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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 5.1889-1890

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Personal- und Ateliernachrichten - Denkmäler etc. - Preisausschreibungen - Ausstellungen, Sammlungen etc. - Vermische Nachrichten - Kunstliteratur und vervielfältigende Kunst - Vom Kunstmarkt
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Personal- und
Personal- und Mrlirrnachrichlen
V. Sr. Budapest. ArpadFeszty arbeitet gegenlvärtia
an Fresken für den Prunlsaat des nach den Plänen des Archi-
tekten H außmann erbauten neuen Justizpalastes. Die Bilder
sind aus historischen Episoden der Entwicklung des ungarischen
Justizwesens entnommen. Das erste stellt die einstige Unschulds-
probe vermittels glühenden Eisens dar) das zweite ist das Edikt
König Kolomans betreffs der Abschaffung der Hexenprozesse; das
dritte stellt das Gottesurteil durch Zweikamps dar; das vierte
führt uns König Matthias Hunyadi vor, wie er die Pflichten der
Bauern gegen ihre Gutsherren regelt; am fünften Bilde sehen
wir Verböczi, wie er das Tripartilum dem König und dem
Landtage übergibt; am sechsten ist Franz De-tt im Reichstage
zu sehen, mit dem Entwurf des Strafgesetzbuches. Die Farben-
skizzen der Bilder sind schon fertig und erfreuen sich der allge-
meinen Anerkennung der Sachverständigen. — Aus dem Nachlasse
des anfangs dieses Jahres verstorbenen ungarischen Landschafts-
malers Anton Ligeti wurden in der Kunsthalle 297 Skizzen
und Zeichnungen um die Summe von 14,477 Gulden verkauft.
Dem Künstler wird demnächst ein Grabdenkmal errichtet. Der
Verein für bildende Künste hat die öffentliche Sammlung mit
dem Betrage von 500 fl. eingeleitet. — Der Bildhauer Julius
Bezeredt hat im Aufträge des Kunstgewerbe-Vereins die
Miniaturbüste des Königs Matthias gefertigt, von der Bronze-
abgüsse nächstens in den Verkehr gelangen werden. Einen
Gelegenheitswert verleiht der Büste auch der Umstand, daß die
ungarische Nation gerade jetzt die vierhundertjährige Todesfeier
des großen Königs begangen hat. — Alois Strobl arbeitet
mit großem Eifer an der Statue des großen Dichters Johann
Arany, deren Hauptfigur schon so weil vorgeschritten ist, daß
dieselbe noch im Laufe dieses Herbstes in die Metallgießerei ge-
langen wird. Strobl hat auch die Statue des in den siebziger
Jahren verstorbenen Romanschriftstellers und Staatsmannes
Baron Joseph Eötvös vollendet, welche demnächst am Schwaben-
berge aufgestellt wird. — Ludwig Burger arbeitet am lebens-
großen Portrait des Grasen Julius AndrLssy. — Der Bildhauer
Josef Rüna war dieser Tage in Turin und hat zur Büste
Ludwig Kossuths eine Skizze verfertigt; die Büste kommt
demnächst zur Ausführung. — In der Kunsthalle ist gegenwärtig
das großangelegte Gemälde des polnischen Künstlers Siemi-
radzky, „Phryne in Eleusis" betitelt, ausgestellt. Das wirkungs-
volle Gemälde zieht von Tag zu Tag mehr Besucher herbei. —
Georg Zala hat schon die Ausführung der lebensgroßen Ofner
Honvedstalue begonnen. Als Modell des über die Honvedgestalt
schwebenden Genius wird eine Budapests! vornehme Dame dienen,
die sich dem Künstler zu diesem Zweck aus eigenem Antrieb zur
Verfügung stellte. — Ludwig Mätray hat die Statue
des ersten ungarischen Bibelübersetzers Kaspar Käroli schon
vollendet. Die Statue in eiueinhalbsacher Lebensgröße stellt
Käroli sitzend, die Bibel übersetzend, vor. — Tihamer Margitay
malt ein Gemälde von heiterer Wirkung, „Der moderne Romeo",
betitelt. Herr Romeo, der übrigens in Wahrheit ein herum-
ziehender Schauspieler ist, steht im Begriff, mit einem jungen
Mädchen zu entfliehen; aber im Wartesaal des Bahnhofes erreicht
sie der Vater des Mädchens und vereitelt mit der Reitpeitsche
in der Hand den romantischen Plan. Den Mittelpunkt des
Bildes nimmt Herr Romeo ein; aber gerade die heroische Pose,
die er anzunehmen sich bemüht, wirkt komisch auf den Betrachter.
