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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 8.1892-1893

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Pecht, Friedrich: Julius Bergers Deckengemälde im k. k. kunsthist. Hofmuseum
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Stier, A.: Aphorisme
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Personal- und Ateliernachrichten - Denkmäler - Ausstellungen und Sammlungen - Vermischtea - Kunstliteratur und vervielfältigende Kunst - Vom Kunstmarkt
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https://doi.org/10.11588/diglit.11054#0257

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Personal- und Ateliernachrichten.

20 t


den Malern Teniers und Brouwer. Ganz im Vorder-
grund links treffen wir dann die dunkle Gestalt des
Kaisers Karls V., stehend dem Vortrage des greisen
Tizian lauschend, während zu seiner Linken die Kaiserin
Jsabella von Portugal sitzt und sich mit der hinter ihr
stehenden Königin Maria von Ungarn eine Zeichnung
besieht. Links hinter Titian gewahren wir dann noch
weitere welsche Künstler, so Benvenuto Cellini, Giovanni
da Bologna und andre sitzend und stehend, während den
Beschluß auf dieser Seite Kaiser Rudolf VI. macht, dem der
Goldschmidt Attemstetter eben eine Kaiserkrone präsentiert.
Auf der rechten Seite des Bildes ist dann Kaiser Karl VI.
die Hauptperson, welcher der Maler Gran eben ein
Bild gezeigt, während sich der Baumeister Prandauer
bereit macht, mit seinen Plänen dasselbe zu thun. Hinter
Gran sehen wir dann noch Fischer von Erlach sitzen,
und ganz hinten Prinz Eugen sich mit Raphael Donner
unterhalten. Die rechts abschließende Gruppe bilden
dann Erzherzog Albrecht VII. mit der Infantin Clara
Eugenia, die sich mit Rubens unterhalten, während man
hinter ihnen noch Vandhk und Jordaens, sowie einige
andere Niederländer sieht. So viel der Inhalt, das ist
aber wie man selbst auf unserer kleinen Nachbildung
sieht, alles so geschickt und mit so großem malerischen
Talente angeordnet, die einzelnen Figuren sind so fein
charakterisiert, daß man nur seine Freude an solcher
Darstellung haben kann. Denn der Künstler hat es
vortrefflich verstanden, sich nicht nur in den Charakter
der Einzelnen hineinzuleben, sondern mit ihnen zugleich
ihr Jahrhundert und ihre Nationalität zu schildern.
Vorab das Wesen der drei Hauptpersonen, des ritter-
lichen und flotten Kaiser Max in der Mitte, die kühle
Grandezza Karls V., oder die etwas steife Perrücken-
majestät Rudolf VI., sind vortrefflich gelungen, lieber-
Haupt sind die anscheinend so zwanglos untereinander
gemischten Kategorien der Herrscher und Künstler sehr
geschickt getrennt und man sieht da keinerlei unpassende
Vertraulichkeit. Dabei ist die Verteilung der dunkeln und
Hellen Flecke, die Gliederung der Gruppen so glücklich, daß
alles auf dem großen Bilde zu leben und in Bewegung
zu sein scheint, obwohl alle Einzelnen sich ihrer repräsen-
tierenden Stellung vollkommen bewußt erscheinen.

Ohne Zweifel ist eine gewisse Ähnlichkeit der An-
ordnung mit dem Hemicycle des Delaroche unver-
kennbar, aber hier ist die Bewegung der Einzelnen viel
ungezwungener, abgesehen davon, daß die erkältende
Zuthat der ziemlich theatralisch komponierten allegorischen
Figuren auf jenem Bild hier glücklicherweise ganz fehlt.
Man bedauert also höchstens, daß der, welcher von allen
österreichischen Herrschern weitaus am meisten für die
Künste gethan hat, — Kaiser Franz Joseph — nur mit
einem kleinen Medaillon abgefunden werden mußte. Was
aber dabei die historische Gerechtigkeit verliert, das kömmt
jedenfalls der malerischen Harmonie zu Gute, die durch
moderne Uniformen gewiß nicht gewonnen hätte. —

^ orisme.

c^^in genialer Linfall kommt wie der Blitz!

Du erzwingst ihn mit keinem Menschenwitz,

Mit keinem Grübeln und Dualen.

Den werfen aus ihrem lVolkenschloß

Die ewigen Götter in den Schoß

Dem Lieblinge, den sie erwählen. A. Stier.

Die Kunst für Alle VIII.

