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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 5.1889-1890

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Springer, Jaro: Die akademische Kunstausstellung zu Berlin
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Personal- und Ateliernachrichten - Denkmäler etc. - Architektur - Preisausschreibungen - Ausstellungen, Sammlungen etc. - Vermischte Nachrichten
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Die akademische Kunstausstellung zu Berlin, von Iaro Springer — Personal- und Ateliernachrichten

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wohl zu merken. Unter den Denkmalsentwürfen fällt das
Hutten-Sickingen-Denkmal auf der Ebernburg der Ge-
brüder Cauer durch eine frische Erfindung und glücklich
gewählte Stellung auf. Tüchtige Arbeiten sind auch
Bruno ws Sockelfiguren für das Denkmal des Groß-
herzogs Friedrich Franz in Schwerin. Brütts „Eva"
zeichnet sich durch eine sehr pikante Behandlung des
Marmors aus, wie sie bei französischen Bildhauern
häufiger als bei deutschen gesunden wird. Tie Kreuz-
abnahme von Michel Lock, eine sehr fleißig ausgeführte
Kolossalgruppe in Gips hat eine sehr wirkungsvolle Sil-
houette, durch eine Lockerung würde die Komposition sehr
gewinnen. Unter den wenigen Stücken dekorativer Plastik
gefallen besonders die wohl für Bronzeausführung be-
rechneten beiden Belcuchtungsfiguren von Cuno von
Uechtritz.
Ein zusammenfassendes Urteil über die diesjährige
Berliner Ausstellung wird im allgemeinen günstig aus-
fallen, nach Ausdrücken eines gesteigerten Lobes braucht
man bei seiner Formulierung aber nicht zu suchen. Die
Berliner Schule, die man ja allein hier vollzählig kennen
lernt, weist fast durchgehend achtungswerte Leistungen auf.
Als Berliner kann man mit diesem Eifolg der Aus-
stellung zufrieden sein. Die Jüngeren sind mit verhält-
nismäßig so reifen und technisch genügenden Bildern ver-
treten, daß man der künftigen Entwickelung der Berliner
Kunst mit ruhigem Vertrauen entgegensehen kann.

Personal- und Mrlirrnachrichirn
Db. v. Lr. Budapest. Georg Zala vollendete kürz-
lich die Büste Eduard Ujhäzis, des hervorragenden Künstlers
am National-Theater. Der ausdrucksvolle Kopf ist eines der
charakteristischsten Werke des genialen Künstlers. Ebenso arbeitet
Zala an dem Grabdenkmal der im vorigen Jahre verstorbenen,
ausgezeichneten Schriftstellerin: Stefanie Wohl, welches im
Friedhofe auf der Kerepcser Straße ausgestellt wird. Auf dem
Grabmal symbolisiert eine trauernde Muse in Hautrelief den
Schmerz über den Verlust der Schriftstellerin. — Im Atelier
des neuen Kustos der Bildergalerie des National-Museums:
Moriz Than ist ein großes Altarbild halbfertig sichtbar. Das
Bild stellt Skt. Josef vor und im Vordergründe stehen ungarische
Volksgestalten, ihre Blicke mit frommer Andacht auf den Heiligen
gerichtet. Dieses Altarbild wird die Kirche einer kleineren
ungarischen Gemeinde zieren. — Die Restaurierung und Aus-
schmückung des Fünfkirchner Domes schreitet rasch vorwärts.
Georg Zala hat die stilgerechte Renovierung der älteren Skulp-
turen schon vollendet, und neuerlich sind die Maler: Karl
Lotz und Bartholomeus Szäkely nach Fünfkirchen gereist,
um in den beiden noch auszumalenden Kapellen die Fresko-
Gemälde herzustellen. Demnach werden in dem Fünskirchner
Dome vier größere Kapellen die ungarische Malerkunst repräsen-
tieren. Von diesen werden die Kapellen des heiligen Moritz und
der heiligen Jungfrau die Werke Szekelys, jene vom heiligen
Leibe Jesus und vom heiligen Herzen Jesus aber die Werke
Lotz' enthalten. — Die Büste des Dichters und Publizisten
Baron Joseph Eötvös wurde kürzlich am Ofner Schwaben-
berge mit großen Festlichkeiten enthüllt. An der Feier nahm
unter andren Celcbritäten teil: der Sohn des verewigten Baron
Lorand Eötvös, Präsident der ungarischen Akademie der Wissen-
schaften. Die schön gelungene Büste ist ein Werk Alois
Strobls. — Im Atelier Ludwig Abränys sind neuerlich
wieder mehrere gelungene Porträts zu sehen. Unter diesen fallen
in Bezug auf Treue und Charakteristik besonders aus die Porträts
des Ministerpräsidenten Grafen Julius Szapäry, Baron Nikolaus
Vay und der Frau Franz Pulszky. — Alois Strobl,
Professor der BUdhauerschule, arbeitet gegenwärtig an der Büste
per Tragödie des National-Theaters: Frau Marie Jäszani;
wie wir vernehmen, wird diese Büste in der demnächst zu er-
öffnenden Theater-Ausstellung zuerst ausgestellt werden. Der
fleißige Künstler hat Johann Aranys sitzende Figur in Thon

