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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 5.1889-1890

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Pecht, Friedrich: Eduard Grützner
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https://doi.org/10.11588/diglit.10738#0236

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V. Jahrgang. Heft 12

15. Marz 1890


—tzerauFgegeben von Friedrich Wecht -4—
„Die Kunst iür Alle' crfchkint in halbmonatlichen Heften von 2 Bogen reich illustrierten Textes und 4 Bilderbeilagen in Umfchlag geh. Abonnementspreis im
Buchhandel oder durch die Post (Reichspostverzeichnis Nr. 342g, bahr. Verzeichnis Nr, 4Ü3, k. u. I. östr. Zeitungsliste Nr. 1S44) 3 Mark L0 Pf. für das Vierteljahr
(k Hefte); das einzelne Heft 7S Pf. _

Eduard Erützner
Vom Herausgeber

Nachdruck verboten


aß die Schilderung des eigenen nationalen Lebens von
jeher, wenn nicht das letzte Ziel, doch jedenfalls die
sicherste Grundlage jedweder gesunden Malerei gebildet
habe, beweist uns die Geschichte der Kunst aller Zeiten
so unwiderleglich, daß man es wie alle großen Wahrheiten,
besonders in Deutschland schon bald wieder vergessen hat.
Bei andren Völkern verstand sich das eigentlich von selbst,
uns, deren Steckenpferd von jeher der Kosmopolitismus
war, muß man es immer wieder sagen und darthun. —
Glücklicherweise ist das gerade nicht allzuschwer, da alles
das, was von unserm gesamten Kunstschaffen Aussicht auf
Dauer hat, zu neun Zehnteln dieser Schilderung angehört,
— Bei der ganz im Dienste der Kirche stehenden Kunst
der Renaissance verband sich diese Schilderung bekanntlich
mit jener der religiösen Mythen und erhielt durch diese
Beimischung von idealem Gehalt besonderen Reiz, ja eine
oft geradezu hinreißende Naivität und Liebenswürdigkeit.
Man denke da nur an Luca della Robbias, Peruginos
oder des jungen Raffael bezaubernde Werke, oder an der
Van Eycks, Memlings und Dürers tief gemütvolle Ver-
pflanzung der Szenen des neuen Testaments auf deutschen
Boden, ja in die unmittelbarste Umgebung der Künstler.
Wenn in neuerer Zeit Ludwig Richter, Eduard v. Gebhardt
und Uhde dies Beispiel nachgeahmt, so flößte das jedenfalls
der religiösen Malerei neues Leben ein, wie schon vor ihnen
die Düsseldorfer Deger, Karl und Andr. Müller und
Ittenbach zwar den Schauplatz ihrer Darstellungen nach
Overbecks und Führichs Vorgang meist in die römische
Kampagna verlegen, aber doch durchaus deutsche Madonnen und Heilige geben. Das siebzehnte Jahrhundert bringt
dann die Befreiung von der kirchlichen Kunst und mit ihr die in ihrer Art unübertrefflichen Schilderungen
des Volkslebens der Holländer und Belgier, die im achtzehnten in Deutschland eine Reihe nicht unbegabter,
aber viel zu unselbständiger Nachahmer in Frankfurt, Kassel, Dresden und zuletzt im Berliner Chodowiecky,
einem bloßen Zeichner, fanden. Nur dieser aber griff zuerst wieder auf die Natur zurück, während die andern,
die Schütz, Tischbein, Dietrich und wie sie alle heißen, blos die Niederländer oder Franzosen, aber seltener
die Natur studieren. — Im Grunde verhielt es sich mit den Mengs, Knoller u. a., die einst mit ihrem Ruhm
die Welt erfüllten, nicht viel anders, sie sind und bleiben talentvolle Nachahmer oder Manieristen ohne allen

Eduard Grükner

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