— Anton Szechi, der junge Bildhauer, arbeitet an der Büste
des Ingenieurs Wtlh. Zsigmundy. — Domenico Skuteczki),
der sich jahrelang in Venedig aufhielt und aus die Ausstellungen
in Budapest, Wien und München viele aus dem dortigen Volks-
leben geschöpfte reizende Genrebilder geschickt hat, hält sich seit
einigen Monaten m Budapest auf unü malt Miniatur-Porträts
für vornehme Familien. Seine mit vieler Sorgfalt und feinem
Kunstsinn ansgearbeiteten Porträts werden zu den interessantesten
Sehenswürdigkeiten der Herbst-Ausstellung zählen. — Der Verein
der Budapester Kunstfreunde, an dessen Spitze Gräfin Aure.
Dessewffy geb. Gräfin Palma Kürolyi steht, will demnächst einen
Preis für die Aquarell-Illustration 50 ungarischer Volkslieder
ausschreiben. Die sorgfälligst vervielfältigten Bilder werden die
Blätter eines interessanten Albums bilden.
— München. Für den Repräsentationssaal des Heidel-
berger Rathauses malt Professor Linden sch mit zur Zeit ein
großes Historienbild, welches die Reformierung der Universität
Heidelberg im Jahre 1558 durch Kurfürst Otto Heinrich, den
Schöpfer des berühmten Ott Heinrich-Baues, verherrlichen soll.
In einem Festsaale dieses Baues haben sich die Vertreter der

Ateliernachrichten ^ ^
verschiedenen Fakultäten, an ihrer Spitze der erst 45 jährige
Rekror Psalzgraf von Velden eingefunden, um vom Kurfürsten
das erlösende Dokument entgegenzunehmen. An der Seite des
Kurfürsten steht hochaufgerichlel sein Nachfolger, dann Kanzler
von Minckwitz sowie Melanchthon, welcher der Hauptberater des
Kurfürsten bei der Einführung der Resormauon war. Eine
Reihe andrer Männer der Wissenschaft, sowie einige Räte des
Kurfürsten bilden die weitere Corona. Dieses wohl sonderlich
malerische Süjet hat der berühmte Künstler in vorzüglicher
Komposition auf eine große Leinwand gesetzt. Am meisten aber
wird alle unsre Freunde der bildenden Kunst die vortreffliche
lebhafte unü doch harmonische Farbengebung entzücken.
O. VV. Berlin. Die Maler Professoren Wilhelm Gentz
und Ludwig Knaus, sowie die Bildhauer Professoren Fritz
Sch aper und A. Calandrelli sind von der Genossenschaft
der ordentlichen Mitglieder auf weitere drei Jahre vom 1. Oktober
d. I. ab zu Mitgliedern des Senates der Akademie der Künste
gewählt worden.
