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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 8.1892-1893

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Weihnachtsbücherschau [3]
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Leiste, von L. Unger

Probe-Illustration aus Theben „Im Zauber der Dichtung"

Weih ,1 a ch rs b ü ch er sch au

vom Herausgeber


Hertha Bagge, „Lieder und Bilder". (Leipzig, Amelang. wir nicht zum Lobe dieses Heftes zu sagen, das darum allen Lieb-

Preis I2M.) Eine überaus liebliche Weihnachtsgabe, da die habern wie Schülern der Baukunst bestens empfohlen sein soll,

offenbar an Ludwig Richter gebildete Künstlerin gegen alles weib- „Schloß Liechtenstein",Radierung von Feld m ann (Berlin,

liche Herkommen eine vortreffliche Zeichnerin ist, welche besonders R. Milscher, Pr. 15, 30 und 75 M.) Unter unfern Landschafts-
die rheinische Natur, nicht weniger aber auch die
Thüringens, Schwabens und des Schwarzwaldes
mit ihrer herrlich gesunden Romantik vortrefflich
zur Begleitung der Uhlandschen, Rllckertschen,

Eichendorffschen und sonstigen Lieder zu verwenden
weiß, die sie zu reizenden Landschaftskompositionen
voll Stilgefühl und seinem Natnrsinn begeistert.

Da auch die Figuren passend erfunden und gut
ausgesührt sind, so kann man wohl sagen, daß
diese späte Nachblüte romantischer Kunst wahrhaft
herzerquickend wirkt und sich gewiß viele Freunde
erwerben wird. Ja, wir wüßten nicht, daß wir
in neuerer Zeit etwas von so spezifisch deutscher
Kunst und dabei so tief Gemütvolles gesehen hätten,
als dies köstliche Album, das hoffentlich bald in
der ganzen Nation bekannt werden wird (s. S. 90).

THeden, „Im Zauber der Dichtung". Aus-
gewählte Liederblüten. (Dresden, Verlag des Uni-
versum. Preis 15 M.) Wie uns Bertha Baggcs
liebliches Heft die alte romantische Zeit unsrer
Jugendschwärmerei wieder heraufführt, so dieses
die allerneueste realistische Kunstperiode. Da nun
die Poesie dieser Periode auf keinen Fall ausge-
reicht hätte, einen Band mit allgemein beliebten
Liedern zu füllen, so mußte freilich der ganze
deutsche Parnaß von Hvltp und Voß bis Ritters-
Haus und Martin Greis abgegrast werden zu diesem
Zweck, während die Illustrationen sämtlich der
neueren Richtung augehören. Das Beste davon
haben freilich Fr. Aug. Kaulbach, Simm, Wolde-
mar Friedrich beigetragen, die so wenig als Hugo
Kauffmann, Liezenniayer, Defregger oder Raupp
zur allerneuesten Schule zählen. Dennoch ist aus
dieser bunten Gesellschaft ein allerliebstes Ganzes,
ein Potpourri von unbestreitbar pikantem Reiz ent-
standen, das sich in jedem Salon sehen lassen darf.

„Skizzen von Otto Rieth." (Berlin,

Siemens. Pr. 20 M.) Diese neue Folge architek-
tonischer „Studien und Entwürfe" eines offenbar
hochbegabten Baukünstlers enthält alle möglichen
Monumentalbauten und dekorativen Ausgaben,
meist in Spätrenaissance und Barockstil, die jeden-
falls ein ungewöhnliches Talent verraten. Jndeß
würden sie damit noch immer nicht hinreichend
die Aufmerksamkeit fesseln, wenn sie in der gewöhn-
lichen trockenen und nüchternen Art so vieler
unsrer Architekten gezeichnet wären. Statt dessen
sind sie aber mit der Feder und einer stolzen
Meisterschaft, einem durchdringenden Formver-
ständnis und einem Sinn für malerische Wirkung
hingeschrieben, wie wir ihnen in gleichem Maße bei
neueren Baumeistern kaum je begegnet sind. Das
gilt selbst sür den Figurenschmuck dieser Bauten,
den Rieth besser beherrscht, als seine meisten
Standesgenossen, daß nian gleich denkt, so müßte
Schlüter etwa gezeichnet haben. Mehr wüßten

') II. siehe Heft 5.

Skizze, von V. Rieth
 
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