Personal- u. Melier-Nachrichten.

tkr. Aus Rom schreibt man uns: Im Deutschen, wie im
Internationalen Künstler-Verein haben unlängst die Vorstands-
wahlen stattgefunden. Im Deutschen Künstler-Verein ward wieder
Professor Meurer-Berlin zum Präsidenten gewählt, Brioschi-
Wien zum Vize-Präsidenten. Der Verein hat im letzten Jahre
einen erfreulichen Aufschwung genommen, namentlich infolge des
Beitritts vieler auswärtiger Mitglieder. Die Zahl der ordent-
lichen Mitglieder ist von 116 auf 141, die der auswärtigen von
30 auf 123 gestiegen. Auch der Jahresabschluß war ein überaus
günstiger; es ergab sich nämlich trotz der für manche Künstler
herabgesetzten Jahresbeiträge, trotz der teuren Miete, der starken
Ausgaben für Beleuchtung, Aktsaal u. s. w. ein berschuß von
3,317 Lire. Ein Resultat, angesichts dessen der Wunsch nach
einer gelinden „Steuerermäßigung" nicht unterdrückt werden kann,
wenn wir auch nicht gerade die Rückkehr zum früheren, immerhin
noch recht stattlichen Jahresbeiträge verlangen. — Im Inter-
nationalen Künstler-Verein, der bekanntlich den glänzenden Mittel-
punkt der Kllnstlerschaft romanischer und slaviicher Nationalität
bildet, während sich nur selten ein Deutscher dorthin verirrt,
ward der Bildhauer Senator Monte Verde zum Präsidenten ge-
wählt, Jose Benlliure zum Vize-Präsidenten. Weiter traten
in den Vorstand ein: Mariano Benlliure, Filippo Cifariello,
Adolf Rösler-Franz und der Amerikaner Coleman. — Von der
Galerie für Moderne Kunst ist es wieder einmal stille, mäuschen-
stille geworden. Der Plan, einen Ausstellungspalast um ... .
180,000 Lire zu bauen, ist an dem Widerstande der Künstler ge-
scheitert, die das Projekt als geradezu unanständig bezeichneten und
es mit großer sittlicher Entrüstung von der Hand wiesen. Auch
die Überlassung des der Stadt gehörigen Dakarrc, äekk' Lspogirioae
an den Staat stößt auf Schwierigkeiten, weshalb man bcw §re,
mal gre sich mit dem Gedanken vertraut macht, den Schöpfungen
der neuen italienischen Künstlergeneration provisorisch irgend eine
alte Kaserne, ein ausrangiertes Kloster oder einen Pferdestall an-
zuweisen. Während sich die einschlägigen Kommissionen über diese
Frage die Köpfe zerbrechen, hat der Unterrichtsminister, dem es
mehr an Geld, als an Liebe und Verständnis für die Kunst
fehlt, eine Anzahl neuer Werke für die zu gründende Galerie
angekauft, so Bilder von Filiberto Petiti (Alpenlandschaft),
Pietro Sassi (Monte Rosa), Seratino d' Avendano
(Frühling), Alessandro La Volpe (Felspartie), Antonio
Fontanes! (Brunnenszene), Luigi Sabatelli (zwei Albums
mit Radierungen); endlich von dem in der Blüte der Jahre und
des künstlerischen Schaffens hinweggerafften vortrefflichen Alfreds
Ricci mehrere Ölgemälde und Aquarellen. — Von neuen Monu-
menten ist in dem Lande, das an der „Monumentomanie"
kranken soll, vorerst wenig zu merken. Ein vorzügliches Werk
ist die von Calandra geschaffene Skizze zu einem Reiterdenkmal
des Fürsten Amedeo für Turin. Auf dem sich leicht bäumenden
Rosse sitzt der junge Fürst in der Haltung des Führers, der seinen
TruppenKomandos erteilt; der Sockelist mit Haut-Reliefs kriegerischer
Szenen geschmückt. Der Schöpfer des Denkmals ist eine der
hervorragendsten Erscheinungen der jungen Piemontesischen Schule.
Seine „Penelope" machte Calandra im Jahre 1880 in Italien
im Nu bekannt und auf sämtlichen Landesausstellungen hat der
junge Künstler neue Erfolge errungen. — In Rom werden dem-
nächst Statuen für Sella und Mamiani enthüllt werden; ebenso
ist, seitens des Offizierskorps der italienischen Marine, die Er-
richtung eines Denkmals für den kürzlich verstorbenen Marine-
Minister Admiral Saint-Bon geplant. lisivi

— München. Zu dem 50jährigen Doktor-Jubiläum des
größten lebenden deutschen Archäologen, Heinrich von Brunn,
soll seine Marmorbüite im Bibliotheksaal des deutschen archäo-
logischen Instituts zu Rom aufgestellt werden. Als sinnige Ehrung
des großen Gelehrten ist zu erwähnen, daß die griechische Regierung
zu der Büste einen Marmorblock von der Akropolis gestiftet hat.
Die Büste ist eine hervorragende Schöpfung von Professor W.
v. Ruemann. (Photographien derselben sind übrigens im Handel
durch die Verlagsanstalt für Kunst und Wissenschaft in München.)

— Berlin. Professor Gottlieb Biermann hat den
Auftrag erhalten, für die Nationalgalerie ein Porträt des großen
Ägyptologen Lepsius zu malen. Da erscheint es uns denn doch
nicht überflüssig darauf hinzuweisen, daß der Sohn des gefeierten
Gelehrten einer der vortrefflichsten Porträtmaler Münchens ist,
dessen künstlerisch vornehme Bildnisse, speziell auch die, welche
seinen Vater darstellen, auf den Münchener Ausstellungen und
auch in Berlin gelegentlich ihrer Ausstellung bei Gurlitt und
Schulte berechtigte Anerkennung fanden. DM!

2S*
 
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