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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 5.1889-1890

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Szana, Thomas von: Tihamér Margitay
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https://doi.org/10.11588/diglit.10738#0356

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V. Jahrgang. Heft 18

iA. Juni 1890



4- Herau^gegeüen von Friedrich Recht

„Die Kunst für Alle" erscheint in halbmonatlichen Heften von 2 Bogen reich illustrierten Textes und 4 Bilderbeilagen in Umschlag geh. Abonnementspreis im
Buchhandel oder durch die Post (Reichspostverzeichnis Nr. 3429, bayr. Verzeichnis Nr. 403, k. u. k. östr. Zeitungsliste Nr. 1544) 3 Mark 60 Pf. für das Vierteljahr
(6 Hefte); das einzelne Heft 75 Pf.

KHamec v. Margitan
pon Thomas v. Szana
wenigen Künstlern wurde das Glück zu teil, gleich am
1^ Beginne ihrer Laufbahn den richtigen Weg einzuschlagcn,
welcher ohne abzuweichcn, und ohne Verzögerung mit Sicherheit
zum Erfolge führte. Die meisten Künstler gelangen erst nach
zahlreichen, vergeblichen Versuchen, nicht selten nach bitteren Er-
fahrungen zur wahren Erkenntnis des richtigen Feldes, ans welchem
sie berufen sind, mit Erfolg um die künstlerische Palme zu ringen,
oft erst, nachdem sie schon den größten Teil ihrer künstlerischen
Produktionszeit hinter sich und ihre beste Kraft resultatlos ver-
geudet haben.
Der in jüngster Zeit vielgenannte Tihamer v. Margitay,
versuchte sich ebenfalls früher in den verschiedensten Richtungen, ehe
er den Pfad eingeschlagen, auf welchem er gegenwärtig unter steter
Ermunterung des Publikums und der Kritik seine Triumphe feiert.
Indessen verbrachte er zu seinem Glücke nur wenig Zeit in frucht-
losem Herumtappen und heute, da er nun schon weiß, auf welchem
Felde sein nicht gewöhnliches Talent am erfolgreichsten zur Geltung
kommen kann, steht er sozusagen erst an der Schwelle des Mannes-
alters, welcher bei Künstlern die an Thätigkeit fruchtbarste und
reichste Periode zu folgen pflegt.
Als sehr junger, unter der Wirkung der aus der Schule
hergebrachten Traditionen stehender Mensch dachte auch er, daß
nur derjenige ein Anrecht darauf habe, ein großer Künstler genannt
zu werden, der gewaltige Leinwandflächen mit bunten Gruppen auf-
regender historischer Szenen bevölkert, und in dessen Schöpfungen
dem Pathos eine dominierende Rolle zu teil wird. Damals
wußte er noch nicht und wollte es nicht glauben, daß die Kulti-
vierung gewisser Zweige der Kunst ebenfalls Sache des Tempera-
ments sei und der Geist und die Richtung der Zeit auf die Entschlüsse
des Künstlers mit bedeutendem Einfluß einwirken. Auch er bemalte
große Leinwandflächen anfangs mit effektvollen Motiven aus der
vaterländischen und später aus der römischen Geschichte, allein er
mußte alsbald zur Einsicht gelangen, daß seine Bilder nicht solche
Erfolge ernteten, als er erwartet hatte. Kunstkenner und Kunst-
^ liebhaber belobten wohl sein Streben, doch seine Bilder ließen das
' große Publikum kalt.
2 Ein andrer junger Mensch wäre nach solchen Erfahrungen dem Beispiele glücklicherer Kolllegen gefolgt und
»hätte sich jenem Genre zugewendet, welches die meiste Gunst der Bilderkäufer genießt. Auch Tihamer v. Margitay hätte
/ralsbald ein vielgenannter Künstler werden können, wenn er sich dem ungarischen Volksleben, diesem beliebten Thema
der jüngeren Generation, zugewendet, und Tauf-, Spinnstuben- oder Wirtshausszcnen zum Gegenstände seiner


Tihamrr v. Margilay
Nach einer Naturaufnahme von Z. Aozmata in Budape

Die Kunst für Alle V

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