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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 7.1891-1892

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Heilbut, Emil: Knaus und Dautier
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https://doi.org/10.11588/diglit.10735#0040
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Von §. Veilbut

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Maria und Elisabeth, von Karl Müller

in welchen die schönheitgetränkte Ader in ihm erquicken
muß.

In der That stehe ich nicht an, zu vermeinen, daß
er einen ganz ungewöhnlichen Schönheitssinn zu eigen
habe. Es kommen bei ihm Gesichter von einer Zartheit
vor, die in der neuern Kunstgeschichte bei so naiven
Malern ohne Gleichen ist: Vautier ist ein an der Ober-
fläche schwebender Sinn glücklicher Schönheit eigen. Auch
ist in seinen Bildern eine Fülle schöner Menschen, ganz
abgesehen davon, ob sie malerisch voll zum Ausdruck ge-
bracht wurden oder ob es dem Bilde sachlich gut that,
daß sie in ihm waren. Aber gewiß thun sie den Bildern
gut, und sind sie am Platze, es ist wie ein Überfluß an
gegenständlich Schönem, der fast allen seinen Genrebildern
einen besonderen Inhalt neben ihrem sachlichen gibt,
gleichsam sind seine Bilder Magazine schöner Gestalten.
Und diese freundliche Aussicht, welche er uns auf die
Welt gibt, wie er sie so liebenswürdig erfreulich, oder
so liebenswürdig komisch, oder so rührend sympathisch
schildert, — sie ist es vielfach, die bei Vautier das Er-

freuende bewirkt. Er bleibt nicht bei der lieblichen Art
der Kinder, und dieser Mädchen, braunäugiger Töchter
der schwäbischen Bauern; sympathische Frauen, die mildesten,
zartesten schließen sich an; und Vautier charakterisiert
nicht nur das Weibliche, er bringt auch Männer. Ihre
Charakteristik wird, scharf, ohne beißend zu werden,
ihrem mehr oder minder dörflichen Charakter wohl ge-
recht; da ist der Pfarrherr, der Beamte, welcher zum
Zweckessen kommt und den Bauern ein Gott, sich selbst
(in diesem Augenblick) genug, seinen Vorgesetzten indeß
ein Nichts ist; sie werden mit Humor dargestellt, der
große Bauer und der kleine Bauer, der advokatensüchtige
Bauer, der Herr Lehrer, die Frau Wirtin und ihre
Tochter. Des ferneren bringt Vautier gemütliche Zimmer
mit Sonnenaussichten, die Zimmer ganz realistisch, die
Uhr am Platze, kleine Photographien hängen an der
Wand. Die Tapeten sind lichtfarben. Hüte hängen und
kleine Spiegel umher; es ist eine echt deutsche Gegen-
ständlichkeit der Schilderung bei ihm, mit behaglichem
Verweilen auf den Nebensachen und freilich ohne eine

r»e «linst für Alle VII.
 
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