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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 8.1892-1893

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Aus dem Wiener Kunstleben
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Pecht, Friedrich: Julius Bergers Deckengemälde im k. k. kunsthist. Hofmuseum
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https://doi.org/10.11588/diglit.11054#0256
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Aus dem wiener Kunstleder,. — Julius Bergers Deckengemälde re. vom Herausgeber.

wir schreiben den 26. Februar — unter dem Zeichen
Koppays, dessen kleinere liebenswürdig zierliche Ar-
beiten, soweit sie nicht an Manier kränkeln — unleug-
baren Beifall finden, während man die großen, ins-
besondere den so dämonisch gemeinten, aber hinter dem
Wollen des Künstlers zurückgebliebenen „Satan" für
Koppays Können zu anspruchsvoll finden darf.

Das Künstlerfest — auf der „Blauen Montags-
insel" — hatte auf den Faschingsmontag 3000 Gäste
an den Hof des Prinzen Gschnas geladen. Als ein
Märchen — „Weiß in Weiß" — der Dekorations-
malerei mußte die von dem jungen Ka u ts k i im Schnee
verzauberte Tropenlandschaft bezeichnet werden. An
Humor fehlte es nicht, aber mehr Kunst fanden wir, als
Gschnas. Wir bedauern dies keineswegs. Aus dem
„Ahnensaale" des Prinzen Gschnas, aus seinem Winter-
garten und seinem Museum sind Bilder von bleibendem
Werte erworben worden. Als letztes Ereignis ist die
wieder von Miethkc in Szene gesetzte Nachlaß-Ausstellung
unsres, bekanntlich Schindler wenige Tage im Tode
vorangegangenen Orientmalers Leopold Müller zu
verzeichnen. Der Veranstalter hat diesmal den Katalog
noch reicher ausgestattet. Wieder ist der Kaiser durch
Erwerbung des Bildnisses der Araberin „Nafusa" mit
glänzendem Beispiele vorangegangen. Die zur Stunde
noch offene Ausstellung ist reich an Typen vom Nil,
die eine nahezu geschlossene Galerie von arabischen,
fellachischen, beduinischen und hamitischen Volksgestalten
bilden. Nil-Afrika wird in seiner ganzen Bunthäutigkeit
vor unsren Augen lebendig und der Orientkenner nicht
minder als der Kunstkenner muß seine Helle Freude da-
ran haben. Die Auktion ist für den 2. März festgesetzt
und dürfte voraussichtlich im Ergebnisse nicht hinter der
Schindler-Auktion Zurückbleiben. Auf dem Gebiete der
Plastik ist vor allem ein schüchterner Vorstoß des Plastiker-

Klubs anzuzeigen. Die darbende Bildnerkunst hat sich
im Künstlerhaus mit einer beschränkten Anzahl von Ent-
würfen an die Pietätvollen des Todeskultes gewendet,
um der bedauerlichen Kunststeinmetzerei in der Friedhof-
plastik ein Ende zu machen. Es liegt auf diesen im
Süden und auch in München besonders so herrlich ge-
pflegten Sondergebiete der Bildnerei hierzulande soviel
im argen, daß jeder Versuch zum Bessern mit voller
Sympathie begrüßt werden muß. Ein schönes Werk
Wiener Monumentalplastik sind die beiden Friedlschen
„Rossebändiger", machtvolle Marmorgruppen, welche im
Dezember auf dem Museumsplatze aufgestellt worden sind.
Die herrlich modellierten, hochaufgebäumten Kolossalrosse,
das eine von einem Römer, das andre von einem Ger-
manen gebändigt, sind auf den Rampen der von der
Straße vor den Hofstallungen emporführenden Freitreppe
von großartiger Wirkung. Über das Mozart-Denkmal
Tilgners ist zu bemerken, daß das fertig gestellte
Modell die seinerzeit an dieser Stelle auf den ver-
besserten Entwurf hin ausgesprochenen Hoffnungen glän-
zend erfüllt hat. Nach den neuesten Mitteilungen soll
das ganze Denkmal in weißem (Laaser) Marmor her-
gestellt werden. In der Monumental-Baukunst endlich
wird diese Saison denkwürdig bleiben durch die Außen-
vollendung des kuppelgekrönten Hofburgbaues nach dem
Michaeler-Platze zu. Der Bau — eine Ausgestaltung
der Burg-Hauptfront nach dem genannten Platze zu —
ist vom Architekten und Burghauptmann Ferdinand
Kürschner nach dem Kleinerschen Kupferstiche im An-
schluß an den Fischerschen Prachtbau der Winterreitschnle
stilgerecht ausgeführt worden. Entwurf und Modell des
großen Barockmeisters sind bekanntlich verloren gegangen.
Wir werden nach der gänzlichen Fertigstellung des Baues
darüber zu berichten haben.

