Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 8.1892-1893

DOI Artikel:
Hann, Pauline: Frühjahrsausstellung der American Artists
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.11054#0375

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
FrüMhr§auFstcilung der American Artist^.

von p. Dann (New-Vork).

on den Ausstellungen unsrer jungen Himmelsstürmer
kann man behaupten, daß sie die Leaute cku ckiabls
besitzen. Sie machen stets den Eindruck der Frische, des
Unverbrauchten, mit einem Worte der Jugend. Wenn
das Können nicht immer ausreicht, das Wollen, das
Streben ist da. Mit der sorglosen Keckheit der Jugend

Auf der Hut. von F. Salle.

versuchen sie sich an den schwierigsten Aufgaben. Sie
wagen sich an das religiöse Bild — und verunglücken
(wiewohl für eines der sonst ziemlich schablonenmäßigen
religiösen Gemälde in der Ausstellung für „Gennesarel"
von John Weir die anerkennende Bezeichnung fromm
empfunden gebraucht werden kann), an das nackte Figuren-
bild — seit jeher aus gutem Grund ein Blümlein Rühr-
michnichtan — und reüssieren. „Das Bad" von Ed-
mund Tarbell, eine Frauengestalt in weißen Kissen,
von einer knienden Zofe bedient, in Linienführung, Pose
und Behandlung des Fleisches gut geschaut und sicher

wiedergegeben, erhielt den Shawpreis von 1500 Dollars.
Tie „Studie" von Reid, ein schlafendes Mädchen vom
Kaminfeuer bestrahlt, das Reflexe auf den trefflich ge-
zeichneten Körper wirft, verdient noch größere Anerkennung,
Kenyon Cox' „Schläferin" erscheint zu einem ganz un-
möglichen Knäuel zusammengeballt, entschädigt jedoch für
die gezwungene Pose durch Kraft und
gute Technik.

Wenn auch diesmal wieder die Land-
schaften an Zahl überwiegen, so kann man
doch nicht behaupten, daß sie die Aus-
stellung beherrschen. Eher steht sie unter
dem Zeichen des Porträts. Dnmond,
ein Schüler Boulangers und Lefsbvres
bringt ein lebensgroßes Bildnis einer
Schauspielerin als Portia, im scharlach-
roten Plüschtalar, rotseidenen Barett und
Unterkleidern mit einem etwas dunkler rot
abgetönten Hintergrund, das Ganze wie
in Blut getaucht, in grellen leuchtenden
Farben, aber wirkungsvoll und virtuos in
der Behandlung der Stoffe, der Präsident
der Gesellschaft, Chase, ursprünglich ein
Schüler Pilotys, aber nun unter den
Modernen eincr der Modernsten, außer
einigen impressionistisch gehaltenen Sitten-
bildern, das solid und einfach gemalte
Porträt seiner Mutter und ein Frauen-
bildnis in Weiß. Frazier, ein junger
Maler, stellt eines der besten Porträts
der Ausstellung, ein Mädchen in Dunkel-
blau aus, wahr, keusch ohne alle Affek-
tation. Am nächsten kommt ihm W. Rice
aus Durans Schule mit einem jungen
Mädchen in Weiß und Lichtgrün. Collins
zeigt in seinem Bilde eines New-Iorker
Bankiers, daß er mit offenem Auge und
talentvollen Fingern unter Bonnat ge-
arbeitet hat. Unsre Sittenbilder werden
immer mehr Studien in Farbcntönen und
Lichteffekten. Vorgang, Inhalt erscheinen
nebensächlich, das rein Malerische allein
wesentlich. Aus der großen Zahl der Aus-
stellungsbilder nenne ich die „Lotosesserin",
eine Frauengestalt von zartbläulichen und
rosenroten Dunstschleiern umwoben, die
aus Lotosblumen aufsteigt, Cali gas
„Licht und Schatten", ein krankes
Mädchen im Lehnstuhl von den saftigen frischen Farben
des Frühlings umgeben, Childe Hassams „Das letzte
Licht", zwei reizvolle Mädchen, die von einer Terrasse
mit Blumen auf eine Stadt herabsehen, mit besonders
feiner Behandlung des scheidenden Sonnenlichtes auf den
Figuren. Robert Blum stellt drei seiner köstlichen
japanischen Bilder aus, „Kirschenblüten", eine junge
Japanerin zwischen blühenden Kirschenzweigen, „Blumen-
markl in Tokio" voll Humor, Licht und Farbensrende
und das anspruchvollste des Trios „Tempelhof in Tokio",
gut in der Zeichnung, aber etwas flnnkrig in der Farbe.
 
Annotationen