^ München. Die hohe, künstlerische Bedeutung des
schon in dem letzten Hefte unsrer Zeitschrift als „vollendet er-
wähnten neuen Bildes Albert Kellers „Die Übergabe der
Gebeine Latour d'Auvergnes" veranlaßt uns, noch einmal aus-
führlich auf dasselbe zurückzukommen. — Im Treffen von Ober-
hausen bei Neuburg a. B. fiel am 27. Juli 1800 Latour
L'Auvergne, einer der tapfersten Soldaten Napoleons. Vergeblich
hatte ihm dieser die Generalswürde angeboten, er lehnte jede
Beförderung ab und erhielt den Ehrentitel des ersten Grena-
diers von Frankreich. General Moreau erwarb den Be-
gräbnisplatz unü errichtete dort ein Denkmal. Im Jahre 1889
bat die französische Regierung um Auslieferung der Gebeine,
um ihnen einen Ehrenplatz im Pantheon zu gewähren. Das Bild
Albert Kellers schildert nun den Moment, in dem der Vertreter
der Republik Präsekl Graux die Gebeine in Empfang nimmt.
Um den im Vordergründe stehenden Sarkophag gruppieren sich
ungezwungen die Beteiligten. Präsekt Graux spricht gerade
Errinnerungsworte, ihm zur Seite sieht ein höherer bayerischer
Offizier, dessen im Hintergründe in Reih und Glied stehendes
Regiment dem tapfern Feinde zu Ehren präsentiert. Außer-
ordentlich glücklich sind die Nebenfiguren charakterisiert, Bürger-
meister und sonstige Notabilitäten aus der nahen Provinzsladt,
ferner Offiziere, weiter Mitglieder der französischen Deputation,
flambeautragende Soldaten rc. Was aber den intimen Kunst-
freund an dem Bilde entzücken dürfte, das ist die meisterhafte
Darstellung der grellen Tagesbeleuchtung, denn es ist ein
sonniger Tag, in dessen fahlem Licht die der Wirklichkeit gemäß
ganz in einem bläulichen Ton gehaltenen Uniformen mit großem
koloristischen Geschick durchgebildet sind. Dazu gehört freilich
das ganze Darstellungsvermögen von Farbenvaleurs, welches
Albert Keller sein eigen nennt.
* Dresden. Bildhauer Robert Diez hat die Auf-
forderung, sich um das Neubrandenburger Fritz Reuter-Denkmal
mit zu bewerben, abgelehnt. Er arbeitet gegenwärtig an dem
zweiten der beiden riesigen Monumentalbrunen, welche für den
Albertplatz zu Dresden bestimmt sind. Der eine, darstellend das
ruhige Wallen des Wassers und bestehend aus 21 überlebens-
großen Figuren wird gegenwärtig gegossen, während Diez mit
dem Modell zum zweiten noch einige Jahre beschäftigt sein
wird. Diez hat die Ehre, bei allen größeren Denkmalbewerbungen
— z. B. bei den Kaiserdenkmälern für Breslau und für den
Kyffhäuser — als Schiedsrichter mit thätig zu sein.
— München. In W. Diez' Atelier gehen zur Zeit
zwei Gemälde derVollenüung entgegen, deren Süjets wiederum
aus dem mittelalterlichen Reiterleben genommen sind. In den
„Versprengten" schildert uns Diez vier Reitersleule, die von der
Haupltruppe abgekommen vor einem Bauernhaufen durch einen
Fluß flüchten müssen. Bereits haben zwei Las sichernde jen-
seitige Ufer erreicht, der dritte bemüht sich, es gerade zu er-
klimmen, während der vierte noch mir den Wellen kämpft. Am
fernen Horizont steigen die Rauchwolken eines brennenden Dorfes
auf. Diese Figuren sind in eine Landschaft hineingeslellt, deren
düsterer Charakter so recht zu der Situation paßt. Man glaubt
die Sturmglocken aus dem in Flammen ausgehenden Dorfe her-
überklingen zu hören. Das zweite Bild spien auf dem engeren
Raume des Hofes einer Ritterburg, die mehr einer Ruine gleicht,
so ein echtes Ratzennest, wie der Künstler sich ausdrückt. Der
Burgherr ist bei seinem heutigen Raubzuge vom Glück be-
günstigt gewesen, Menschen wie Vieh hat er in großer Zahl
erbeutet und neugierig schaut eine Magd von einer malerischen
 
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