Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 5.1889-1890

DOI Artikel:
Pecht, Friedrich: Anselm Feuerbach: Zur 10. Wiederkehr seines Todestages (4. Januar 1880)
DOI Artikel:
Lang, Heinrich: Der Einzug in Paris am 1. März 1871: Aus den Erinnerungen eines Schlachtenbummlers
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.10738#0162

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Anselm Feuerbach. vom Herausgeber — Der Einzug in Paris am t- März t«?!- 'von Heinrich Lang

U,7


Nereus und Vkranidr. Aus A. Feuerbachs Skizzenbuch

gültigkeit strafte? Und doch ist selbst über seine bittersten Vorwürfe ein solcher Zauber vornehmer Anmut
ausgegossen, daß man ihn nur bedauern und es tief beklagen kann, daß gerade er im höchsten Maße jenes
Ungenügen einer genialen Natur besitzen mußte, die des Glückes und Sonnenscheins ebenso bedürftig als un-
fähig war, sie zu erringen und festzuhalten.

Der Einzug in MriF am i. März 1871
Aus den Erinnerungen eines Schlachtenbummlers, von Heinrich rang*)

0 nahte allgemach der bedeutende längst ersehnte Tag
des Einzuges in Paris. Mit allen möglichen diplo-
matischen Kunstgriffen und Kniffen, mit hochklingenden —
aber eigentlich komischen — Phrasen, mit einem von ge-
spreiztem Selbstbewußtsein strotzenden Appell an die ganze
Welt hatten die guten Franzosen diese — doch eigentlich
höchst äußerliche — Besiegelung ihrer Niederlage hintan-
halten wollen. Möglich, daß sie dadurch vielleicht ver-
zögert worden sein mag — was ich nicht weiß — aber
sicher ist, daß jeder von uns das Gefühl hatte, es müßte
die Belagerungs-Armee, bis zum letzten Mann, durch
ganz Paris marschiert sein, um dem berechtigten Bewußt-
sein zu genügen. Schade, daß diese Genugthuung nicht
vollständig genommen worden! Indessen war der Ein-
marsch auch so, wie er thatsächlich stattfand, ein jedem
Beteiligten sicher unvergeßlicher Tag.
Am frühesten Morgen bei kaltem nebeligen Wetter
fuhren wir (Adam, Braun und ich) in Eugens Wagen

über Sövres gegen Auteuil, wo wir denselben am Ein-
gänge zum Bois zurückschickten, da es unsicher war, ob
wir nicht doch in Paris über Nacht bleiben würden.
Überall her kamen die Truppen angerückt, welche die
Parade auf dem Longchamps vor dem Kaiser und als-
dann den Einzug mitmachen sollten. Es waren außer
unsrem Korps noch das XI. und VI. preußische dazu
bestimmt. Da die Truppen in Paris nicht einquartiert
werden sollten, so war für die drei Tage, welche die
Okkupation dauern sollte, alles nötige zur Verpflegung
mitzunehmen, also ein ziemlich ansehnlicher Troß, bei
welchem die „Herren Offiziers-Burschen" in ihrer mehr
als originellen Belastung mit allen möglichen Ingredienzien
zum Komfort ihrer betreffenden Herren (und wohl auch
ihrem eigenen) die hervorragendsten Erscheinungen waren.
Eine Anzahl derselben schmückt mein Skizzenbuch — nicht
die undankbarste Acquisition sowohl in künstlerischer, als
in kulturhistorischer Beziehung. Denn dies Institut in


*) Die überaus beifällige Aufnahme, welche die im vorigen Hefte mitgeteilte Probe aus den Kriegsbildern Heinrich
Längs gefunden, veranlaßt uns, ein weiteres Kapitel aus dem trefflichen Buche (Aus den Erinnerungen eines Schlachtenbummlers —
Verlagsanstalt für Kunst und Wissenschaft vormals Friedrich Bruckmann in München, 2. Bd. eleg. geb. 3V, M.) folgen zu lasten.
 
Annotationen