bereits vollendet, welche er, abweichend von dem ursprünglichen
Plane, nicht in Bronze, sondern Marmor auszusühren wünscht.
Wenn dieser Plan zur Ausführung gelangt, wird dies das erste
monumentale Marmordenkmal in der ungarischen Hauptstadt
sein. — Ludwig Ebner, welcher sich bisher im Malen
ungarischer Volksszenen auszeichnete, arbeitet gegenwärtig an
einem lebensgroßen, ruhenden, weiblichen Akte. Auf seinem Bilde
spiegeln sich die eleganten Linien des nackten weiblichen Körpers
und das Fleisch mit vielem Naturalismus, aber das durchaus
nicht auf sinnliche Wirkung berechnete Kolorit machen es zu
einem beachtenswerten Werke. Das Bild wird eine der Sehens-
würdigkeiten der Budapester Winter-Ausstellung bilden. — Die
Bildergalerie des National-Museums, welche aus-
schließlich moderne Werke enthält, wird während der Sommer-
serien neu geordnet. Der neue Kustos der Galerie beabsichtigt,
die hervorragenderen ungarischen Werke im großen Saale zu
gruppieren, und so weit cs der Raum gestaltet, werden
auch die Werke der deutschen, französischen, belgischen und
italienischen Künstler gesondert gruppiert untergebracht, damit
deren Studium den die Galerie besuchenden erleichtert werde.
Eine zweckmäßige Neuerung wird es ferner sein, wenn die Kopien
nach den älteren Meistern, welche ohnehin nur aus Mangel an
entsprechenderem Platze in die Sammlung des National-Museums
gelangten, in der geräumigen Vorhalle untergebracht werden. —
Die ungarische Regierung organisierte ein Andrässy-Denkmal-
Komitee, weiches berufen sein wird, die Negierung bei ihren
Beschlüssen und Verfügungen bezüglich der Ausstellung des
Audrässy-Denkmals zu unterstützen. Der Präses des Komitees
ist der Ministerpräsident Graf Julius Szäpäry. In Künstler-
kreiscn erregte nicht eben angenehmes Aussehen der Umstand,
daß es nicht für nothwendig befunden wurde einen Künstler
oder Fachschriftsteller als Mitglied zu wählen. Von den Archi-
tekten sind Adolf Fcszty und Nikolaus Abl, Mitglieder des
Komites, dessen überwiegende Mehrheit aus Mitgliedern der
Aristokratie besteht.-Die Gesellschaft sür bildende Kunst hat
kürzlich ihren Sekretär nach Madrid gesandt, um die Mitwirkung
der spanischen Künstler für die Budapester Winter-Ausstellung
zu erwirken. Wie die Blätter berichten, war seine Reise erfolg-
reich, da mehrere namhafte spanische Maler das Versprechen
gaben, mit ihren Werken auf der Ausstellung zu erscheinen.
Daß die ausgezeichnetsten spanischen Künstler nicht in Madrid,
ja nicht einmal in Spanien leben, davon scheint die ungarische
Gesellschaft für bildende Kunst keine Kenntnis zu haben, denn
Pradilha und Villegas, beide in Rom lebend, Ricco in
Venedig und der in Paris wohnende Escosura sind jene
Künstler, welche die moderne spanische Kunst in ihrer ganzen
Kraft repräsentieren. Die Budapester Kunstfreunde erwarten mit
Neugierde, ob auch nur einer dieser Künstler mit seinen Werken aus
der Winter-Ausstellung vertreten sein wird. — Der Bildhauer
Julius Bezeredi fertigt unter dem Titel: „Hohe Schule",
die Reiterstatue des reizenden, jungen Mitgliedes des Wulff-
schen Zirkus: Frau Anna Wulff. Diese Statue charakterisiert
Anmut und Leichtigkeit.
Paris. Der Landschaftsmaler Franyais, welcher
jüngst die Ehrenmedaille des Pariser Salons erhielt, wurde zum
Mitglied der französischen Akademie der schönen Künste ernannt.
— Paris. Die Mitglieder der Lociete nationale ckes
LeLux-ä.rts, welche ihren Salon auf dem Marsfelde eingerichtet
hatten, hielten ihre Generalversammlung ab, in der die Auf-
nahme neuer Mitglieder, Locietaires und -^ssocics, beschlossen
wurde. Preismedaillen verteilt diese Gesellschaft nicht und die
Aufnahme in den Verband dient als Belohnung. Unter den
neuen Lssocies befinden sich die Maler Gotthardt Kuehl
und Fritz von Uhde in München und Max Lieber-
mann in Berlin.
* Dresden. Se. Mas. der König von Sachsen hat dem
Kupferstecher und Radierer Professor Gustav Eilers, ord.
Mitgliede der Akademie der Künste in Berlin, das Ritterkreuz
erster Klasse des Albrechtsordens verliehen.
— München. Privatdozent Or. Berthold Riehl
wurde zum außerordentlichen Professor der Kunstgeschichte an
der Universität München ernannt.
U. Ut. Für den Ulmer Münster ist unmittelbar vor dessen
Einweihung in der Glasmalereianstalt von BurckhardtLSohn
hier ein großes Fenster fertig geworden, das als Hauptbild den
göttlichen Kinderfreund darstellt. Hier ist nun Komposition und
Farbenmischung ebenso gelungen, als auch besonders die Be-
handlung des die Bilder einrahmenden gothischen Maßstabes,
und macht den Fortschritten der Anstalt alle Ehre.
 
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