;u einem Kaiser Wilhrlm-Valionsldenkmal. von Adolf Hildebrand

Unsre Vilder
vom Herausgeber

aß man selbst einem so unzähligemale behandelten
Vorwurf wie es die Madonna mit dem Jesusknaben
ist, immerhin noch eine neue und ansprechende Seite ab-
gewinnen kann, beweist uns die heilige Mutter, welche
Frau Max-Ehrler in eine schöne deutsche Gebirgsland-
schaft hineingestellt und auch durch die blonden Haare
und blauen Augen als Landsmännin charakterisiert hat.
Daß sie ihr einen Blütenzwcig in die Hand und dem
Knaben einen Stieglitz als Spielgefährten gab, sind auch
noch weitere anmutige Züge, um uns die Gottesmutter
mit ihrem Knaben recht lieb und vertraulich erscheinen zu
lassen, nachdem sie ohnehin so anspruchslos auftritt, als
wenn sie ihr lebenlang nicht über das Salzkammergut
hinaus gekommen wäre.
Noch näher der Münchener Heimat bringt uns
Theodor Grätz mit seiner Szene aus dem Hirschgarten,
wo ein junger Held aus der Sendlingergasse vor der
Annäherung eines neugierigen Hirschkalbs einstweilen noch
zurückschrickt, obwohl er sich doch durch ein Stück Zucker
die Freundschaft desselben zu erwerben gehofft hatte.
Auch das Verhalten seiner älteren Schwester und der
Mama ist ebenso lustig geschildert als jenes des zutrau-
lichen Dammwildes, dessen Darstellung wie die des sonnigen
Parks von gesunder Beobachtung zeugt.
Daß man die Poesie der eigenen Heimat immer am
besten versteht und also auch am ehesten wiederzugeben
vermag, das beweist uns heute glänzend mit seiner
„Holsteinischen Küstenlandschaft" Karl Rettich (nicht zu
verwechseln mit dem Figuren und Landschaft darstellen-
den Heinrich Rettig), wo er in der Schilderung eines in
die weite Bucht hereinbrausenden Herbststurmes eine stil-
volle Größe der Auffassung und einen prächtig männlichen
Ernst erreicht, die ihm bei seinen jahrelang bevorzugten

italienischen Landschaften nie in diesem Grade gelangen.
Man sieht dabei zugleich, wie wohlthätig das Studium
Rottmanns auf ihn gewirkt hat, dem er sich längere Zeit
mit besonderem Glück zugewendet. Zu was wären denn
die klassischen Meister da, wenn nicht zur Bildung des
Geschmacks und Veredlung des Sinnes? Hier glaubt
man nun wirklich den dumpfen Donner der Meereswogen
zu hören, die der Sturm rastlos sich ans Ufer wälzen
und dort zerschellen läßt, wie man das Ächzen der
Bäume vernimmt, die sich vor dem heraufziehenden Wetter
beugen. Ja, es lebt buchstäblich alles in dieser grandiosen
Naturszene, deren Gewalt uns darum mächtig ergreift.
Was man den Deutschen immer erst predigen muß,
weil man sie schon in der Schule das Ideal nur in der
Ferne suchen lehrte, das thun andre von selbst, sobald
sie ein so wahrhaft gesundes Talent haben, wie der geniale
Josef von Brandt, dessen „Polnischer Pferdemarkt"
wir heute bringen. Weil ihm das Leben dieser halb-
zivilisierten aber dafür auch um so rüstigeren und ur-
sprünglicheren Bauern seiner Heimat in seiner Mann-
haftigkeit und seinem malerischen Wesen so anziehend er-
scheint, so weiß er es auch uns interessant zu machen, so
daß wir uns vor dem Bilde aufrichtig dieser kühnen Reiter
erfreuen, weil uns da weder der Schnapsduft noch das
Peitschengeknall stört, die ihr Auftreten im Leben wahrschein-
lich begleiten. — Es ist aber auch das schon an dieser Szene
erquicklich, daß hier niemand Komödie spielt, wie sonst so oft
auf der bemalten Leinwand, sondern jeder sich ohne weiteres
genau so gibt wie er ist, wo man dann alsbald sein
Recht so gerne anerkennt als selbst das der vierbeinigen
Begleiter dieser Pferdehändler und Käufer. Letzteres ist
nun freilich das Verdienst des Malers, der uns die lautere
Natur in ihrer ganzen wilden Kraft vorzuführen versteht.

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