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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 5.1889-1890

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Springer, Jaro: Die akademische Kunstausstellung zu Berlin
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https://doi.org/10.11588/diglit.10738#0427

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von Jaro Springer


Holzfischer auf dem Bodrnfte. von Joseph lvoxfner

andern sei noch Müller-Kurzwelly erwähnt, der
mehrere sehr fleißige und durchdachte Secstücke ausgestellt
hat, und namentlich L. Skramstad (Christiania), der
in zwei großen Landschaften eine ungewöhnliche Begabung
für das ernstere Landschaftsfach bekundet. Einige viel-
malende Landschafter, die einmal einen glücklichen Ge-
danken gehabt haben und diesen nun in ewigen, wenig
geänderten Wiederholungen maschinenmäßig Herstellen, wie
L. Douzette und Karl Scherres, bereiten auch
diesmal wieder mit einer Anzahl flacher Bilder dem
kritischen Beschauer Ärgernis.
Ein gleiches Beharren in der einmal eingeschlagenen
Richtung kennzeichnet auch im allgemeinen die Genre-
malerei, wenn wir diesen eingebürgerten Ausdruck für
alle Darstellungen aus dem täglichen Leben beibehalten
wollen. Bei einigem, wie bei Warth müllers Ball-
pause entschädigt noch die humorvolle Erfindung für die
wenig sorgfältige Ausführung. Emil Schwades Bilder
finden wieder viel Anerkennung, es will aber scheinen,
als ob in dieser zierlichen Art schon die Düsseldorfer der
vorigen Generation ähnliches hervorgebracht hätten. Von
dem wenigen, das sich über die gewohnte Schablone er-
hebt, seien nur zwei Bilder erwähnt: Max Lieber-
manns Weber und die Lootsen von Gari Melchers,
das in der Manier der Pariser Pleinairmaler gemalt ist
und das, wie erzählt wird, im vorigen Jahr im Pariser
Salon ausgestellt war.
Paul Meyerheim nimmt mit neun Bildern eine
Wand für sich ein. Eine große in Kascinfarben aus-
gesührte Allegorie „Viel Glück" zieht zunächst die Augen
auf sich. Die gehäuften Glückssymbole, die Schweine, die

Glückspilze, der knobelnde Putto, der Goldregen, die
Fatamorgana beeinträchtigen die Wirkung der sehr an-
mutigen Mittelfigur der Fortuna, die in der üblichen
Weise als nacktes Weib auf einem Rade sitzend dar-
gcstellt ist.
Der „Handkuß" (Löwe und Löwin) und die drei
Hunde zeigen Mey er heim in seiner gewohnten Meister-
schaft als Tiermaler. Aber gerade auf diesem seinem
eigensten Gebiet hat Richard Friese auf dieser Aus-
stellung größerem Erfolg. „Ziehendes Elchrudel" mit
guter Schneelandschaft, das gleichfalls Elchwild zeigende
Bild „Auf der Wahlstatt" und namentlich der vom Berge
abwärts schreitende Löwe „Der alte Herr vom Berge"
gehören nicht nur zu den besten Bildern, die sich hier
vorfinden, sondern auch zu den gelungensten, die Friese
bisher gemalt hat, die auch in durchaus guter Gesellschaft
auffallen würden.
Unter den Stillleben sind zwei große dekorative
Stücke von Albert Hertel besonders bemerkenswert.
Frau Hermine Schmidt, geborene v. Preuschen, durch
ihren Streit mit der Jury einer früheren Ausstellung
bekannt, hat diesmal eine sehr milde Beurteilung gefunden.
Ihre vier Blumenstücke und namentlich ihre Totengondel
der Irene von Spilimberg, einer Schülerin Tizians,
zeigen doch nur eine durchschnittliche malerische Begabung,
wenn die pikante Tendenz fehlt, vermögen ihre Bilder
nicht sonderlich zu fesseln.
Mit wenigen Worten sei noch auf die ausgestellten
Bildhauerwerke eingegangen. Die vielfachen Aufgaben
an Denkmälern, die den Bildhauern in den letzten Jahren
zu teil geworden, sind in ihrer erzieherischen Wirkung
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