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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 5.1889-1890

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Pecht, Friedrich: Eduard Grützner
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https://doi.org/10.11588/diglit.10738#0237

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Eduard Grützner


Melier Eduard Grützners
nationalen Boden und sind darum heute fast vergessen, obwohl die Schulfüchse jener Zeit noch Kuoller
»pictorum omnium celederrirmas« nannten.
Zur Natur und zur heimatlichen Erde kehrten in München erst Kobell und Wagenbauer, Peter Heß
und Bürckel zu Anfang unsres Jahrhunderts, dann später besonders Enhuber zurück. Sie verdanken dem einen
bleibenden Wert ihrer Werke, der bei denen der meisten damals stolz auf sie herabsehenden Herrn Akademiedirektoren
und Professoren schon heute gar sehr in Frage gestellt ist. Ihnen folgten in der Zeit nach 1848 Schwind
und Ramberg und dann fing der selber ganz unter französisch-belgischem Einfluß stehende Piloty an, seine Schule
zu bilden, aus der alsbald eine so große Zahl spezifisch nationaler Künstler wie Schütz, Raupp, Wopfncr, Ferd.
Piloty, Häberlin u. a. hervorgingen. Die höchste Blüte erreichte die Schule aber doch erst dann, als der durch
die Ereignisse von 1866 und 1870 mächtig gehobene Nationalgeist seine Wirkung auch auf die Künste zu äußern
anfing. Da tauchten nun nacheinander Lenbach, Hans Makart, Gabriel Max und besonders Defregger auf,
dem sich nun alsbald eine Menge verwandter Talente wie Kurzbauer, Mathias Schmidt, Leibl, Hugo Kauff-
mann, Diez und unser Eduard Grützner an die Seite reihten, von denen jeder sich sein besonderes Feld und
was mehr ist, eine ganz bestimmte künstlerische Persönlichkeit ausbildete, wie er in seinem Fach bald Allein-
herrscher ward und geblieben ist. Das gilt nun vorweg vom Letztgenannten, einem lustigen Schlesier, der,
obwohl ursprünglich zum Geistlichen bestimmt, doch bald die Schilderung der Kutten dem Tragen derselben
weit vorzog. Dennoch spielten sie von allem Anfang an eine große Rolle in seinem Leben, ja sie bildeten
ihn zum Humoristen der Schule erst aus und er verdankt ihnen den größeren Teil seines wohlverdienten
Ruhmes. Das ging nun so zu:
Am 26. Mai 1846 in Groß-Karlowitz als der Sohn eines kinderreichen Bauern geboren, sollte der auf-
fallend feine und intelligente Knabe dieserhalb wie erwähnt Geistlicher werden und kam zu dem Ende früh aufs
Gymnasium nach Neisse, wo er aber so wenig Eifer für die Mathematik oder die lateinischen Verba und so viel
Lust zum Karikaturenzeichnen unter der Schulbank zeigte, daß gar bald die Eltern, die einen Kaplan aber keinen
Maler wollten, die Hand vollends von ihm abzogen. Endlich ward er durch den Geistlichen seines Ortes, den treff-
lichen Pfarrer Fischer, wie erst vom Pfluge nun von den Schulbänken losgebeten und 1864 mit Hilst eines
in München lebenden Landsmannes, des Baumeisters Hirschberg, zu Piloty gebracht, um dort wenigstens
Heilige malen zu lernen, da er durchaus selber keiner werden wollte. — Jndeß mußte er erst zwei Jahre
lang die Vorklassen besuchen, ehe er in die Pilotyschule eintreten konnte. Nachdem er sich nun an dem dort
 
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