Wien, Ende Februar. v. V.

Julius 2Zergers Deckengemälde im lr. k. kuustjiist. tzofmuscum.

Zu unsrer Bilderbeilage.

Vom Herausgeber.

^bekanntlich wollen die eigentlichen Profangeschichts-
erzählungen in der Malerei selten gelingen, da sie der
Darstellung gewöhnlich zu viele Hindernisse in den Weg
legen, um noch verständlich und malerisch reizend zugleich
bleiben zu können. Ganz anders verhält es sich aber mit
den Dichtung und Wahrheit zu einem höheren Dritten
mischenden Kompositionen, sei es daß sie zeitlich und
räumlich getrennte Personen zu einem Ganzen vereinigen,
um uns das Walten gewisser geschichtlicher oder sitt-
lichen Gesetze bei den Einzelnen einleuchtend zu machen,
wie bei unserm heutigen Bild. Oder wenn man der
Darstellung geschichtlicher Begebenheiten allegorische
Figuren beimischt, welche, die dabei thätigen Leidenschaften
oder Naturmächte personifizierend, das Ganze zugleich
malerisch reizender machen, wie es die Kunst von jeher,
am glänzendsten aber durch Raffael, Paul Veronese
und Rubens zu thun pflegte. Wie man aber die

traditionelle Kunstliebe eines großen Herrschergeschlechtes
und seine Art die Künste in der verschiedensten Weise
zu Pflegen, dem Beschauer in einem sehr reizvollen Bilde
deutlich machen könne, das zeigt uns wie gesagt Pro-

fessor Julius Berger in Wien mit ungewöhnlichem
Erfolg in seinem großen, für den Hauptsaal des Erd-
geschosses im neuen Kunstmuseum ausgeführten Decken-
gemälde. Wir finden uns da in einer weiten offenen
Halle, in deren Mitte sich ein thronartiger Aufbau erhebt,
der oben das Medaillon des Kaisers Franz Josef zeigt,
offenbar des größten und jedenfalls glücklichsten Kunst-
beschützers, den die Habsburger überhaupt erzeugt
haben. Auf dem Throne selber sehen wir den Kaiser
Max sitzen, der eine Zeichnung — wohl das berühmte
Gebetbuch — betrachtet, die ihm der rechts vor ihm
stehende Albrecht Dürer gebracht. Links von ihm steht
der Dichter und Mathematiker Johann Stabius und hinter
diesem Jörg Sesslschrciber, der Meister der Innsbrucker
Bronzefiguren, während vorn der Maler Hans Spring-
inklee mit einem Bilde kniet. Hinter dieser die Mitte
des Bildes füllenden Gruppe sieht man dann links weiter
hinten noch den Erzherzog Ferdinand von Tirol mit
dem Maler Francesco Bergamasco und den Waffen-
schmieden Serrabaglio und Piccinino verhandelnd, wie
rechts hinterm Kaiser den Erzherzog Leopold Wilhelm mit
 
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